Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung

Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung
Alte Mosterei
Inschrift am Genossenschaftshaus

Die nördlich von Berlin in Oranienburg liegende Siedlung Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung eG wurde am 28. Mai 1893 von 18 Berliner Vegetariern im Westteil der Stadt als erste vegetarische Siedlung in Deutschland noch vor dem Monte Verità unter dem ursprünglichen Namen Vegetarische Obstbau-Kolonie Eden e.G.m.b.H gegründet. Ab 1920 unter dem Namen Obstbau-Siedelung Eden e.G.m.b.H. geführt, trägt die Genossenschaft seit der Wende ab 1990 die Bezeichnung Eden Gemeinnützige Obstbau-Siedlung eG. Der Name wurde nach der Bezeichnung für das Paradies Eden gewählt. Anfangs strikt vegetarisch orientiert, öffnete sich die Siedlung später für ein breiteres Anliegen der Lebensreformbewegung und danach ab der Zeit des Ersten Weltkrieges völkischen und antisemitischen Tendenzen. So wurde 1916 erklärt, dass zum „Siedeln“ im Sinne der Siedlung eine „deutsch-völkische Gesinnung“ Voraussetzung sei, zu welcher wiederum nur „deutsches Ariertum“ befähige.[1] Anregungen zu der Gründung kamen auch aus Ideen, die im Friedrichshagener Dichterkreis zirkulierten. Ein entschiedener Förderer war der Soziologe Franz Oppenheimer, der auch das Projekt „Bärenklau“ in der Mark Brandenburg begleitete. Zu den Vorstandsmitgliedern der Genossenschaft gehörte Paul Schirrmeister, eine der führenden Persönlichkeiten der Lebensreform. Heute leben in Eden etwa 1000 Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Prominente Edener

Relief am Genossenschaftshaus
Relief
Ehemalige Jugendherberge
  • Adolf Damaschke, Führer der Bodenreformbewegung, war von 1911 bis zu seinem Tode 1935 Mitglied der Genossenschaft
  • Silvio Gesell ab 1911 bis zum Ersten Weltkrieg in Eden, kehrte 1927 hierher zurück und blieb bis zu seinem Tod 1930
  • Wilhelm Groß (1883–1974), Bildhauer und Prediger
  • Carl Gustav Hempel, Philosoph, wuchs hier auf
  • Karl Klindworth (1830–1916), Komponist, Dirigent, Musikpädagoge und Klaviervirtuose
  • Gustav Lilienthal (1849–1933), Flugpionier und Baumeister, errichte Siedlungshäuser, lebte aber nicht in Eden
  • Winifred Wagner (1897–1980), Adoptivtochter von Karl Klindworth, Schwiegertochter von Richard Wagner

Literatur

  • Judith Baumgartner: Ernährungsreform – Antwort auf Industrialisierung und Ernährungswandel. Ernährungsreform als Teil der Lebensreformbewegung am Beispiel der Siedlung und des Unternehmens Eden seit 1893. Diss. Frankfurt et al 1992.
  • Christian Böttger: Alternatives Leben vor den Toren Berlins. Ulrich Grober: Ausstieg in die Zukunft. Links, 1998.
  • Ulrich Grober: An den Wurzeln: Obstbausiedlung Eden
  • Werner Onken: Die Genossenschaftssiedlung Eden-Oranienburg – Geschichte und Aktualität eines Bodenreformexperiments. In: Modellversuche mit sozialpflichtigem Boden und Geld (PDF)
  • Joachim Joe Scholz: Haben wir die Jugend, so haben wir die Zukunft. Die Obstbausiedlung Eden/Oranienburg als alternatives Gesellschafts- und Erziehungsmodell (1893–1926). (Bildungs- und kulturgeschichtliche Beiträge für Berlin und Brandenburg, Band 3). Berlin: Weidler, 2002, ISBN 3-89693-217-9
  • Astrid Segert, Irene Zierke: Auf der Suche nach Eden. Die lebensreformerische Genossenschaft Eden an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Waxmann, 2002.

Ähnliche Gemeinschaften

Eine ähnliche Kolonie war Heimland in Brandenburg, weitere, sehr unterschiedliche Projekte finden sich in der Kategorie:Geplante Gemeinschaft.

Weblinks

Quellen

  1. George L. Mosse: Die völkische Revolution. Über die geistigen Wurzeln des Nationalsozialismus. Frankfurt/Main 1991, S. 123f.
52.74947713.20592

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