Eduard Georg Jacoby

Eduard Georg Jacoby

Eduard Georg Jacoby (auch: Peter Jacoby; * 3. April 1904 in Breslau; † 10. August 1978 auf den Fidschi-Inseln) war ein deutsch-neuseeländischer Soziologe und Bevölkerungswissenschaftler.

Der Sohn des Gräzisten Felix Jacoby legte 1922 in Kiel an der Gelehrtenschule die Abiturprüfung ab und nahm ebendort ein Studium ein Studium der Rechtswissenschaften auf und setzte es in Freiburg und Berlin fort. Ab 1923 besuchte er soziologische Lehrveranstaltungen von Ferdinand Tönnies, der ihn bleibend beeindruckte; 1926 ließ Jacoby sich ein Jahr lang dafür beurlauben, empirisch-statistisch für Tönnies zu arbeiten.

1925 legte er in Kiel seine staatliche Referendarprüfung, 1929 seine Assessorprüfung ab und promovierte bei Walter Jellinek mit der Arbeit Der Finanzausgleich. Eine begriffliche Untersuchung zum Dr. jur.

1931 trat er beim preußischen Handelsministerium in Berlin eine Stelle an, wo seine hoffnungsvolle Karriere 1933 abgebrochen wurde, als der Sohn eines jüdischen Vaters aus dem Staatsdienst entlassen wurde - eine nationalsozialistische Ungerechtigkeit, die er zeitlebens nicht völlig verwand.

Er arbeitete dann in einem jüdischen Bankgeschäft, war noch bis 1935 Mitredakteur von Tönnies' letztem Werk Geist der Neuzeit, wanderte dann aber nach der Schließung seiner Firma mit seiner Braut Ilse Susanne Moschel (* 1913, † ?) nach Neuseeland aus. Dort heirateten die beiden. Jacoby arbeitete zunächst als Buchhalter mehrerer Firmen, wurde bei Kriegsausbruch jedoch nicht interniert (wie vergleichbare deutsche Emigranten in Großbritannien) und 1946 eingebürgert. 1948 übernahm er als Peter Jacoby im neuseeländischen Erziehungsministerium dessen demographische Planung; so erfolgreich, dass 1959 die UNESCO Ansätze von ihm übernahm.

In scharfer Kritik von René Königs Tönniesrezeption veröffentlichte Jacoby 1971 seine grundlegende Tönnies-Studie über die Entstehung und Theorie der Moderne in Deutschland, das er auch zur Sicherstellung tönniesianischer Nachlassmaterialien aufsuchte.

Erfolgreich in seiner neuen Heimat starb er 1978 auf einer Urlaubsreise und liegt in Wellington (Neuseeland) begraben. Sein Nachlass befindet sich teils in der Bibliothek der Victoria University in Wellington, teils in der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel.

Publikationen (Auswahl)

  • Eduard Georg Jacoby: Die moderne Gesellschaft im sozialwissenschaftlichen Denken von Ferdinand Tönnies. Eine biographische Einführung, Enke, Stuttgart 1971
  • Peter Russell / Peter Jacoby: [Beitrag], in: James N. Bade (Hg.), Out of the Shadows of War: The German Connection with Nea Zealand in the Twentieth Century, Oxford University Press, Auckland 1998, S. 204-207

Literatur

  • Jürgen Zander: Eduard Georg Jacoby, in: Tönnies-Forum, Jg. X, H. 2, 2001, S. 61-67

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