Edmund Kesting

Edmund Kesting

Edmund Kesting (* 27. Juli 1892 in Dresden; † 21. Oktober 1970 in Birkenwerder bei Berlin) war ein deutscher Maler, Grafiker, Fotograf und Kunstpädagoge.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Der 1892 als Sohn eines Gemeindepolizeisekretärs in Dresden geborene Kesting studierte ab 1911 Malerei und Bildhauerei in seiner Heimatstadt an der Kunstgewerbeschule bei Friedrich Kleinhempel, Ermenegildo Antonio Donadini und Richard Guhr. Ab 1915 setzt er sein Studium an der Akademie der bildenden Künste bei Richard Müller fort. Zwischen 1915 und 1918 nimmt er am I. Weltkrieg in Frankreich teil. Anschließend setzt er sein Studium als Meisterschüler von Otto Gussmann fort. 1919 gründet Kesting die private Kunstschule Der Weg - Schule für Gestaltung. Zeitweilig studiert dort u.a. Lea Langer. 1921 begegnet er Herwarth Walden und beginnt im Sturm mitzuarbeiten.

Seit 1920 entstehen konstruktivistische Arbeiten und Schnittcollagen. Er fertigt Ölgemälde, Aquarelle und Gouachen an. 1922 heiratet Kesting seine Schülerin Gerda Müller. Es bestehen enge Kontakte zu Avantgardekünstlern wie Kurt Schwitters, László Moholy-Nagy, El Lissitzky, Alexander Archipenko und anderen. Insbesondere Schwitters Arbeiten beeindrucken Kesting stark. Von 1923 an beteiligt er sich an den Ausstellungen des »Sturm«-Kreises.

Seit etwa 1925 beschäftigt er sich intensiver mit der Fotografie. Er erprobt experimentelle Fototechniken wie Mehrfachbelichtungen, Fotogramme und Negativmontagen; dabei verwendet Kesting Kameras mit großen Mattscheibenformaten. 1926 kommt es zur Gründung der Berliner Schule Der Weg und der Gründung der Gesellschaft der Sturmfreunde in Dresden. Kesting ist nun auch international erfolgreich. Er nimmt an Ausstellungen in Moskau und New York teil. Das Museum of Modern Art erwirbt Schnittcollagen von ihm. Er beginnt mit den Mehrfachbelichtungen, in denen er ausdrucksstarke Möglichkeiten der Fotografie erkundet. Seit 1930 beschäftigt sich Kesting mit Porträtaufnahmen und Tanzfotografien. Anfang der dreißiger Jahre tritt er in den Werkbund ein. 1933 finden bei ihm erste Hausdurchsuchungen statt; Kesting vernichtet daraufhin einige seiner Werke. Er erhält Mal- und Ausstellungsverbot; die Fotografie ist davon nicht betroffen. Daher arbeitet Kesting zunächst als Werbefotograf für Foto- und Autofirmen. 1937 werden zwölf seiner Werke als » entartet« aus Museen entfernt; in der Folgezeit fotografiert er Architektur in Dresden und dokumentiert die Kunstschätze im Grünen Gewölbe. Kesting entwickelt eine Technik der „Chemischen Malerei“, bei der er mit Fotosubstanzen auf lichtempfindlichem Papier unter Einbringung verschiedener Mal- und Kratztechniken experimentiert.

1945 gründet Kesting mit Karl von Appen, Helmut Schmidt-Kirstein, Hans Christoph und anderen in Dresden die Künstlergruppe der ruf - befreite Kunst. 1945/46 entsteht nach der Zerstörung Dresdens eine Serie von experimentellen Fotoarbeiten mit dem Titel Dresdner Totentanz. 1946 wird Kesting an die Akademie für Werkkunst in Dresden berufen; er übernimmt die Leitung der Lehrwerkstatt »Photographie und Film«; ein Jahr später wird er entlassen. 1948 wird er Leiter der Fachklasse für Fotografie an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. 1953 kommt es zur fristlosen Kündigung im Zuge des Formalismusstreits. Zwischen 1949 und 1959 findet keine Ausstellung seiner Werke in der DDR statt. Kesting zählt zu den Vertretern der Informellen Malerei. 1955 wird er an die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg berufen als »Lehrbeauftragter für die Fachrichtung Kamera«; er wird 1960 emeritiert. Ende der 50er Jahre ist er als Prominentenfotograf tätig und 1958 wird sein Buch Ein Maler sieht durch's Objektiv veröffentlicht.

