Düsseldorf-Oberbilk

Düsseldorf-Oberbilk
Düsseldorf Oberbilk
Wappen der Stadt Düsseldorf Lage von Oberbilk in Düsseldorf
Geographische Lage: 51° 13′ N, 6° 48′ O51.2161111111116.80361111111117Koordinaten: 51° 13′ N, 6° 48′ O
Höhe: 38 m ü. NN
Fläche: 4,38 km²
Einwohner: 27.570 (Stand 30. November 2007)
Bevölkerungsdichte: 7.087 Einwohner je km²[1]
Stadtbezirk: Stadtbezirk 3
Blick auf Oberbilk, im Vordergrund die Baustelle des Justizzentrums

Oberbilk ist ein im Südosten an die Innenstadt angrenzender Stadtteil im Stadtbezirk 3 von Düsseldorf mit hoher Bevölkerungsdichte. Auf 4,38 km² leben 27.570 Menschen. Der Ausländeranteil liegt mit rund 29 % weit über dem Durchschnitt der Stadt. Oberbilk war in der Vergangenheit ein durch die Schwerindustrie, insbesondere die Montanindustrie geprägter Arbeiterstadtteil. Seit Anfang der 1980er Jahre die letzten Werke die Produktion einstellten, durchläuft der Stadtteil einen immer noch anhaltenden, zum Teil schmerzhaften Strukturwandel.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Oberbilk liegt östlich des Düsseldorfer Hauptbahnhofes inmitten eines großen Gleisdreiecks. Nördlich schließt sich Flingern-Süd an im Osten Lierenfeld und im Süden der Volksgarten, der Stoffeler Friedhof sowie der Südpark, der zum Teil schon zu Wersten gehört.

Geschichte

Die Anfänge (1384–1838)

Oberbilk gehörte zu der bereits 1384 eingemeindeten Ortschaft Bilk. Es handelte sich um ein bewaldetes und sandiges Gelände. Aus dem lateinischen Namen für Sand(platz), arena entwickelte sich der Name Arenbilk(e), der sich mundartlich bis Mitte des 18. Jahrhundert in Orenbilke, Orembilke oder auch Orrenbilke wandelte. Parallel dazu entwickelte sich bereits im 14. Jahrhundert der Name Overbilke, der auf die im Vergleich zu Bilk höhere Lage anspielte. Oberbilk ist seit 1677 geläufig.[2] Bis Ende des 18. Jahrhundert war die Gegend noch durch Landwirtschaft geprägt.

Industrialisierung und Arbeiterstadtteil (1838–1945)

1838 wurden die Trassen der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn und 1845 die der Cöln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft durch Oberbilk gelegt. Um 1850 stieg die Nachfrage nach Stahl für den Eisenbahnbau stark an und die Stahlproduzenten suchten nach neuen Standorten. Die gute Eisenbahnanbindung an die Kohlegruben des Ruhrgebietes sowie die günstigen Bodenpreise machten Oberbilk zu einem interessanten Standort für die Stahlindustrie. Das erste Puddelstahlwerk errichteten 1852 die Brüder Richard aus Belgien. Es folgten schon bald weitere belgische Industrielle wie Jean Louis Piedboeuf mit weiteren Puddelstahlwerken, einer Dampfkesselfabrik, einem Blechwalzwerk und einer Nagelfabrik.

Im Jahre 1860 verlegte die Industriellenfamilie Poensgen ihre Werke nach Düsseldorf und legte schließlich den Grundstein zur Entwicklung der Großindustrie in Düsseldorf. Die Produktionsstätten der Poensgens konzentrierten sich auf den Bereich, wo sich heute der Bertha-von-Suttner-Platz und der südliche Eingang zum Hauptbahnhof befinden.

So rasch die industrielle Entwicklung fortschritt, so schnell bildeten sich Wohngebiete für die Arbeiter im wesentlichen in Form komfortloser und billiger Mietskasernen. Die Mehrzahl der Arbeitskräfte wanderte aus recht unterschiedlichen Regionen und Milieus zu. Durch die auf Bahndämmen verlaufenden Gleise vom Rest der Stadt getrennt, entwickelte sich in Oberbilk dennoch eine eigenständige homogene Ortsteilkultur und Identität. Der Schriftsteller Dieter Forte beschreibt den Stadtteil und seine Sozialstruktur in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen sehr lebendig in seiner Romantrilogie Das Haus auf meinen Schultern.

