Düsseldorfer Radschläger

Düsseldorfer Radschläger
Kanaldeckel der Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsseldorfer Radschläger um 1900
Radschlägerbrunnen auf dem Burgplatz
Radschläger-Türklopfer an einer Seitenpforte von St. Lambertus
Skulptur vor dem Uerige-Brauereiausschank

Der Düsseldorfer Radschläger gilt als älteste Tradition der Stadt Düsseldorf und wurde zu einem ihrer bekannten Wahrzeichen. Das Symbol des Radschlägers findet sich auf vielen Souvenirs und in verschiedenen Düsseldorfer Namensgebungen wieder. 1954 wurde diesem Brauchtum mit dem Radschlägerbrunnen auf dem Burgplatz ein Denkmal gesetzt.

Entstehungslegenden und Geschichte

Die Entstehung des Brauchs kann nicht an einem einzigen historischen Ereignis festgemacht werden, vielmehr ranken sich mehrere Geschichten um den Beginn der Düsseldorfer Radschläger.

Die wohl bekannteste Variante ist die um die Schlacht von Worringen. Graf Adolf hatte in der Schlacht 1288 den Kölner Erzbischof vernichtend geschlagen. Als eine Folge des Sieges erhielt Düsseldorf die Stadtrechte. Die Einwohner und vor allem die Kinder sind vor Freude auf die Straßen gelaufen und haben Räder geschlagen.

Eine andere Erzählart handelt von einem Hochzeitszug, bei dem an der Hochzeitskutsche ein Rad gebrochen sei. Um das drohende Unglück abzuwehren, sei ein Junge zur Kutsche gesprungen, habe das Rad festgehalten und sei somit zum lebenden Kutschrad geworden. Ob es sich hierbei um die Hochzeit von Jan Wellem und Anna Maria Luisa de’ Medici oder um die Hochzeit der Markgräfin Jacobe von Baden mit Johann Wilhelm I. gehandelt habe, ist umstritten.

Eine weitere Abwandlung nimmt ebendiese Hochzeit von 1585 der Markgräfin Jacobe von Baden mit Johann Wilhelm auf. Sie soll über ihre Heirat sehr unglücklich gewesen sein, aber die Radschläger, die neben ihrer Kutsche ihr Können zeigten, haben sie der Erzählung nach zum Lächeln bringen können.

Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Reisende durch große Ausstellungen – den Vorläufern der heutigen Messen – in die Stadt gelockt. Dabei entdeckten die Kinder, dass Radschlagen eine einträgliche Einnahmequelle war. Das Bürgertum nahm augenzwinkernd dies als lokalpatriotische Symbolhandlung wahr. Riefen die Knirpse anfangs noch „för eene Penning“ (für einen Pfennig) „schlage ich das Rad“, wird heute als Gage natürlich schon mehr gewünscht.

Als 1945 nach dem Krieg das evakuierte Jan-Wellem-Denkmal zurück in die Stadt geholt wurde, begleiteten neben Fackeln und Fanfaren auch radschlagende Knaben den Festzug.

Radschläger im Stadtbild

Der Radschläger findet sich an mehreren Brunnen im Stadtgebiet. Am bekanntesten ist der Radschlägerbrunnen am Burgplatz mit Hans Müller-Schlössers Inschrift „Radschläger wolle mer blieve, wie jeck et de Minschen och drieve“ (Radschläger wollen wir bleiben, wie verrückt es die Menschen auch treiben), der 1954 von Alfred Zschorsch geschaffen und vom Heimatverein Düsseldorfer Jonges gestiftet wurde. Aber auch Gullydeckel und der Türklopfer der Lambertuskirche, gestaltet von Friedrich Becker – der auch den Radschläger vor den Schadow-Arkaden schuf –, werden mit einem Radschläger geziert.

Lebendig geblieben ist das Brauchtum insbesondere durch die Alde Düsseldorfer Bürgergesellschaft von 1920 e. V., die am 17. Oktober 1937 den ersten Radschlägerwettbewerb durchführte. Seit 1971 wird dieser jährlich im Juni zusammen mit der Stadtsparkasse auf der Königsallee, seit 2006 auf dem Rheinwerft unterhalb der Altstadt ausgetragen und ist zum festen Bestandteil im Düsseldorfer Veranstaltungsprogramm geworden. Regelmäßig nehmen über 500 Jungen und seit 1971 auch Mädchen daran teil.

2001 wurde das Projekt Radschläger-Kunst gestartet, bei dem über 100 Radschläger-Skulpturen von Künstlern und Hobby-Künstlern gestaltet wurden. Die Skulpturen, bei denen als Ausgangsmodell der Türklopfer an der Lambertuskirche diente, sind zwei Meter hoch und breit und haben eine Tiefe von 30 Zentimetern. Sie wurden verteilt im Stadtgebiet aufgestellt und nur ein Teil wurde am Ende des Jahres von Privatleuten oder Firmen ersteigert.

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