Ebola-Virus

Ebola-Virus
Genus Ebolavirus
Ebola-Virus
Systematik
Reich: Viren
Ordnung: Mononegavirales
Familie: Filoviridae
Gattung: Ebolavirus
Art: Côte d´Ivoire-Ebolavirus

Reston-Ebolavirus

Sudan-Ebolavirus

Zaïre-Ebolavirus

Taxonomische Merkmale
Genom: (–)ssRNA linear
Baltimore: Gruppe 5
Symmetrie: helikal
Hülle: vorhanden

Die Gattung Ebolavirus aus der Familie der Filoviridae umfasst vier Spezies und 14 Subtypen von behüllten Einzel(–)-Strang-RNA-Viren. Die Ebolaviren sind für das Ebolafieber verantwortlich. Neben dem Menschen infizieren sie Primaten, wie Affen, Gorillas und Schimpansen und lösen bei ihnen ein hämorrhagisches Fieber aus.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Ebola-Virus

Das Ebolavirus besitzt eine fadenförmige (lat. filum = Faden), manchmal auch bazillusförmige Gestalt, es kann in seiner Grundstruktur aber auch gelegentlich U-förmig gebogen sein. In seiner Länge variiert es bis zu maximal 14.000 nm, jedoch beträgt der Durchmesser konstant 80 nm und es gehört damit zusammen mit der Gattung Marburgvirus aus derselben Familie zu den größten bekannten RNA-Viren. Als weitere Besonderheit besitzt dieser Erreger auch die Matrixproteine VP40 und VP24.

Ebolaviren sind fähig, sich in fast allen Zellen des Wirtes zu vermehren. Dabei kommt es aufgrund der schnellen Virensynthese zu einem Viruskristall (Crystalloid), der vom Bereich des Zellkerns nach außen dringt und einzelne Viren nach Lyse der Zelle freilässt.

Herkunft allgemein

Die Viren stammen aus den tropischen Regenwäldern Zentralafrikas und Südostasiens (Subtyp Reston) und traten erstmals 1976 in Yambuku, Zaire (Demokratische Republik Kongo) und nahezu gleichzeitig im Sudan auf. Die Gattung wurde nach dem kongolesischen Fluss Ebola benannt, in dessen Nähe es zum ersten Ausbruch kam. In 55 Dörfern entlang dieses Flusses erkrankten 318 Menschen, von denen 280 starben, welches einer Sterberate von 88% entspricht. Der erste Fall trat in einem belgischen Missionskrankenhaus auf. Kurz darauf waren fast alle Nonnen und Krankenschwestern – sowie die meisten, die das Krankenhaus besucht hatten oder noch dort waren – erkrankt. Die Schwestern besaßen nur fünf Injektions-Nadeln, die sie, ohne sie zwischendurch zu desinfizieren oder zu sterilisieren, für hunderte Patienten verwendet hatten.

Übertragung

Übertragen werden die Ebolaviren durch direkten Körperkontakt und bei Kontakt mit Körperausscheidungen infizierter Personen per Kontaktinfektion beziehungsweise Schmierinfektion. Weiterhin ist eine Übertragung per Tröpfcheninfektion (aerogene Transmission), durch Geschlechtsverkehr und nach der Geburt (neonatale Transmission) möglich, wobei diese Übertragungswege jedoch bislang nur eine untergeordnete Rolle spielen. Aufgrund der hohen Letalität und Infektionsgefahr wird der Erreger in Klasse 4 der Biostoffverordnung eingeteilt.

Reservoir

Das natürliche Reservoir der Ebolaviren (Hauptwirt, Reservoirwirt) ist bis heute nicht zweifelsfrei gefunden. Es gibt jedoch starke Hinweise auf den Flughund, der in Afrika weit verbreitet ist. [1]

