E-Book-Reader

E-Book-Reader

Ein E-Book-Lesegerät („E-Book-Reader“, „E-Reader“) ist ein für die Darstellung elektronisch gespeicherter Buchinhalte (E-Books) eingerichtetes tragbares Gerät. Neben spezialisierten Geräten, die elektronisches Papier zur Anzeige verwenden, lassen sich mit entsprechender Software auch Smartphones, Tablet-Computer und PCs als E-Book-Reader nutzen.

Typisches modernes E-Book-Lesegerät in Anwendung
Junge Frau erläutert auf der Leipziger Buchmesse ein E-Book auf einem iPad.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits 1999 brachte die Firma NuvoMedia den ersten E-Book-Reader „Rocket eBook“ auf den amerikanischen Markt,[1] damals noch mit konventioneller LCD-Technik. Der kommerzielle Erfolg blieb dem Gerät jedoch verwehrt und E-Book-Reader verschwanden bis 2007 wieder aus der allgemeinen Aufmerksamkeit. Im November 2007 veröffentlicht Amazon den Kindle in den USA[2] und legt damit den Grundstein für den Durchbruch dedizierter E-Book-Reader. Eines der Schlüsselmerkmale des Kindle ist seine direkte Anbindung per Mobilfunk an den Onlineshop von Amazon. Im Jahr 2009 haben weitere namhafte Konzerne E-Book-Reader auf den Markt gebracht (Sony, Samsung,[3] Barnes and Noble) oder kündigten eigene Entwicklungen entsprechender Geräte an (Vodafone,[4] News Corp,[5] Bridgestone[6]).

Technik

E-Book-Reader besitzen gewöhnlich ein Display mit einer Diagonale zwischen 5 und 10 Zoll, welches meist mit einer sehr kontrastreichen Anzeigetechnik auf Basis elektronischen Papiers von Herstellern wie E-Ink[7] oder SiPix[8] ausgestattet ist. Diese benötigt keine aktive Hintergrundbeleuchtung (im Gegensatz zu gewöhnlichen LCD-Anzeigen) und bietet so ein sehr gut lesbares Schriftbild mit hoher Auflösung, das die Augen kaum anstrengt und auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch sehr gut lesbar bleibt. Es erinnert dadurch sehr an das gewohnte Schriftbild von bedrucktem Papier. Elektronisches Papier enthält eine klare Flüssigkeit, in der positiv geladene Mikropartikel in schwarzer Farbe und negativ geladene Mikropartikel in weißer Farbe enthalten sind. Durch einmaliges Anlegen einer elektrischen Spannung können die Mikropartikel systematisch angeordnet werden. Zum Erhalten des Bildes ist dadurch keinerlei Energie nötig, theoretisch bleibt das einmal hergestellte Bild über Wochen erhalten. Da einige andere Komponenten des E-Readers jedoch ebenfalls – wenn auch minimale – Strommengen benötigen, ist die Akkulaufzeit meist nur theoretisch im Bereich von Wochen und Monaten anzusiedeln.

Zukunft

Der Entwicklungstrend für E-Book-Reader ist nicht klar abzusehen, insbesondere nicht, ob sie sich gegen Mehrzweck-Geräte wie Smartphones oder Tablet-PCs, die im Prinzip die gleichen Aufgaben übernehmen können, durchsetzen werden oder neben diesen parallel existieren werden. Der größte Vorteil der Geräte – taschenbuchähnliches Gewicht und ein Lesegefühl ähnlich wie auf gedrucktem Papier bei sehr langer Akkulaufzeit – ist auch einer ihrer größten Nachteile. Durch die derzeit verwendete Anzeigetechnik ist das Display auf Graustufen beschränkt und reagiert sehr träge, die Displays benötigen für einen Bildneuaufbau rund eine Sekunde. Das macht die Geräte einerseits untauglich für Animationen und mindert durch die monochromatische Anzeige die Attraktivität dieser Displays für farbgebundene Medien wie Magazine oder auch Anzeigenwerbung. Die Entwicklung in der Anzeigetechnik geht deshalb hin zu farbigen Displays[9] und Hybriddisplays,[10] die sich bei Bedarf zwischen einem konventionellen und einem „E-Paper“-Modus umschalten lassen. Ebenfalls großen Anklang finden E-Book-Reader mit direkter Anbindung per Mobilfunknetz an das Internet oder Büchershops (zum Beispiel Amazon Kindle, Barnes & Noble Nook und Thalia OYO), um den Lesestoff mit wenigen Klicks auf das Gerät herunterzuladen.

