Eduard von Liebert

Eduard von Liebert
Eduard von Liebert

Eduard Wilhelm Hans von Liebert (* 16. April 1850 in Rendsburg, Schleswig-Holstein; † 14. November 1934 in Tscheidt (später: Maxwaldau), Landkreis Ratibor, Oberschlesien) war ein königlich preußischer General der Infanterie, Politiker und Militärschriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Er entstammte einer schlesischen Familie. Sein Großvater Johann Karl Sigismund Liebert war Arzt in Langenbielau in Niederschlesien. Liebert heiratete in erster Ehe am 29. April 1876 in Kiel Helene Dittmer (* 14. Februar 1856 in Grönwold, Holstein; † 3. Oktober 1898 in Berlin); aus dieser Ehe stammt seine einzige Tochter Elsa (1877-nach 1941). Anschließend heiratete Liebert ein zweites Mal.

Liebert wurde am 1. Januar 1900 in Berlin in den preußischen erblichen Adelsstand erhoben. Der Name starb allerdings mit Verheiratung seiner Tochter Elsa aus.

Leben

Am 6. August 1866 wurde er Sekondeleutnant und kämpfte im Deutsch-Französischen Krieg aus dem er mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse zurückkam.

Im Jahre 1872 wurde er zum Premierleutnant befördert, kam als Lehrer 1876 an die Kriegsschule in Hannover und 1878 zum Hauptmann befördert. 1881 in den Generalstab berufen avancierte er am 20. Februar 1886 zum Major und am 16. Mai 1891 zum Oberstleutnant. Er war 1892 Stabschef des X. Armee-Korps in Hannover und unternahm in dieser Position eine längere Informationsreise nach Deutsch-Ostafrika. 1894 wurde er Kommandeur des in Frankfurt (Oder) an der Oder stehenden [1]

Ab 1896 war Liebert im Rang eines Generalmajors Kommandeur der kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika und wurde 1897 zum Gouverneur der Deutschen Kolonie ernannt. In dieser Funktion zog er sich vor allem durch massive Steuererhöhungen Unmut zu, der 1901 zu seinem Rücktritt führte. Im selben Jahr wurde er Kommandeur der 6. Division in Brandenburg und 1903 mit Beförderung zum General der Infanterie zur Disposition gestellt.

Im Jahr 1904 wurde er Gründungsvorsitzender des Reichsverbands gegen die Sozialdemokratie in Berlin, Mitglied der Hauptleitung des Alldeutschen Verbands, Mitglied im Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft und war 1909 einer der Initiatoren des rechtskonservativen Deutschen Frauenbunds. Von 1907 bis 1914 war er Mitglied des Reichstags als Abgeordneter der Reichs- und Freikonservativen Partei (RFKP).

Im Alldeutschen Verband verfocht Liebert mehrfach die Rassentheorien. So hielt er auf dem Verbandstag am 27. und 28. Mai 1904 in Lübeck einen Vortrag über „Die Zukunftsentwicklung unserer Kolonien“, in dem er sich gegen einen angeblichen „Rassenverderb“ in den Deutschen Kolonien aussprach. Auf dem Erfurter Verbandstag vom 6. September 1912 griff er die vom Reichstag beschlossene Rechtsgültigkeit der „Mischehen“ in den Kolonien an, bzw. bezeichnete den diesbezüglichen Antrag als „jedem Rassengefühl und Rassenstolz ins Gesicht“ schlagend.[2]

Im Jahr 1914 wurde Liebert reaktiviert und zunächst als Gouverneur von Lodz (Polen) eingesetzt. Im Ersten Weltkrieg war er schließlich 1917 Kommandierender General in Rumänien.

Kurz vor Auflösung des Preußischen Herrenhauses (1918) wurde Liebert noch im letzten Jahr als dessen Mitglied berufen.

Liebert betätigte sich auch als Militärschriftsteller und bediente sich dabei gelegentlich des Pseudonyms Samarticus.

1929 trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei ein.

Werke (Auswahl)

  • Deutschland Heldenzeit 1870/71. Schlachtschilderungen (1914)
  • Feldmarschall Meithardt von Gneisenau. Ein Lebensbild (1914)
  • Generalfeldmarschall Graf Hellmuth von Moltke. Eine Lebensskizze (1914)
  • Aus einem bewegten Leben. Erinnerungen (1925)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Von Lübecks Thürmen; 6. Jg., Ausgabe von Sonnabend, den 19. Dezember 1896, Artikel:Oberst Liebert, Gouverneur von Deutsch-Ostafrika
  2. Uwe Lohalm: Völkischer Radikalismus. Die Geschichte des Deutschvölkischen Schutz- und Trutz-Bundes. 1919–1923. Leibniz-Verlag, Hamburg 1970, ISBN 3-87473-000-X, S. 37.

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