Durlach

Durlach
Durlach
Stadt Karlsruhe
Wappen von Durlach
Koordinaten: 49° 0′ N, 8° 28′ O48.9991666666678.47117Koordinaten: 48° 59′ 57″ N, 8° 28′ 12″ O
Höhe: 117 m ü. NN
Fläche: 22,9413 km²
Einwohner: 29.511 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Apr. 1938
Postleitzahl: 76227
Vorwahl: 0721
Karte

Lage von Durlach in Karlsruhe

Ortsmitte mit Turmberg
Der Bahnhof von Durlach

Durlach, eine einstmals eigenständige Stadt, bildet nach der Zwangseingemeindung im Dritten Reich heute den größten Stadtteil von Karlsruhe. Von ihr ging 1715 die Gründung von Karlsruhe als neue Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach aus. Durlach selbst war markgräfliche Residenzstadt von 1565 bis 1715.

Der Stadtteil liegt im Osten von Karlsruhe am Ausgang des Pfinztals und geht von der Rheinebene in den Kraichgau und in den Nordschwarzwald über.

Der Hausberg von Durlach ist der Turmberg, auf dessen Gipfel sich die Reste einer Burganlage befinden, zu der die Turmbergbahn führt. Direkt neben der Burganlage liegt die Sportschule Schöneck, die von der deutschen Fußballnationalmannschaft gelegentlich als Trainingslager zur Vorbereitung auf Länderspiele genutzt wird.

Der Turmberg ist der nördlichste Berg des Schwarzwalds. Die Berge, die sich daran im Norden anschließen, gehören bereits zum Kraichgau. Südlich des Turmbergs folgen die Schwarzwald-Erhebungen Guggelensberg, Lerchenberg und Geigersberg. All diese Hügel gehören noch zu Durlach und sind durch den spektakulären Blick, den man von ihnen über die Rheinebene hat, das beliebteste Prominenten- und Villenviertel von Karlsruhe. Zahlreiche Bundesrichter, Verfassungsrichter und Unternehmer haben sich dort niedergelassen.

Der Name „Durlach“ geht nach Hentschel vermutlich auf einen Flurnamen zurück und bezeichnet ursprünglich das Gebiet unterhalb des Turms. Dabei ist „Dur-“ auf Turm (lat. turris) zurückzuführen und „-lach“ auf das althochdeutsche blah, lah und lâch, das Wort für ein Grenzzeichen.

Umgangssprachlich nennen sich die Einwohner von Durlach auch Dorlacher oder Letschebacher.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

