Département de la Roer

Département de la Roer
Das Departement de la Roer

Das Département de la Roer oder Rur-Departement war ein Département im nördlichen Rheinland zur Franzosenzeit (1798–1814). Der Name des Départements geht auf den Fluss Rur (in niederländischer Schreibweise Roer) zurück, welcher im Hohen Venn entspringt und bei Roermond in die Maas mündet. Sitz der Präfektur und damit Hauptstadt (frz. chef-lieu) des Départements war Aachen (frz. Aix-la-Chapelle).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Wertstempel des Départements

Das Département umfasste im Wesentlichen frühere preußische, kurkölnische bzw. jülich'sche Gebiete, aber auch die freien Reichsstädte Köln und Aachen sowie kleinere ehemals reichsunmittelbare kirchliche und weltliche Herrlichkeiten mit einer Gesamtfläche von über 5.000 Quadratkilometern und im Jahr 1809 616.287 Einwohnern. Es erstreckte sich zwischen Maas und Rhein von der Nordeifel bis an den unteren Niederrhein auf ein in den heutigen Niederlanden gelegenes nördlich von Kleve. Im Jahr 1808 wurde auch das rechtsrheinisch gelegene Wesel als Brückenkopf dem Distrikt Kleve des Départements zugeschlagen.

Das französische Erdkundehandlexikon Dictionnaire géographique portatif jener Zeit schreibt über das Département: Ce pays produit beaucoup de grains, abonde en pâturages, mines de fer, houillères, sources d'eau minérales; il y a un grand nombre de forges, usines, fourneaux, fonderies de canon. Il y a des filatures de coton, des manufactures de toiles, de velours, de fil de fer et laiton, d'aiguilles, d'épingles ; tanneries, chaudronneries, verreries, papeteries; forêts considérables. = Dieses Land produziert viel Getreide, ist reich an Weideland, Eisenminen, Kohlebergwerken, Mineralwasserquellen; es gibt eine große Anzahl an Schmieden, Hüttenwerken, Schmelzöfen, Kanonengießereien. Es gibt Baumwollspinnereien, Fabriken für Tuch, Samt, Eisendraht, Messingdraht, Nadeln, Stecknadeln; Gerbereien, Metallwarenindustrie, Glashütten, Papierfabrikation; beachtliche Wälder.

Geschichte

Die dem Département zugeschlagenen früheren linksrheinischen Territorien des Heiligen Römischen Reiches waren von der Französischen Republik bereits 1794 im Ersten Koalitionskrieg erobert worden. Am 4. November 1797 wurde das Département durch den aus dem Elsass stammenden Regierungskommissar und Richter am Kassationshof François Joseph Rudler nach französischem Vorbild gebildet und am 23. Januar 1798 per Erlass aufgeteilt. Die Annexion der Territorien ist aber erst im im Februar 1801 geschlossenen Friede von Lunéville, Februar 1801 mit Wirkung zum 9. März 1801 völkerrechtlich legalisiert worden. Das annektierte Gebiet stand zunächst unter Sonderverwaltung; erst mit der Übernahme der Verfassung von 1802 wurde es den alten französischen Départements gleichgestellt. Wie im französischen Kernland wurden in den linksrheinischen Départements die Privilegien des Adels und alle Feudalabgaben abgeschafft; der Kirchenbesitz wurde als Nationaleigentum beschlagnahmt und an reiche Bürger und Bauern verkauft. Sehr bedeutsam war die Einführung des Code civil durch Napoleon Bonaparte. Er garantierte jedem Bürger Rechtsgleichheit und öffentliche Gerichtsverfahren. Die Bevölkerung, die bis dahin in kleinen und kleinsten Territorien gelebt hatte, wurde Teil eines großen Wirtschaftsraums ohne Zoll- und Zunftschranken. Des Weiteren wurde die männliche Bevölkerung der angegliederten Gebiete zum Dienst in der französischen Armee herangezogen und musste somit an den französischen Eroberungskriegen teilnehmen, so auch am verlustreichen Russlandfeldzug 1812.

Das Rur-Department bestand bis 1814 und wurde dann nach den Befreiungskriegen 1815 durch den Wiener Kongress größtenteils dem Königreich Preußen zugesprochen; die Gebiete westlich der Maas und ein Streifen rechts des Flusses „in der Breite eines Kanonenschusses“ (also 3-4 km) kamen zum Königreich der Niederlande. Verwaltungsstrukturen, die seinerzeit erstmals eingerichtet wurden, haben teilweise bis zur heutigen Zeit überdauert.

Militär

Das Département war Teil der 26. Division der nach 1802 so genannten Grande Armee mit Haupt-Standort Mainz. Unter diesem Divisionsgeneral standen zwei Brigadegeneräle, einer in Köln, der die Arrondissements Köln, Geldern und einen Teil Krefelds befehligte und einer in Aachen für Aachen Kleve und der Rest Krefelds. Jülich blieb Festung, seine Anlagen wurden noch erweitert. Militärposten waren stationiert in Krefeld, Uerdingen und Büderich. Etappenorte mit entsprechender Infrastruktur waren Köln, Dormagen, Neuss, Rheinberg, Geldern, Kleve, Aachen und Jülich.

Dazu bildete jedes Arrondissement eine Polizeibezirk unter einheitlichem Kommando. Diese Gendarmerie unter militärischem Oberkommando setzte sich aus den 32 Brigaden der Kantone zusammen. Ein Gendarmeriehauptmann residierte in Aachen und der Chef der Schwadron in Köln.[1]

Die Präfekten

Das Rur-Département wurde nacheinander von folgenden Präfekten verwaltet (ohne Vertreter in der Zeit der Übergänge):

Distrikte und Kantone

Das Département wurde untergliedert in folgende Distrikte und Kantone:

Literatur

  • Sabine Graumann: Französische Verwaltung am Niederrhein. Das Roerdepartement 1798–1814. Essen 1990
  • Albrecht Friedrich Ludolf Lasius: Der französische Kayser-Staat unter der Regierung des Kayers Napoleon des Großen im Jahre 1812. Ein historisches-Handbuch, Erste Abteilung, Osnabrück bey Johann Gottfried Kißling, 1813, Seite 141
  • Jean Charles François de Ladoucette: Reise im Jahre 1813 und 1814 durch das Land zwischen Maas und Rhein. Ergänzt durch Noten. Mit einer geografischen Karte. Deutsche Erstausgabe, herausgegeben von Birgit Gerlach. Antiquariat am St. Vith, Mönchengladbach 2009. ISBN 978-3-00-028810-4. frz. Original online bei Google books
  • Anton Joseph Dorsch: Statistique du Departement de la Roer, Cologne An XII (Köln 1804) Google Books online
  • Repertoire alphabétique du recueil des actes de la Préfecture du département de la Roer : commençant avec l'an XI de la République (1803) et finissant l'an 1813. Müller, Aix-La-Chapelle 1813. (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
  • Kriegsschauplatz an der Erft und Roer im Sommer 1758 : nebst einer Übersichtskarte. Voss, Düsseldorf 1861 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
  • Annuaire historique et statistique consacré au département de la Roer. 1799/1800 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)
  • Historische Karte: Roermonde, in het Spaansch Gelder-land, op het Zamenvloeyen Roer en Maas herwonnen, den 7 Oct. 1702. Amstelodami, 1712 (Digitalisat der ULB Düsseldorf)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. nach Dorsch, Statistique, S. 40f

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