Kritik

Für E-Book-Lesegeräte, die eine Anbindung an WLANs oder GSM/UMTS-Netzwerke besitzen, ist eine nachträgliche Veränderung von Inhalten bzw. ein Löschen von Dokumenten prinzipiell möglich. Dies tat Amazon am 17. Juli 2009, indem Kindle-E-Books (darunter Animal Farm und Nineteen Eighty-Four von George Orwell) von den Geräten seiner Kunden gelöscht wurden, da dem Verleger die Rechte zur Veröffentlichung als E-Book fehlten.[11][12] Nach Protesten verkündete der Amazon-Sprecher Drew Herdener, dass dies in Zukunft nicht mehr vorkommen solle.[13] Kritisiert werden auch die derzeitigen Nachteile gegenüber herkömmlichen Büchern, die neben der Sicherheit (Lösch- und Veränderbarkeit) die Rechteeinschränkungen betreffen.[14]

Kritiker der E-Book-Lesegeräte sind der Meinung, dass Geräteklassen, die fast ausschließlich für einen Zweck nutzbar sind, zukünftig von Multifunktionsgeräten verdrängt würden. Zudem habe sich noch kein einheitlicher Standard für E-Books durchgesetzt, weshalb Inkompatibilitäten zwischen E-Books und den Lesegeräten gängig seien. Dies wirke sich zunehmend auch auf die Absatzchancen einzelner Geräte aus. So erschienen mehrere Geräte, trotz Produktankündigung, nie auf dem Markt. Ein Grund dafür ist auch, dass besonders neuere Tablet-Computer eine starke Konkurrenz zum klassischen E-Book-Reader darstellen.[15] Die Verkaufszahlen 2010 sprechen bei 18 Millionen verkauften Tablet-Computern und 12,8 Millionen E-Book-Readern jedoch gegen diese These.[16]

Geräte

Deutschland

Momentan (Stand März 2011) sind in Deutschland folgende Geräte offiziell erhältlich oder angekündigt (in Klammern: Bildschirmdiagonale in Zoll und evtl. Hersteller oder baugleiche Geräte sowie Hinweise)

  • Adasys Flatreader (6")
  • Acer Lumiread (6")
  • Amazon Kindle Keyboard (6", Gerät mit englischer Tastatur und Menüführung im deutschen Kindle-Shop[17] verfügbar)
  • Amazon Kindle 4 (6", erster Kindle mit deutscher Menüführung)
  • BeBook (6")
  • Bookeen Cybook Opus (5")
  • Endles Ideas BeBook (6")
  • Hanvon WISEreader N518 (5", auch Weltbild N518)
  • Hanvon WISEreader B630 (6")
  • Hanvon WISEreader N610 (6")
  • iRex iLiad 2nd Edition und Book Edition (8")
  • Kobo Touch (6")
  • Onyx Boox 60 (6")
  • OYO (6", Hersteller Medion)
  • Pearl eLyricon EBX-600 (6", Hersteller Anjeeta)
  • PocketBook360° (5")
  • PocketBook301 plus (6")
  • PocketBook602 (6")
  • PocketBook603 (6")
  • PocketBook902 (9,7")
  • PocketBook903 (9,7")
  • Sony Reader PRS 505 (6")
  • Sony Reader PRS 350 / Pocket Edition (5")
  • Sony Reader PRS 650 / Touch Edition (6")
  • TrekStor eBook Player 5 (5")
  • TrekStor eBook Player 7 (7")
  • Weltbild Aluratek „Libre“ (5", Hersteller Ectaco)

International

  • Barnes & Noble „Nook“ (6", nur in den USA ab November 2009) sowie „Nookcolor“ (7", nur in den USA ab November 2010)
  • Kobo Wifi (USA, Kanada, UK, Australien seit 2010)
  • Kobo Touch (6", USA, Kanada, Deutschland)[18]
  • Fujitsu FLEPia (Asien, erster Farb-E-Reader weltweit)[19]
  • Iriver Story (6", MP3, Vorbis, ab Februar 2010)
  • Plastic Logic „Que“
  • Sony Reader Daily Edition (etwa 7", nur in den USA ab Dezember 2010)
  • BenQ nReader K60 und K61 (6", seit 2009 in Asien, Text-to-Speech (Englisch, Chinesisch), Wörterbuch, MP3)
  • Amazon Kindle Touch (6" ab November 2011)
  • Amazon Kindle Fire

