Düsseldorfer Schloss

Düsseldorfer Schloss
Düsseldorfer Schloss im Stil der Renaissance, um 1700
Rheinseite der Düsseldorfer Altstadt mit St. Lambertus und Schloss, Foto aus der Mitte des 19. Jahrhunderts
Düsseldorfer Schloss im Stil der Neorenaissance, Ruine um 1900
Düsseldorfer Schloss, 1798
Altes Schloss in Düsseldorf, Grundriss Flügel A ist der älteste Teil. Flügel B mit Rundturm C im 13. Jh. hinzugefügt. Flügel D mit viereckigem Südostturm aus dem 15. Jh.

Das Düsseldorfer Schloss in der Düsseldorfer Altstadt bestand von 1260 bis 1872. Das Gebäude wurde 1260 als gräfliche Burg erbaut. Ausbauten als herzogliches und kurfürstliches Residenzschloss erfolgten unter Wilhelm dem Reichen (1549), Jan Wellem (Ende 17. Jahrhundert) und Carl Theodor (1755). Ab 1845 wurde das ehemalige Residenzschloss unter Friedrich Wilhelm IV. zum Parlament der rheinischen Stände (Landtag) ausgebaut, bis es 1872 ein Raub der Flammen wurde.

Heute ist nur noch der Schlossturm erhalten, in dem das Schifffahrtsmuseum beheimatet ist.

Darüber hinaus erinnert an das Schloss, das einmal als Burg begonnen hatte, nur noch eine Kontur aus andersfarbigen Steinen auf dem Burgplatz, die den ehemaligen Grundriss des Düsseldorfer Schlosses andeutet.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Gründung und Ausbau, 13.–15. Jahrhundert

Schloss, 1288
Westansicht des Düsseldorfer Schlosses nach der Umgestaltung nach den Plänen des Baumeisters Nosthofen im Jahr 1755.
Das Düsseldorfer Schloss nach einem Plan von 1756
Brand der Stadt und des Alten Residenzschlosses nach der Beschießung durch französische Artillerie am 6. Oktober 1794.
Altes Schloss in Düsseldorf im Jahre 1869, wiederaufgebaut als Versammlungshaus der rheinischen Stände. Ständehaus (links) Galeriegebäude (Mitte) und Schloßturm (rechts).
Brand des Düsseldorfer Schlosses 1872, nach August von Wille
Das Düsseldorfer Schloss nach dem Brand, um 1872

Die Schlossanlage wurde als gräfliche Burg vor dem Jahre 1260 gegründet. Die Entstehung des Schlosses weist in die Zeit, als Graf Adolf V. von Berg zusammen mit Herzog Johann I. von Brabant und den Grafen von Jülich und Mark die Herrschaft des Kölner Erzbischofes in der Schlacht von Worringen 1288 endgültig beendete. Aus dem 13. Jahrhundert stammt noch der erhalten gebliebene Rundturm.[1] Baumaßnahmen fanden um 1384 statt. Es wurde eine dreiflügelige Burganlage errichtet, die ungefähr die Fläche des heutigen Burgplatzes beanspruchte. Der Bau erfolgte im Rahmen eines Stadterweiterungsplans. 1399 sind bereits zwei Kapellen vorhanden, Abbildungen gibt es keine. 1435 wird ein „Burghgrave“ erwähnt. 1492 brannte die Burg zum ersten Mal, anschließend ist vermehrte Bautätigkeit festzustellen. Im 15. Jahrhundert wurde das Schloss ausgebaut, es entstand der viereckige Südostturm, der die Mühlen- und Kurzestraße, sowie den Markt- und Burgplatz dominierte. Als Material waren zu dem Schloss Sandsteinquader vermischt mit Trachyt verwendet worden. Spätere Verstärkungen wurden in Ziegelsteinmauerwerk gearbeitet.[1]

Brand und Zerstörung 1510

Am 23. Dezember 1510 zerstörte ein erneuter Brand den Versuch eines erweiternden Wiederaufbaus. „Item in demselven jair op den 23 ten dach December brande die alde Borch to Dusseldorp gans aff“[2], beschreibt die Duisburger Chronik den Brand der Alten Burg in Düsseldorf.