  • Im 11. Jahrhundert wurde die Burganlage auf dem Turmberg von den Grafen von Hohenberg erbaut und im 12. Jahrhundert erweitert.
  • Durlach wurde erstmals 1196 als staufische Besitzung erwähnt
  • 1219 Eigengut des Markgrafen von Baden
  • 1279 wurde die Burg Hohenberg auf dem Turmberg vom Konrad III. von Lichtenberg dem Bischof von Straßburg zerstört
  • 1556 Durlach wurde mit den Landesherren, den Markgrafen von Baden-Durlach, protestantisch
  • 1565 wurde die Residenzstadt der ernestinischen Linie der Markgrafen von Baden von Pforzheim nach Durlach verlegt durch Markgraf Karl II. (seither nannten sich die Landesherren „Markgrafen von Baden-Durlach“); die Karlsburg wurde gebaut.
  • 1689 wurde die Stadt durch französische Truppen, die der französische König Ludwig XIV. im Rahmen des Pfälzischen Erbfolgekriegs entsandte, völlig zerstört. Lediglich fünf oder sechs Wohnhäuser der Altstadt entgingen dem Feuer. Von der Karlsburg blieb nur der Prinzessenbau stehen. Wiederkehrende Zerstörungen und Plünderungen ruinierten die schutzlosen Durlacher in dieser Zeit immer aufs neue, bis der Krieg 1697 endete. Der Landesherr Markgraf Friedrich Magnus hielt sich währenddessen bis zu seiner Rückkehr 1698 im Basler Exil auf. Er begann den Wiederaufbau Durlachs und der Karlsburg, in deren ersten Bauteil er 1699 einzog.
  • 1709 übernahm sein Sohn Markgraf Karl Wilhelm die Regierung. Im Zerwürfnis mit seiner Gemahlin Magdalena Wilhelmine, einer Tochter des Herzogs von Württemberg, und den Durlacher Bürgern stoppte er den weiteren Ausbau der Karlsburg
  • 1715 verlegte Markgraf Karl Wilhelm die Residenz in ein mitten im Hardtwald neu erbautes Schloss und gründete in diesem Zusammenhang die neue Stadt Karlsruhe.
  • 1735 wurde die Münze errichtet
  • 1832 wurde Durlach Kreisstadt im inzwischen durch napoleonischen Druck konstituierten Großherzogtum Baden.
  • 1843 wurde der Ort Eisenbahnlinie Karlsruhe–Heidelberg angebunden
  • 1846 wurde die erste Freiwillige Feuerwehr von Christian Hengst gegründet (Denkmal Hengst-Platz).
  • 1921 wurde Aue zu Durlach eingemeindet.
  • 1938 wurde Durlach in die damalige badische Landeshauptstadt Karlsruhe gegen das ausdrückliche Votum der Durlacher eingemeindet. Als Zugeständnis wurde dabei allerdings vereinbart, dass Durlach alle Behörden und Ämter behalten dürfe. Deshalb ist Durlach heute der einzige Stadtteil Karlsruhes, der ein eigenes Finanzamt und ein eigenes Amtsgericht besitzt. Das dem Amtsgericht angeschlossene Gefängnis – dessen prominentester Gefangener während der Spiegel-Affäre kurzzeitig Rudolf Augstein war – wurde allerdings 1990 gegen Protest der Bevölkerung abgerissen.
  • Im Zuge der Reichspogromnacht kam es 1938 es zu Übergriffen gegen jüdische Bürger in Durlach. Am 22. Oktober 1940 wurden die verbliebenen jüdischen Mitbewohner deportiert.
  • Während des Zweiten Weltkrieges kamen in Durlach 329 Menschen um.
  • 1989 erhielt Durlach eine eigenständige Ortschaftsverfassung und einen Ortschaftsrat.
Orgelfabrik Durlach

Ortschaftsrat

Vorsitzender des Durlacher Ortschaftsrats ist der Ortsvorsteher. Parteipolitisch setzt er sich für die neue Amtszeit ab Juli 2009 folgendermaßen zusammen:

  • CDU 7 Sitze
  • Grüne 6 Sitze
  • SPD 5 Sitze
  • FDP 4 Sitze

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Theater/Konzerte/Ausstellungen

Veranstaltungszentrum Orgelfabrik

Im 19. und 20. Jahrhundert war die Voit’sche Orgelfabrik eine der bedeutendsten Orgelbaustätten in Europa. In der verbliebenen Großhalle residieren heute

  • Theater in der Orgelfabrik
  • Kabarett „Die Spiegelfechter“
  • Die Orgelfabrik - Kultur in Durlach e.V.
Musik an der Stadtkirche Durlach

An der Stadtkirche Durlach werden regelmäßig Konzerte gegeben – von der Musik zur Marktzeit bis zur Aufführung großer Werke wie Bachs Messe in h-Moll, Werke Alter Meister, aber auch zeitgenössischer Künstler, Chorwerke, Kantaten, Kammermusik, Orgelkonzerte, Improvisationswettstreite. Im Jahre 1999 wurde die historische Stumm-Orgel nach umfassender Erneuerung durch die schweizer Orgelbaufirma Goll festlich eingeweiht.

Museen

Karlsburg
  • Im Schloss Karlsburg sind untergebracht:
    • Pfinzgaumuseum: Geschichte der bis 1938 selbständigen Kreisstadt Durlach als Residenz der Markgrafen von Baden, Entwicklung von Landwirtschaft, Handwerk und Industrialisierung
    • Karpatenmuseum: Sachkultur, Sitten und Gebräuche der ehemaligen Deutschen in der Slowakei

Wirtschaft

RaumFabrik

Die Orgelfabrik Heinrich Voit & Söhne, die Badische Maschinenfabrik Durlach und der Nähmaschinen- und Fahrzeughersteller Gritzner, später Pfaff (wird abgerissen), waren bedeutende Unternehmen ihrer Branchen. Mittlerweile gibt es nur noch wenig produzierendes Gewerbe, in den Fabrikanlagen sind Gründerzentren untergebracht (RaumFabrik). Auch die web.de AG hatte ihren Sitz dort. Im Ortsteil Killisfeld befindet sich die Fiducia IT AG.