Absatzzahlen und Marktbedeutung

Nach einer Studie von IDC vom März 2011 wurden weltweit im Jahr 2010 rund 12,8 Millionen E-Book-Reader verkauft; deutlicher Marktführer mit 48 % Marktanteil in 2010 sind die Amazon-Kindle-Modelle, gefolgt von Pandigital (Novel eReaders), Barnes & Noble (Nook und Nook color), Hanvon (WISEreader) und den Sony Readern.[16]

Auf dem US-amerikanischen Markt zeigte sich nach einer Studie von Pew Research, die E-Book-Reader- und Tablet-Computer-Markt verglich, dass der Anteil derer, die einen Reader besitzen, zwischen November 2010 und Mai 2011 von 6 auf 12 Prozent der US-Bürger wuchs; der Anteil der Tablet-Besitzer stieg dagegen langsamer von 5 auf 8 Prozent. Etwa 3 % der Amerikaner besitzen sowohl ein Tablet, als auch einen E-Book-Reader.[20][21]

E-Book-Reader und Sehbehinderung

Für Menschen mit Sehbehinderung können E-Book-Reader Vorteile gegenüber gedruckten Büchern bieten. Viele Geräte bieten eine stufenweise Schriftvergrößerung und Auswahl der Schriftart an, wodurch eine angemessene Vergrößerung erreicht werden kann. Der Reader sollte auch eine Textdarstellung im Querformat zulassen, damit beim Lesen unter Vergrößerung möglichst nur in eine Richtung (nach unten) gescrollt werden muss. Die häufig eingesetzten E-Ink-Displays sind weitgehend spiegelungsfrei und daher für blendempfindliche Personen geeignet. Bevorzugt sind Geräte zu wählen, die Buchformate abspielen können, die gut zugänglich sind und eine volle Vergrößerung zulassen, z. B. ePUB, PDF, Mobipocket, HTML oder TXT. Grundsätzlich sinnvoll wäre die Ausstattung mit einer Vorlesefunktion. Dies scheitert bislang an ungeklärten Fragen zum Urhebervertragsrecht von Büchern.

Weblinks

 Commons: E-book readers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Spiegel.de Artikel zum Rocket eBook
  2. Heise online Meldung zur Ankündigung des Kindle
  3. Golem.de Link zum Marktstart des Samsung SNE-50K in Korea
  4. Golem.de Vodafone plant Entwicklung eines eigenen E-Book-Readers
  5. The Guardian News Corp entwickelt E-Book-Reader als Träger für die eigenen Medien
  6. Handelsblatt Bridgestone bringt in 2010 zwei E-Book-Reader mit Farbdisplay auf den Markt
  7. Computerwoche.de Wie digitales Papier funktioniert
  8. Erster E-Book-Reader mit SiPix-Display
  9. Funktionsweise der Mirasol-Farbdisplays für E-Book-Reader
  10. Pixel Qi Hybrid-Displays
  11. ZDF Mediathek: eBook Händler können Lizenzen auflösen – Nutzungsrechte erklärt von Axel Kossel vom c't-Magazin, Filmbeitrag aus dem ZDF morgenmagazin vom 24. Juli 2009
  12. The New York Times: Brad Stone: Amazon Erases Orwell Books From Kindle, 17. Juli 2009
  13. cnet-news: Amazon says it won't repeat Kindle book recall, 17. Juli 2009
  14. Digitales Rechtemanagement: Richard Stallman will E-Books boykottieren. Meldung bei Golem.de vom 9. Juni 2011.
  15. Christina Müller(Hrsg.), Stefan Werner Spiegel(Hrsg.): E-Books in Deutschland. Der Beginn einer neuen Gutenberg-Ära? (PDF). PWC, Frankfurt am Main, September 2010.
  16. a b Nearly 18 Million Media Tablets Shipped in 2010 with Apple Capturing 83% Share; eReader Shipments Quadrupled to More Than 12 Million Pressemeldung von IDC vom 10. März 2011.
  17. Amazon.de: deutscher Kindle-Shop, abgerufen am 26. April 2011.
  18. Kobo Touch im Test
  19. Youtube.com des FLEPia
  20. US-Trend: eBook-Reader beliebter als iPad & Co. Meldung bei chip.de vom 29. Juni 2011.
  21. Kristen Purcell: E-Reader ownership doubles in six months. e-Reader ownership surges since last November; tablet ownership grows more slowly. Marktreport bei Pew Research vom 27. Juni 2011.

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