Du mußt dein Leben ändern

Du mußt dein Leben ändern
Peter Sloterdijk liest im ZKM Karlsruhe aus Du mußt dein Leben ändern

Du mußt dein Leben ändern (Untertitel: Über Anthropotechnik) ist der Titel eines 2009 erschienenen Essays des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk. Der Titel bezieht sich auf Rilkes Sonett Archaïscher Torso Apollos, das mit diesem Satz schließt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

In seinem bei Suhrkamp veröffentlichten Essay Du mußt dein Leben ändern entwickelt Sloterdijk ein anthropologisches Modell des Menschen als Übender. Unter Übung versteht Sloterdijk „jede Operation, durch welche die Qualifikation des Handelnden zur nächsten Ausführung der gleichen Operation erhalten oder verbessert wird, sei sie als Übung deklariert oder nicht.“[1] Die „immunitäre Verfassung des Menschenwesens“ meint, dass der Mensch bestrebt ist, sich zu perfektionieren, und zwar biologisch, sozio-kulturell (juristisch, militärisch, politisch) und symbolisch (Religion, Kunst).[1] Das Werk ist auch ein weiteres Plädoyer für diese anerkannte stete Arbeit des Menschen an sich selbst – zur Verbesserung des Individuums wie der Welt.

Das Essay besteht hauptsächlich aus der Darstellung und Analyse von Übungsformen in der Geistesgeschichte der letzten 2000 Jahre in verschiedenen Kulturen mit besonderer Beachtung von orientalischen Meditations- und Askesepraktiken, was dadurch gerechtfertigt ist, dass "Übung" eine Übersetzung von griechisch ἄσκησις (áskēsis vom altgriechischen Verb ἀσκέιν (askein – „üben“, „sich befleißigen“) ins Deutsche ist.

Die vermeintliche Rückkehr der Religion nach der Postmoderne wird von Sloterdijk dahingehend analysiert, dass Religion schon immer ein Teil einer „allgemeinen Disziplinik“ gewesen sei, dass es eigentlich keine Religion gebe, sondern dass „spirituelle Übungssysteme“ Religion genannt worden seien.[2] Diese Behauptung, die nicht religionskritisch verstanden werden will, ist eine der Hauptaussagen des Buches. Das Aufkommen religiöser Praktiken analysiert Sloterdijk als das Bedürfnis nach einem Austritt aus den „Vereinigten Staaten der Gewöhnlichkeit“ und dem Bedürfnis nach einer Unterscheidung von dem, was in der Welt ist.[3]

Rezeption

In den wichtigsten Feuilletons wird der Essay inhaltlich gelobt; er richte „das eigene systematische Denken wieder vermehrt auf das Individuum aus“ (FAZ)[4] und verweigere sich „wertkonservativer Propaganda oder linksromantischen Regressionen“ (SZ)[5].

Der Stil des Essays wird aufgrund seines übertriebenen Jargons teils kritisiert, andererseits werden die Aperçus Sloterdijks gelobt.

Ausgabe

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, S. 14.
  2. Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, S. 12.
  3. Peter Sloterdijk: Du mußt dein Leben ändern. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2009, S. 692.
  4. Der Dreizehnkampfrekordhalter, Rezension von Andreas Platthaus in der FAZ vom 23. März 2009 (abgerufen am 8. April 2009).
  5. Es gibt keine Religion, Rezension von Jens Bisky in der SZ vom 21. März 2009 (abgerufen am 8. April 2009).

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