Drug-Checking

Drug-Checking

Unter Drogenprüfung oder Drug-Checking (auch: Drugchecking, Pill Testing) versteht man die chemische Analyse von zumeist auf dem Schwarzmarkt gehandelten psychotropen Substanzen, um potentielle Konsumenten vor besonders gesundheitsschädlichen Präparaten warnen zu können und somit die Gefahren, die beim Konsum von Substanzen mit einer nicht bekannten Zusammensetzung entstehen können, zu vermindern und Drogenmündigkeit zu fördern.

Konkret ist dies zum Beispiel ein Drogenprüfstand auf einer Technoveranstaltung, an dem die mitgebrachten Drogen auf Wirkstoffgehalt und Zusammensetzung getestet werden können. Idealerweise gibt es auch umfangreiches Informationsmaterial zu den Substanzen.

In verschiedenen europäischen Ländern gibt es bereits Möglichkeiten zum Drug-Checking wie zum Beispiel in Österreich, den Niederlanden und der Schweiz. In Spanien, Frankreich, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden wird Drug-Checking von staatlichen oder halb-staatlichen Stellen betrieben.

2008 hat sich in Deutschland die Initiative "Drug-Checking Berlin-Brandenburg" zur Etablierung von Drugchecking-Angeboten im staatlichen Drogenhilfesystem von Deutschland gegründet.

Die Bundesdrogenbeauftragte hat ebenfalls von verschiedenen szenenahen Vereinen ein Konzept zur Durchführung von Drug-Checking erarbeiten lassen, diese werden aber nicht in der Praxis eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In Deutschland hat der Verein Eve & Rave in den 1990er Jahren das erste Drug-Checking auf Partys gemacht. Dieses wurde durch Ermittlungen der Polizei eingestellt. Nach komplettem Freispruch der Angeklagten hat das Bundesgesundheitsministerium eine Weisung an alle staatlichen Labore entsandt, dass von diesen keine Proben von zivilen Organisationen angenommen werden sollen.[1]

Seit 2005 existiert in Berlin eine Gruppe mit dem Namen "Autonomer Drogeninfostand", die die Möglichkeit zu Schnelltests auf Partys anbietet[2]. Mittels eines Marquis-Tests können Konsumenten BTM-verdächtige Substanzen testen, und so Information über die enthaltenen Wirkstoffe gewinnen. Ein kleiner Teil der zu untersuchenden Pille wird hierfür zu feinem Pulver zermahlen. Dieser Substanzprobe werden Formaldehyd und Schwefelsäure zugegeben und die eintretende Farbveränderung beobachtet:

  • orange Verfärbung: Amphetamin (Speed)
  • blaue Verfärbung: Amphetaminderivate (MDMA, MDA, MDEA)
  • grüne Verfärbung: halluzinogene Phenethylamine (z.B. DOB oder 2CB).

Ein schwache Verfärbung deutet auf einen geringen Wirkstoffgehalt und Streckmittel hin. Kommt es zu keiner Verfärbung, kann es sich um ein Placebo oder eine andere Substanz handeln, wie z.B. den Wirkstoff einer Kopfschmerztablette.

„Die Schwäche des Tests liegt darin, daß sich mit ihm weder unerwünschte Giftstoffe feststellen lassen (sieht man mal vom Amphetamin und den halluzinogenen Phenethylaminen ab), noch eine genaue quantitative Bestimmung der festgestellten Inhaltsstoffe (Amphetamin/Amphetaminderivate) möglich wird. Auch können Farbstoffe in den Pillen die Ergebnisse evtl. verfälschen. Der Schnelltest ist aus diesem Grund auch nur eine Art Vortest, welcher dem Drogenberater die Identifizierung der Pille erleichtert, jedoch noch keine 100% Sicherheit liefert.“

Axel Mähler: Drug-Checking - sinnvolles Instrumentarium der Drogenhilfe?[3]

Literatur

  • Annemieke Benschop, Manfred Rabes, Dirk J. Korf: Pill Testing - Ecstasy & Prävention - Eine wissenschaftliche Evaluationsstudie in drei europäischen Städten, Amsterdam 2002, Rozenberg Publishers, ISBN 90-5170-685-5
  • Hans Cousto: Drug-Checking - Qualitative und quantitative Kontrolle von Ecstasy und anderen Substanzen, 2. überarbeitete und aktualisierte Auflage, Solothurn 1999, Nachtschatten Verlag, ISBN 3-907080-23-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jürgen Paul: ECSTASY: Pech mit Glückspillen. In: 21.10.1996, FOCUS Nr. 43. 23. Oktober 2008, abgerufen am 23. Oktober 2008.
  2. Reportage über Drug-Checking in Deutschland und Österreich in der ARD-Sendung Polylux vom 18. Dezember 2007
  3. Drug-Checking - sinnvolles Instrumentarium der Drogenhilfe? Dipl.-Arbeit für die Prüfung zum Erwerb des Akademischen Grades Dipl.-Sozialarbeiter/-Sozialpädagoge von Axel Mähler (Gesamthochschule Kassel 2000)

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