1960 kehren seine sichergestellten Arbeiten aus der Sowjetunion zurück. Er erhält den Auftrag, die Mitglieder der Akademie der Künste zu fotografieren. Mit dem Bau seines Sommerhauses in dem durch seine Künstlerkolonie bekannt gewordenen Ahrenshoop wird 1961 begonnen. Kesting hält sich in den kommenden Sommern auf dem Darß und Fischland auf. Die Landschaft inspiriert ihn zu zahlreichen Werken. Edmund Kesting stirbt 1970 in Birkenwerder bei Berlin. Das Werk Kestings findet in der DDR erst seit etwa 1980 offizielle Anerkennung.[1]

Ausstellungen (Auswahl)

Einzelausstellungen

Zu seinen Lebzeiten

  • 1916 Kunsthandlung Emil Richter, Dresden (nach mündlicher Aussage erste persönliche Ausstellung)
  • 1919 Galerie Ernst Arnold, Dresden (zusammen mit Carl Piepho)
  • 1923 Galerie "der Sturm", Berlin (zusammen mit Bela Kádár u.a.)
  • 1931/32 Kunstschule "Der Weg", Dresden (zusammen mit Lehrkräften und Schülern)
  • 1959 Kunstausstellung Kühl, Dresden (60 Aquarelle 1919-1943)
  • 1960 Kunstausstellung Kühl, Dresden (Zeichnungen und Aquarelle von der Sowjetunion gerettet und zurückgegeben)
  • 1962 Städtische Kunstsammlungen, Karl-Marx-Stadt
  • 1966 Kunstausstellung Kühl, Dresden
  • 1964 Bunte Stube, Ahrenshoop
  • 1967 Rathaus, Birkenwerder
  • 1969 Städtische Kunstsammlungen, Görlitz

Posthume Ausstellungen

  • 1972 Galleria del Levante, Mailand und München (Kunstschule "Der Weg")
  • 1980 Galerie am Sachsenplatz, Leipzig
  • 1982 Kunstausstellung Kühl, Dresden
  • 1983 Galerie Stolz, Köln (Die Gründer der "Weg-Schule")
  • 1983 Kulturhaus Hans Marchwitza, Potsdam
  • 1988/89 Albertinum, Dresden
  • 1992 Galerie Döbele, Stuttgart
  • 2003 Kunstkaten, Ahrenshoop

Sammelausstellungen

  • 1916 Galerie Arnold, Dresden (Zweite Ausstellung Dresdner Künstler, die im Heeresdienst stehen)
  • 1920 und 1921 Lennéstraße, Dresden ( Dresdner Künstlervereinigung Sommerausstellung)
  • 1924 1. Allgemeine Deutsche Kunstausstellung, Moskau und Leningrad
  • 1926 Ausstellungen in Moskau, New York und Berlin
  • 1930 Das Lichtbild. Internationale Ausstellung, München
  • 1932 Kunstverein, Dresden (1. Ausstellung der Dresdner Sezession)
  • 1936 Dresdner Kustauststellung, Dresden
  • 1945 Grünes Haus, Dresden (der ruf - befreite kunst)
  • 1946 Nordhalle, Dresden (1. Allgemeine Deutsche Kunstausstellung)
  • 1949 Brandenburgische Landeskunstausstellung, Potsdam
  • 1959 Staatliche Galerie Moritzburg, Halle (Künstlerische Fotografie in Dresden)
  • 1961 Orangerie im Schloss Charlottenburg, Berlin (Der Sturm - Europäische Avantgarde 1912-1932)
  • 1966 Kunstmuseum, Bern (Nell Walden. Sammlung und eigene Werke)
  • 1967 Lenbachhaus, München (Collage 67)
  • 1970 Tate Gallery, London (The non objective world 1914-1924)
  • 1975 Staatliche Museen, Berlin (Die Collage in der DDR)
  • 1979 Altes Museum, Berlin (Weggefährten - Zeitgenossen. Bildende Kunst aus drei Jahrzehnten)
  • 1980 Berliner Ausstellungszentrum am Fernsehturm (Berliner Kunst. Retrospektive. Malerei, Grafik, Plastik)
  • 1980 Berlinische Galerie (Kunst in Berlin. Um 1930 bis 1960)
  • 1985 Albertinum, Dresden (Dresden. Bekenntnis und Verpflichtung)
  • 1988 Country Museum of Art, Los Angeles

Literatur

Veröffentlichungen

  • Dresden, wie es war, Rembrandt-Verlag, Berlin 1955
  • Ein Maler sieht durch's Objektiv, Fotokino Verlag, Halle 1958
  • Chorin: Gestalt und Geschichte eines Zisterzienserklosters, St. Benno-Verlag, Leipzig 1962

Sekundärliteratur

  • Klaus Werner (Hrsg.): Edmund Kesting : Ein Maler fotografiert, Fotokinoverlag, Leipzig 1987
  • Edmund Kesting : Gemälde, Zeichnungen und farbige Blätter, Graphik, Photographien ; Ausstellung im Albertinum, 1. November 1988 - 3. Januar 1989, Kupferstich-Kabinett, Dresden 1989
  • Guenter Roese (Hrsg.): Edmund Kesting, im Licht des Nordens : Bilder vom Meeressaum und Küstenland, MCM-Art-Verlag, Berlin 2003

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.dhm.de/ausstellungen/endeanf/kesting_bio.html

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