Wiederauf- und Umbau nach Plänen Pasqualinis 1549

1521 wurde Düsseldorf Hauptstadt der Vereinigten Herzogtümer von Jülich-Kleve-Berg und bedurfte nun dringend eines repräsentativen Schlosses. Den Wiederauf- und Umbau leitete Bertram von Zündorf. Aber erst als Wilhelm der Reiche im Jahre 1549 den Renaissance-Baumeister Alessandro Pasqualini aus Bologna nach Düsseldorf berief, kam die Bautätigkeit in Schwung.

Dieser vollendete im Jahre 1551 den einzig noch erhaltenen Turm des Schlosses. Er setzte diesem toskanische Säulen vor. Weiter setzte Pasqualini dem Turm eine Renaissance-Kuppel, gekrönt von einer Laterne mit welscher Haube, auf. Im nordöstlichen Winkel des Schlosshofes brachte Pasqualini auch eine dreigeschossige Loggia an, die in ihren „modernen Renaissance-Formen von der altertümlichen Fachwerkgalerie links des rechteckigen Treppenturms sehr absticht“.[2]Dokumentiert ist ein Ädikula-Portal mit durch Bossenquader rhythmisierten Wandpilastern. Auch die Schlosskapelle mit ihrer Altarwand und Täfelung mit Blendarkaden, korinthischen Wandpilastern und verkröpftem Gesims muss als Werk Pasqualinis gelten.

Format und Kunst Pasqualinis lassen sich an den erhaltenen Bauten Schloss Rheydt und Zitadelle Jülich ablesen.

Anlässlich der Hochzeit mit Jakobe von Baden-Baden schuf Franz Hogenberg im Jahre 1585 verschiedene Kupferstiche, die die Architektur des Residenzschlosses darstellen.

Umbau nach Plänen Martinellis, Ende 17. Jahrhundert

Als Kurfürst Jan Wellem die Herrschaft übernahm, verlegte er seine Hofhaltung nach Düsseldorf. Er ließ „gegen Ende des 17. Jahrhunderts“[1] das Schloss „nach seinem Geschmack modernisieren und ausstatten, der Treppenturm am rheinseitigen Flügel, sowie Loggia und [Fachwerk]Galerien mußten Arkaden und einer streng gegliederten dreizeiligen Fensterfront weichen“.[2]

Die Erneuerungsarbeiten richteten sich auch auf das Innere; dabei bediente sich Jan Wellem italienischer Architekten, insbesondere des Domenico Martinelli. Die barocke Hofhaltung verlangte aber auch mehr Raum. So wurden ein Backhaus, ein Brauhaus, ein Pferdestall und eine Reitschule gebaut, außerdem ein Theater, ein Ballhaus und ein Pagenhaus. Im rheinseitigen Flügel wurde der große Festsaal mit Fenstern zum Rhein erbaut. In diesem fanden die Bankette und Bälle anlässlich der Hochzeit mit Jakobe von Baden statt. Der Saal hatte eine „sehr mächtige Balkendecke und riesige Wandteppiche“.[2] Eine Abbildung hat sich im Erinnerungsbuch des Dietrich Graminäus erhalten.

Der Kurfürst residierte in Düsseldorf, wich im Sommer oft nach Schloss Benrath aus, für die Jagd bezog er Schloss Bensberg.

Abbruch des Nordflügels und Umbau nach Plänen Nosthofens 1755

Im Jahre 1755 entschied sich Carl Theodor – aufgrund der durch Brand und Feuchtigkeit verursachten Baufälligkeit des alten Schlosses – für einen Neubau. Daher ließ er den alten Nordflügel abbrechen.[3] Bei den anderen Flügeln, ließ er die Brustwehren der Dächer entfernen und über den gotischen Bogenstellungen des dritten Geschosses ein zusätzliches Geschoss als Wohnräume für die Dienerschaft aufbauen. Der Gebäudekomplex wurde mit steilen, schweren französischen Dächern gekrönt, die Entwürfe lieferte der Hofbaumeister Johann Caspar Nosthofen.[4] 1780 errichtete Nicolas de Pigage den neuen Marstall.

