Durrani

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Die Durrānī (‏درانی‎) oder Abdālī (‏ابدالی‎) sind eine große paschtunische Stammeskonföderation. Ursprünglich unter dem Namen Abdālī bekannt, heißen sie seit Ahmad Schāh Durrānī, dem Begründer des Durrānī-Reiches auch Durrānī. Es wird geschätzt, dass sie heute 16 Prozent der Bevölkerung Afghanistans stellen und so um die fünf Millionen ausmachen.[1] Man findet sie in großer Zahl auch in Westpakistan. Die Durrānī sind zweisprachig, sie sprechen Dari (Persisch) und Paschtu. Sie sind wohl der städtischste und gebildetste Paschtunenstamm in Afghanistan.

Die Durrānī stellten bzw. stellen viele berühmte Führer wie die königliche Familie Afghanistans, Bürokraten und Angestellte wie auch Händler und Kaufleute. Den Dialekt des Paschtu, den die Durrānī sprechen, hat einen leichten persischen Einfluss und wird von vielen Paschtunen als vornehmer und städtischer, und somit auch als reiner empfunden als das rauere Paschtu, das sogenannte Pukhtu in Nordafghanistan und in Pakistan. Die Durrānī sind wie die meisten Paschtunen Muslime, gehören der hanafitischen Richtung an und befolgen den Ehrenkodex des Paschtunwali.

Geschichte

Die Durrānī sind wie andere Paschtunen und benachbarte Völker iranischsprachig und werden als die Nachfahren Qais Abd ar-Raschids angesehen. Vermutlich sind sie im heutigen Südafghanistan in der Nähe des Suleimanegebirges entstanden. Die Durrānī waren etwa vom 7. bis zum 18. Jahrhundert als Abdālī bekannt. Sie lebten bis zur Entstehung des Durrānī-Reiches oft unter persischer Herrschaft. Sie gehörten wie ihre Nachbarvölker verschiedenen Religionen wie dem Zoroastrismus, Judentum, Buddhismus und Hinduismus an. Die Durrānī breiteten sich im frühen Mittelalter mit anderen paschtunischen Stämmen aus und bewohnten den größten Teil des heutigen Afghanistans.

Der Name Durrānī leitet sich von dem persischen Titel Durr-i Durrān („Perle der Perlen“) ab, welcher 1747 von Ahmad Schah Abdālī, der die Paschtunen vereinigte, auf einer Loya Jirga angenommen und dann auf seine Dynastie und die gesamte Stammeskonföderation übertragen wurde. Seit dieser Zeit handelte es sich bei den Königen und Emiren Afghanistans um Durrānī-Herrscher, genauer gesagt um Monarchen aus dem Popalzai- (1747–1843) oder Barakzai-Stamm (1843–1973). Während der Herrschaft der Taliban, dessen dominanten Teil die Ghilzai stellten, waren die Durrānī der am tiefsten gespaltene Stamm, was die Einstellung zur Talibanherrschaft betraf. Auch heute sind die Durrānī die politische dominante paschtunische Gruppe in Afghanistan. So ist der amtierende Präsident Hamid Karzai ein Popalsai und hatte feste Bindungen zum ehemaligen König Zahir Schah.

Abteilungen und Einzelstämme

Die Durrānī-Stammeskonföderation besteht aus zwei Abteilungen mit je 5 Einzelstämmen, welche sich wiederum in zahlreiche Clans unterteilen. Die Durrānīstämme der Zirak-Abteilung können insbesondere in der Region um Kandahar angetroffen werden und beinhalten die Popalsai, die Alikozai, die Barakzai und die Achekzai. Die Panjpaou-Abteilung lebt westlich von Kandahar in Helmand und Farah und beinhaltet die Nurzai, die Alizai und die Eshaqzai.

Die Alphabetisierungsrate der Durrānī ist die höchste unter den paschtunischen Stämmen in Afghanistan und beträgt circa 25%. Die Durrānīstämme werden unter den Paschtunen als die liberalsten angesehen. Sie leben in enger Nachbarschaft mit anderen Völkern Afghanistans. So kommt es zu kulturellen Überlappungen, z. B. mit den Tadschiken, mit denen sie mehr kulturelle und sozioökonomische Charakteristiken als mit anderen paschtunischen Stämmen wie den Ghilzai teilen. Die Durrānī sind Teil der Sarbans eines paschtunischen Stammesbundes.

Einzelnachweise

  1. Ethnologue 14 report for language code:PBU

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