Wohnhaus Heerstraße

Mit drei Kinos, zwanzig Kneipen, darunter eine mit Hausbrauerei und gut einhundert Geschäften war die Kölner Straße mit dem Oberbilker Markt in der Mitte das Zentrum des neuen Stadtteils. Neben der Industrie und Arbeiterwohnhäusern spielte das Handwerk im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Stadtteils. Es handelte sich dabei um kleine Hinterhofbetriebe. Diese Mischung aus Wohnen im Vorderhaus und Kleingewerbe bzw. Handwerk im Hinterhof prägt Oberbilk bis heute.

Wiederaufbau und Niedergang (1945–1979)

Im Zweiten Weltkrieg wurde Oberbilk stark zerstört. Bis weit in die 1970er Jahre wurden die Kriegsschäden repariert, an eine Sanierung der Gebäude war auf Grund des niedrigen Mietniveaus oftmals noch immer nicht zu denken, so dass der Stadtteil zu verwahrlosen drohte, insbesondere nachdem in den 1970er und 1980er die letzten Industriearbeitsplätze in Oberbilk verschwanden.

Strukturwandel (seit 1979)

Der Fortzug und Niedergang der Schwerindustrie aus dem Stadtteil bot allerdings neue Chancen für die Stadtentwicklung. Nachdem 1979 das Poensgen'sche Stahlwerk am südlichen Ende des Hauptbahnhofes nach Holthausen umgesiedelt werden konnte, entstand hier mit dem Bertha-von-Suttner-Platz eine fußläufige Anbindung an den Hauptbahnhof und die Innenstadt. In den neu entstandenen Gebäuden wurden u.a. die Düsseldorfer Zentralbibliothek, das zentrale Einwohnermeldeamt und das Landesarbeitsgericht angesiedelt.

Büros auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks, heute Bertha-von-Suttner-Platz

Es folgte der U-Bahnbau von 1996 bis 2002, der neben anderen Einflüssen dem alteingesessenen Einzelhandel auf der Kölner Straße die Existenzgrundlage entzog. Zwischenzeitlich wurde die gesamte Straße als Einkaufsstraße in Frage gestellt und drohte zu verwahrlosen. Im Rahmen einer 2,7 Millionen Euro teuren oberirdischen Neugestaltung der Straße in der Zeit von November 2003 bis September 2004 hat sich das Bild vorübergehend etwas gebessert[3], aber im Sommer 2008 kam es zu Geschäftsaufgaben von zwei Kundenmagneten. Im Herbst wird einer der letzten schließen.[4] Leerstände erreichen neue Höchststände und der Anteil an Textildiscountern, Ramschläden und Schnellimbissen ist stark gestiegen.[5]

Östlich der Werdener Straße und südlich der Erkrather Straße wurde seit Ende der 1980er Jahre auf einem ehemaligen Werksgelände der Daimler AG ein neues Bürogebiet entwickelt, das „IHZ Internationales Handelszentrum“. So konnten z.B. PricewaterhouseCoopers oder die Deutsche WertpapierService Bank angesiedelt werden. Der Standort wurde mit einem 4 ha großen Park aufgelockert, dem sich ein neues Wohngebiet anschließt. 1999 wurde Oberbilk zudem in das Förderprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen „Soziale Stadt NRW“ aufgenommen. Für Oberbilk und das benachbarte Flingern wurden ein Finanzvolumen von 24 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.

Im Jahr 2006 beschloss der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW auf dem ehemaligen Gelände der Vereinigten Kesselwerke den Neubau des Amts- und Landgerichtes zu errichten. Bis Ende 2009 will das Land 80 Mio. Euro verbauen, die aus dem Erlös des alten Gerichtsgebäudes in der Düsseldorfer Altstadt erzielt wurden. Am Ende sollen 900 Arbeitsplätze nach Oberbilk verlagert werden. Am 22. Oktober 2007 erfolgte die Grundsteinlegung.