Beschießung und Zerstörung 1794

Die Heere des revolutionären Frankreich standen 1794 am Rhein, die Lasten der französischen Besatzung trafen die Stadt hart. In der Nacht vom 6. auf den 7. Oktober beantworteten die Franzosen eine Kanonade der kaiserlichen Truppen in der Stadt mit einer Beschießung Düsseldorfs. Daraufhin entstand ein Brand, worauf das Residenzschloss, das Coelestinerinnenkloster in der Ratinger Straße, der kurfürstliche Marstall an der Mühlenstraße und viele Bürgerhäuser aus- und abbrannten. Die Beschießung wurde von einem Unbekannten in einer Gouache gemalt: Im Vordergrund ist die französische Batterie am linken Rheinufer dargestellt. Die Stadt ist erhellt von Flammen, die aus dem Schloss und den Häusern an der Ratinger und an der Mühlenstraße herausschlagen.[5]

Wiederaufbau nach Plänen Wiegmanns 1845

Die erhalten gebliebenen Teile des Schlosses sollten erneut für die Versammlungen der rheinischen Stände und für die Kunstakademie nach Plänen des Kunstakademieprofessors Rudolf Wiegmann wiederaufgebaut werden. 1845 fand die Grundsteinlegung im Beisein von König Friedrich Wilhelm IV. statt. Der als Teil der Schlossruine noch stehende Turm wurde in Anlehnung an Pasqualinis Ideen im Stil der Neo-Renaissance wieder errichtet. So erhielt der Turm über dem obersten Stockwerk noch eine Laterne mit Plattform, nach dem eigenhändigen Entwurf des Königs Friedrich Wilhelm IV. Der Nordflügel wurde eingedeckt.

Brand 1872 und Abbruch des Südflügels 1896

Nachdem am 20. März 1872 das Schloss erneut abbrannte, wurde der Turm wiederhergestellt.[1]Der noch erhalten gebliebene Südflügel wurde 1896 abgebrochen.[3] Es blieb nur noch der Schlossturm in der von Wiegmann geschaffenen Gestalt übrig, der Anfang des 20. Jahrhunderts Runder Turm genannt wurde.[1]

Rezeption

Heinrich Heine erinnert sich an seine Düsseldorfer Kindheit: „…wir saßen vor der marmornen Statue auf dem Schlossplatz – auf der einen Seite liegt das alte, verwüstete Schloss, worin es spukt und nachts eine schwarzseidene Dame ohne Kopf, mit langer, rauschender Schleppe herum wandelt…“. In der schwarzseidenen Dame verbirgt sich die Erinnerung an die unglückliche Jakobe von Baden.

Siehe auch

Quellen

Weblinks

 Commons: Düsseldorfer Schloss – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorf und seine Bauten. L. Schwann, Düsseldorf 1904, S. 144f
  2. a b c d Karl Bernd Heppe: Das Düsseldorfer Stadtbild I. 1585–1806. Düsseldorf 1983, (Bildhefte des Stadtmuseums Düsseldorf Nr. 4) S. 5
  3. a b Karl Bernd Heppe: Das Düsseldorfer Stadtbild I. 1585–1806. Düsseldorf 1983, (Bildhefte des Stadtmuseums Düsseldorf Nr. 4) S. 22
  4. Geschichte der Stadt Düsseldorf in zwölf Abhandlungen. Festschrift zum 600-jährigen Jubiläum. Band 3, Düsseldorfer Jahrbuch, Verlag Druck von C. Kraus, 1888, S. 374.
  5. Karl Bernd Heppe: Das Düsseldorfer Stadtbild I. 1585–1806. Düsseldorf 1983, (Bildhefte des Stadtmuseums Düsseldorf Nr. 4) S. 44

Literatur

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