Dürrnhof (Haßberge)

Dürrnhof (Haßberge)

Das Dorf Dürrnhof liegt am Waldrand unter der großen Doppelburg Lichtenstein bei Pfarrweisach im Landkreis Haßberge in Unterfranken. Noch im 19. Jahrhundert lag hier ein kleiner Rundturm auf einer kleinen Insel inmitten eines Weihers, der heute von der Burgenkunde als Wehrspeicher gedeutet wird.

Geschichte

Die Zeichnung Ludwig Richters (1837)

Der Dürrnhof war der Sitz einer Linie der Familie von Lichtenstein, die mit Apel von Lichtenstein zu Dörnhof 1388 erstmals urkundlich erscheint. Schon der Name weist auf eine leicht befestigte Hofstelle hin, also auf einen „Turmhof“. 1993 wurde dem Mittelalterarchäologen Joachim Zeune eine Zeichnung Ludwig Richters (1837) vorgelegt, die heute als einer der wenigen Nachweise eines fränkischen Wehrspeichers gilt.

Das Blatt zeigt im Hintergrund die Burg Lichtenstein, im Tal steht ein niedriger Rundturm schräg vor einem - noch heute unverändert erhaltenen – einstöckigen Gebäude. Der Turm beginnt schon zu zerfallen, der untere Teil der Ummantelung aus regelmäßigen Sandsteinquadern fehlt bereits. Auf der rechten Seite gewährt ein Hocheingang Einlass, die Turmkrone kragt leicht vor. Zwei Wurföffnungen (Maschikulis) durchbrechen die drei gestaffelten Mauerwülste der Vorkragung. Links schließen sich Reste von Mauerwerk an den Bau an.

Der Turm lag wohl auf einer kleinen Insel im Weiher. Auf der Zeichnung ermöglicht eine schmale Holzbrücke den Zugang. Turm und Insel sind heute verschwunden, das Gebäude im Hintergrund ist jedoch eindeutig identifizierbar. Der Turm erinnert sowohl an die „Weiherhäuser“ des fränkischen Adels und Stadtpatriziats, als auch an niedersächsische und westfälische Wehrspeicher.

Gegen die Deutung als Weiherhaus sprechen der runde Grundriss und die geringe Größe. Solche Weihersitze hatten üblicherweise quadratische Sockel mit vorkragenden Obergeschossen, wie es anschaulich etwa beim „Topplerschlösschen“ unterhalb von Rothenburg ob der Tauber erhalten ist. Auch Albrecht Dürer hat auf einigen seiner Grafiken Beispiele überliefert.

Jedoch sind auch die Wehrspeicher Westfalens und Niedersachsens sämtlich über viereckigen Grundrissen errichtet. Die runde Form wäre hier als eine regionale Besonderheit anzusprechen. Ähnliche Anlagen wurden in den oberfränkischen Orten Seubersdorf und Schwand ergraben.

Ein solcher bewehrter Speicherbau bot zumindest einen gewissen Schutz vor den Überfällen kleinerer marodierender Banden. Auch Ratten und Mäuse wurden so von den eingelagerten Vorräten ferngehalten. Im Brandfall war die isolierte Insellage ein weiterer Vorteil, den die Steinarchitektur noch verstärkte.

Neben der kleinen Wasserburg Dippach ist der mutmaßliche Wehrspeicher der Hofstelle Dürrnhof ein gutes Beispiel für die im Spätmittelalter so zahlreichen kleinen Ansitze des örtlichen Adels in den Haßbergen. Solche Bauwerke bildeten die unterste Stufe der mittelalterlichen „Burgenhierachie“, deren Mittelbau ja in diesem Hügelland so eindrucksvoll durch die umliegenden Burgen Altenstein, Lichtenstein, Raueneck und Rotenhan vertreten wird.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege verzeichnet das Bodendenkmal als mittelalterlichen bis neuzeitlichen Burgstall unter der Denkmalnummer D 6-5830-0022.[1].

Ausserdem ist Dürrnhof eine Station des „Burgenkundlichen Lehrpfades“ des Landkreises Haßberge.

Literatur

  • Joachim Zeune: Burgen im Eberner Land, Teil 2. (Eberner Heimatblätter, 9). - Ebern, 2003
  • Joachim Zeune: „Dörn- und Dürnhöfe“ waren Turmhöfe! Überlegungen zu fränkischen Wehrspeichern. - In: Bericht des Historischen Vereins Bamberg, 131. - Bamberg, 1995

Nachweis

  1. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Eintragung

50.14194444444410.7705555555567Koordinaten: 50° 9′ N, 10° 46′ O


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