Kontraste

Wohn- und Gewerbebebauung

Die preiswerten Wohnungen haben Einwanderer aus verschiedenen Ländern angezogen. Rund um die Ellerstraße ist ein marokkanisches Viertel entstanden. In unmittelbarer Nähe dazu, direkt am Bahndamm liegen Düsseldorfs Bordellstraße sowie einige Sex-Shops. Die Stadt versucht mit Straßenbegrünung und Verkehrsberuhigung das Viertel wohnlicher zu gestalten. Rund um den Lessingplatz wirkt dieser Teil Oberbilks schon fast gutbürgerlich. Das südliche Ende der Kölner Straße hat dagegen eher italienische und türkische Einwanderer angezogen, daneben auch viele Griechen und in letzter Zeit afrikanische Einwanderer und Menschen aus Osteuropa. Neben alteingesessenen Geschäften liegen Läden, die Waren für die internationale Klientel des Viertels anbieten. Die Kiefernstraße mit ihrer ehemaligen Hausbesetzerszene, die Moschee an der Ronsdorfer Straße sowie die dort liegenden Diskotheken liegen bereits in Flingern-Süd bzw. Lierenfeld und sind durch Industrieflächen von diesen Stadtteilen abgetrennt, so dass sie eher mit Oberbilk eine städtebauliche Einheit bilden.

Im Zuge des Strukturwandels kommt es zu Verdrängungsprozessen der ansässigen Bevölkerung durch einkommensstärkere Schichten mit höherem Status (Gentrifizierung). Diese Prozesse beschränken sich bisher auf „Inseln“ im Stadtteil.[6]

Verkehr

Eingang zum Bahnhof Oberbilk

Der Stadtteil wird von drei Hauptverkehrsadern dominiert. Im Süden bildet die Oberbilker Allee eine wichtige Ost-West Verkehrsachse der Landeshauptstadt. Von Südwesten nach Nordosten teilt die B 8 den Stadtteil und bildet den „Lastring“, eine wichtige Umgehung der Düsseldorfer Innenstadt für den Schwerlastverkehr. Von Nordwesten nach Südosten führt die Kölner Straße von der Innenstadt in die südlichen Stadtteile Wersten und weiter nach Benrath.

Unter Teilen der Kölner Straße verlaufen die unterirdischen Stadtbahnlinien U74, U75, U76, U77 und U79. Dort befinden sich die U-Bahnhöfe Handelszentrum/Moskauer Straße, Oberbilker Markt/Warschauer Straße, Ellerstraße und Oberbilk Bf./PhilipsHalle. Des Weiteren verfügt der Stadtteil über die beiden S-Bahnhöfe Düsseldorf Volksgarten und Oberbilk. Der südliche Abschnitt der Kölner Straße war traditionell die Einkaufsstraße der Oberbilker.

Die geplante Ortsumgehung Oberbilk soll den Durchgangsverkehr aufnehmen und die Kölner Straße entlasten.

Weblinks

Literatur

  • Günthe Glebe und Helmut Schneider (Hrsg.): Lokale Transformationsprozesse in der Global City, Düsseldorf-Oberbik – Strukturwandel eines citynahen Stadtteils, Geographisches Institut der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, 1998, S. 59ff, S. 92ff, ISSN 0935-9206.
  • Hugo Weidenhaupt: Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, Triltsch, Düsseldorf, 9. Aufl. 1983, S. 111 f, 124, 130 f, 151
  • Udo Achten: Düsseldorf zu Fuß, VSA-Verlag, Hamburg, 1989, S. 216 ff, ISBN 3-87975-485-3.
  • Sonja Schürmann: Düsseldorf Eine moderne Landeshauptstadt mit 700jähriger Geschichte und Kultur. DuMont Buchverlag, Köln 1988, 2. Aufl., S. 36, S. 295
  • Harald Frater u.a. (Hrsg.): Der Düsseldorf Atlas, Emons, Köln 2004, S. 124f, ISBN 3-89705-355-1.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung am 30. November 2007, Amt für Statistik und Wahlen der Landeshauptstadt Düsseldorf, Zugriff: 28. Dezember 2007
  2. Hermann Kleinfeld: Düsseldorfs Strassen und ihre Benennung. S. 253, Grupello, Düsseldorf 1996, ISBN 3-928234-36-6
  3. Rheinische Post, Lokalausgabe E1: „Wir sind doch auch noch da“, 22. Februar 2008
  4. RP vom 19. März 2008:Strauss schließt Filialen in Holthausen und Oberbilk
  5. Eigene Beobachtung von Benutzer:AntonReiser
  6. Düsseldorfer Geograpische Schriften 37, Geographisches Institut der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf

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