In der Nähe zum Durlacher Bahnhof hat das Unternehmen Willmar Schwabe (Pharmabranche) seinen Sitz. In einem großen Industriegebiet nördlich vom Durlacher Stadtkern sind in unmittelbarer Nähe zur Autobahnausfahrt Karlsruhe-Nord diverse Unternehmen angesiedelt. Unter anderem befinden sich dort ein Logistikzentrum der Fa. Bosch, Verwaltung und Produktion der Fa. Vollack Bautechnik und die Fa. aluplast.

Verkehr

Bahnhof Durlach und Durlacher Allee

Mit der Autobahnanschlussstelle Karlsruhe-Durlach an der A 5 ist der Stadtteil direkt an das deutsche Fernstraßennetz angebunden. Weitere Autobahn-Anschlussstellen, über die Durlach und Umgebung gut erreichbar sind, sind Karlsruhe-Nord und Karlsruhe-Mitte (AS 45). Zwischen Durlach und dem Stadtteil Grötzingen kreuzen sich die Bundesstraßen 3 (Nord-Süd) und 10 (Ost-West).

Der Bahnhof von Durlach ist Umstiegspunkt der Stadtbahn Karlsruhe, der S-Bahn RheinNeckar, dem Regionalverkehr und einzelner Fernzüge. Daneben verbinden Straßenbahn- und Stadtbahnlinien Durlach mit der Karlsruher Innenstadt. Direkt durch das Durlacher Zentrum führen die Straßenbahnlinien 1 und 8.

Berühmte Persönlichkeiten

Altstadtring mit Basler Tor
Turmberg mit Endstation der Turmbergbahn und Sportschule Schöneck

Siehe auch

Literatur

  • Susanne Asche, Olivia Hochstrasser: Durlach - Staufergründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt. Hrsg. Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv, ISBN 3-7617-0322-8.
  • Karl Gustav Fecht: Geschichte der Stadt Durlach. Adolph Emmerling, Heidelberg 1869. Photomechanischer Nachdruck 1969 der Vereinigung ehemaliger Schüler des Markgrafen-Gymnasiums.
  • Christian Edel: Durlach ein historischer Rundgang. Hrsg. vom Freundeskreis Pfinzgaumuseum – Historischer Verein Durlach e. V. Karlsruhe-Durlach, 2004, ISBN 3-9803311-5-6.
  • Karl-Heinz Hentschel: Durlach. Das Geheimnis seines Namens. Info-Verlagesgesellschaft, Karlsruhe 1996, ISBN 3-88190-212-0.
  • Jan Dirk Rausch, Heinz Gockel: Durlachs historische Bauten – Von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Karlsruhe 2006, ISBN 3-9803311-8-0.
  • Jan Dirk Rausch, Samuel Degen (Fotografien), Günther Heiberger (Fotografien), Jürgen Sormani (Fotografien): Durlach - ein Bildband. Druckerei Widmann GmbH, ISBN 3-923314-02-7.
  • Durlach gestern und heute – Eine Fotodokumentation. B. Klein, Karlsruhe-Durlach 1986.
  • Ernst Schneider: Durlacher Volksleben 1500–1800. Volkskundliches aus archivalischen Quellen. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der ehemaligen Stadt Durlach. G. Braun 1980 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 5), ISBN 3-7650-0400-6.
  • Traudl Schucker: Durlacher Alltagsleben in Bildern. Zwischen Großherzogtum und Wirtschaftswunder. G. Braun, Karlsruhe 1996, ISBN 3-7650-8167-1.
  • Intelligenz- und Provinzblatt für Durlach. Jahrgang 1–13, Zusammen 52 Hefte, Durlach 1992–2004.
  • Hajo Kotzte, Sabine Lüdtke, Günter Volz (Hrsg.): 10 Jahre Traube Durlach. Festschrift. 1986.
  • Wolfgang Seidenspinner: Die feste Stadt. Anmerkungen zu Funktion und Bedeutung der mittelalterlichen Stadtbefestigung und ihrer denkmalpflegerischen Bewertung. Mit einem aktuellen Beispiel: Durlach. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes. 13. Jahrgang (1984) H. 2 (April–Juni 1984), S. 64–75.
  • Anke Mührenberg: Kleine Geschichte Durlachs G. Braun, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-7650-8393-8.
Blick auf Durlach vom Turmberg
Blick auf Durlach vom Turmberg

Weblinks

 Commons: Durlach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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