Spezienunterscheidung

Vier Spezies der Ebolaviren werden unterschieden und jeweils nach den Orten ihres ersten Auftretens benannt: Zaïre-Ebolavirus (6 Subtypen), Sudan-Ebolavirus (3 Subtypen), Côte d'Ivoire-Ebolavirus (1 Subtyp) und das Reston-Ebolavirus (4 Subtypen). Die drei erstgenannten Spezies verursachen beim Menschen ein hämorrhagisches Fieber mit einer Letalitätsrate von etwa 50 bis 90%. Diese hohe Sterblichkeit deutet wie bei den Marburgviren darauf hin, dass die Ebolaviren mit ihren Subtypen noch nicht an den Menschen angepasst und neu in die Population eingedrungen sind. Die Schädigung seines Wirts bis hin zu seinem Tod ist für ein Virus kein vorteilhafter Effekt, da es zur eigenen Vermehrung auf diesen Wirt angewiesen ist. Die dennoch beim Wirt ausgelösten Symptome sind Nebeneffekte der Infektion. Die bei Ebola vorliegende Verbreitungsstrategie des Erregervirus wird als Hit and Run bezeichnet. Ist ein Virus besser an seinen Wirt angepasst, ist auch seine Chance größer, sich weiter zu verbreiten, denn von einem solchen Virus wird der Wirt nicht mehr in der akuten Erkrankungsphase getötet. Für den Fall, dass der Wirt nunmehr nicht sofort wirksame Antikörper entwickelt, welche das Virus abtöten, kann das Virus den Wirt viel länger für seine eigene Vermehrung benutzen, wobei es hiermit die sogenannte Infect and persist-Strategie anwendet.

Zaïre-Ebolavirus

Diese Spezies ist mit einer Letalitätsrate von 60–90% die tödlichste aus der Familie der Filoviridae. Es werden hier vier Unterstämme unterschieden: Eckron, Mayinga (Letalität 90%), Gabon und Kikwit.

Struktur

Wie alle Ebolastämme besitzt der Subtyp Zaire einen Durchmesser von ca. 80 nm und eine Länge von 990–1086 nm. Das komplette Virus besteht insgesamt aus ca. 19.000 Basen.

Auftreten

Erstmals tauchte das Zaïre-Ebolavirus 1976 im Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) auf und verursachte 280 Tote bei 318 Infizierten (Letalität 88%). Ein Jahr später erkrankte und verstarb eine weitere Person im Zaire.

  • 1994 erkrankten 52 Menschen, 31 von ihnen verstarben (Letalität 60%).
  • 1995 infizierten sich 315 Bewohner, 250 von ihnen verstarben (Letalität 81%).
  • 1996–1997 wurden im Gabun in 2 Wellen 21 von 37 Menschen (Letalität 57%), bzw. 45 von 60 getötet (Letalität 74 %). Dazu kam noch ein Todesfall aus Südafrika.
  • 2001–2002 kam es wieder in Gabun zu einer Epidemie, der 53 von 65 Menschen zum Opfer fielen (Letalität 82%).

Zeitgleich dazu kam es auch in der Demokratischen Republik Kongo zu 44 Toten bei 59 Infizierten (Letalität 75%).

  • 2002–2003 verstarben 128 von 143 Personen an dem Virus, als es in der Demokratischen Republik Kongo erneut zu einer Epidemie kam (Letalität 89%).
  • Der letzte bekannte Ausbruch fand von November bis Dezember 2003 in der Demokratischen Republik Kongo statt. Dort infizierten sich 35 Menschen, 29 von ihnen verstarben (Letalität 83%). [2]

Reston-Ebolavirus

Diese Spezies löst in Makaken eine Erkrankung aus, beim Menschen findet lediglich eine subklinische Infektion statt, das heißt, es treten keinerlei Krankheitszeichen auf.

Einzelnachweise

  1. Nature, Bd. 438, S. 575
  2. http://www.who.int "fact sheet May 2004 Ebola haemorrhagic fever"

Literatur

  • Hans-Dieter Klenk (Hrsg.): Marburg and Ebola Viruses, Current Topics in Microbiology and Immunology, 235, Springer, 1999, ISBN 3-540-64729-5
  • Jens H. Kuhn & Charles H. Calisher (Hrsg.): Filoviridae: The Marburgviruses and Ebolaviruses, Reihe: Archives of Virology. Supplementa, 1. Auflage, Springer, Wien 2005, ISBN 3-211-20671-X, ISBN 978-3-211-20671-3
  • Jens H. Kuhn & Charles H. Calisher (Hrsg.): Filoviruses, A Compendium of 40 Years of Epidemiological, Clinical, and Laboratory Studies, Reihe: Archives of Virology 20 (Gebundene Ausgabe), Springer-Verlag KG, 2008, ISBN 3-211-20670-1, ISBN 978-3-211-20670-6

Weblinks


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