Edith Wharton

Edith Wharton

Edith Wharton geborene Edith Newbold Jones (* 24. Januar 1862 in New York City; † 11. August 1937 in Saint-Brice-sous-Forêt, Frankreich) war eine amerikanische Romanautorin und Verfasserin von spöttelnden Geschichten über die „obere Gesellschaft”.

Edith Wharton, Foto 1915

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Edith Wharton wurde als Tochter von George Frederic Jones und Lucretia Stevens Rhinelander in New York City geboren. Sie hatte zwei ältere Brüder, Frederic Rhinelander Jones und Henry Edward Jones. Wharton wurde in eine aristokratische Familie hineingeboren, deren Geschlecht seit 300 Jahren mit New York verbunden war. Ihre Kindheit drehte sich um perfektes Benehmen und die gesellschaftliche Repräsentation. Sie wurde ausschließlich zu Hause mit Hilfe der väterlichen Bibliothek unterrichtet. In ihrem späteren Leben kämpfte sie gegen diese Art der Erziehung und den gesellschaftlichen Zwang.

Sie begann früh zu lesen, sich hineinzudenken, daraus Geschichten zu erfinden und diese ihrem aus Europa stammenden Kindermädchen vorzuspielen. Edith heiratete 1885 Edward Robbins „Teddy” Wharton, einen zwölf Jahre älteren Bankier aus Boston. Gemeinsam bewohnten sie ein Haus in New York, später lebten sie auf Rhode Island und in Massachusetts. Doch sie war nicht glücklich. Sie fand heraus, dass ihr Mann Geld für jüngere Frauen ausgab. Die Ehe zerbrach langsam. Geflüchtet nach Paris begann sie 1908 eine Affaire mit dem für The Times schreibenden Journalisten Morton Fullerton, einem bisexuellen Lebemann. Er war die große Liebe ihres Lebens und durch ihn entwickelte sie sich zu einer sexuell befreiten Frau. Diese Beziehung hielt aber nur drei Jahre. Bald lebte sie alleine in Paris. Ihre eigene Geschichte weckte die Lust am Schreiben. Reale Personen finden sich in ihren Werken wieder. Sie wurde schnell bekannt und konnte als Autorin bequem leben. Whartons erstes Buch, The Decoration of Houses, erschien 1897.

1913 wurde die kinderlose Ehe mit Edward Wharton geschieden. Sie heiratete nie wieder. Stattdessen reiste sie viel, half Flüchtlingen während des Ersten Weltkriegs. Wharton schrieb Berichte über den Krieg für amerikanische Zeitungen. Sie reiste nur noch einmal nach Amerika, um 1920 den Pulitzer-Preis für The Age of Innocence entgegenzunehmen.

Viele Intellektuelle ihrer Zeit, unter anderem Theodore Roosevelt, F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway trafen sich in ihrem Salon, um Gedanken auszutauschen. Wharton pflegte eine innige platonische Freundschaft mit Henry James. Unter ihren Freunden waren Walter Van Rensselaer Berry und Bernard Berenson, mit denen sie 1913 durch Deutschland reiste. Wharton besaß zwei Häuser in Frankreich, eines im Norden von Paris, eines bei Hyères, Castel St. Claire.

Im August 1937 verstarb sie infolge eines Schlaganfalls. Ihr Grab befindet sich auf dem Cimetière des Gonards in Versailles. Auf ihrem Grabstein ist zu lesen: „O Crux Ave Spes Unica” – „Heiliges Kreuz, unsere einzige Hoffnung, sei gegrüßt!”

Literarische Bedeutung

Whartons zentrale Themen waren soziale Konflikte, unterdrückte Sexualität, veraltete gesellschaftliche Strukturen und der Stand der Neureichen. Ihre Literatur wurde von ihrem Tod bis in die siebziger Jahre hinein als altmodisch angesehen. Durch ihre Biographie sowie Buchverfilmungen, wie beispielsweise Martin Scorseses filmische Adaption ihres Romans The Age of Innocence (1993), die im deutschsprachigen Raum unter dem Titel Zeit der Unschuld gezeigt wurde, entstand neues Interesse an ihren Werken.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • The Decoration of Houses 1897
  • The Greater Inclination (Geschichtensammlung) 1899
  • The Touchstone, 1900. Dt. Der Prüfstein. Novelle, übersetzt von Manfred Allié, Dörlemann Verlag, Zürich 2004. ISBN 978-3-908777-11-3
  • The Valley of Decision (Novelle) 1902
  • The House of Mirth 1905 (dt: Das Haus der Freude)
  • Madame de Treymes 1907
  • Ethan Frome 1911
  • The Reef (novel) 1912
  • The Custom of the Country 1913
  • The Age of Innocence 1920 (dt.: zuerst Amerikanische Romanze Übers. Richard Kraushaar. Herbig, Berlin 1939; Nachkriegs-Ausgaben: Im Himmel weint man nicht Übers. Lotte Katscher & Herbert Brunar. Rohrer, Wien 1951 (sowie Buchclubs); weitere häufige Aufl. ab 1986 udT: Zeit der Unschuld Übers. Kraushaar (wie 1939) & Benjamin Schwarz) Nachkriegs-Auflagen beruhen auf einer veränderten Fassung des Originals, die E.W's. Patensohn und späterer Nachlassverwalter William (Royall) Tyler 1948 vorgenommen hat. Ursprungsfassung siehe Weblinks. - Auszüge in Engl. für den Schulgebrauch: Cornelsen 2005 ISBN 3464244156, Neubearb. ISBN 3068009464 .- Siehe auch: Verfilmungen
  • The Glimpses of the Moon, 1922 (dt.: Der flüchtige Schimmer des Mondes)
  • A Backward Glance (Memoiren), 1934
  • The Buccaneers 1938 (blieb von Wharton unvollendet, von Marion Manwaring 1993 zu Ende geschrieben)

Verfilmungen (Auswahl)

Literatur

  • Shari Benstock: Ich gehe meinen Weg. Das Leben der Edith Wharton Übers. aus dem Amerik. No gifts from chance von Sabine Schwenk & Kristine Rohrbach. Goldmann, München 1995 (Reihe: Frauenleben) ISBN 3442429749
  • Hermione Lee: Edith Wharton. Alfred A. Knopf, New York 2007, ISBN 978-0-375-40004-9. (englisch)
  • Richard Warrington Baldwin Lewis: Edith Wharton. A Biography Harper, N. Y. 1975 ISBN 0060126035; häufige Neuauflagen
  • Susan Goodman: Wharton's Women: Friends & Rivals UP of New England, Lebanon/New Hampshire 1999 ISBN 0874515246

Weblinks

 Commons: Edith Wharton – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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