DriveSpace

DriveSpace
Dialogfeld von DriveSpace unter Windows 95 (A-Version) vor der Komprimierung des Systemlaufwerks

DriveSpace (vormals DoubleSpace) ist ein Systemprogramm unter MS-DOS, Version 6.0/6.2 (unter dem Namen DoubleSpace) und ab Version 6.22, sowie unter höheren Versionen auch integraler Bestandteil von Microsoft Windows 9x ab Version 95, mit dem ein FAT16-formatierter Datenträger komprimiert werden kann. Es handelt sich um eine sogenannte Online-Komprimierung, da das Komprimieren/Dekomprimieren online, also zur Laufzeit automatisch im Hintergrund, ausgeführt wird.[1] Das Systemprogramm wurde in DOS-Version 6.0/6.2 als DoubleSpace integriert, aufgrund gerichtlicher Anordnung nach einem Patentstreit in Version 6.21 wieder entfernt und danach in Version 6.22 unter dem Namen DriveSpace neu implementiert. Für die Windowsversionen ab Windows 95 kam eine grafische Bedienoberfläche für die Verwaltung hinzu, sowie ein 32-Bit-Treiber.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Auf diesem komprimierten Datenträger werden die Daten komprimiert in einer einzigen Datei (z. B. DRVSPACE.000) gespeichert. Dabei wird in mehreren Stufen der benötigte Speicherplatz verringert, so dass die Kapazität des Datenträger effektiv steigt. Im günstigsten Fall soll die Platzeinsparung nach Angabe von Microsoft etwa 50 Prozent betragen, praktisch sind es aber meist 30 bis 40 Prozent auf einem Windows-Systemlaufwerk. Die unterschiedliche Komprimierungsrate hängt, wie auch bei ZIP-Dateien, von der Menge des ungenutzten Speichers oder ähnlicher Bytesequenzen innerhalb einer Datei ab. Bei Worddateien im alten Format (*.DOC) ist die Ersparnis besonders hoch, bei vielen Bilddateiformaten (z. B. *.JPG) fällt sie kaum ins Gewicht.

Wenn ein komprimierter Datenträger eingerichtet wird, bekommt das Laufwerk, auf dem sich die Datei mit den komprimierten Daten befindet, einen neuen Laufwerksbuchstaben. Den ursprünglichen Laufwerksbuchstaben erhält der komprimierte „virtuelle“ Datenträger, dessen Inhalt in der Datei des unkomprimierten „Hostlaufwerks“ gespeichert ist. Diese Verschiebung von Laufwerksbuchstaben ist nötig, da in der Systemregistrierung und in den Initialisierungsdateien die Dateipfade erhalten bleiben. Dort verbleiben auch mindestens die wichtigsten für den Start des Computers erforderlichen DOS-Dateien, die benötigt werden, bevor der Gerätetreiber für komprimierte Laufwerke geladen wird, sofern es sich bei dem komprimierten Datenträger um das Systemlaufwerk handelt. In allen anderen Fällen lässt sich der Datenträger nahezu vollständig komprimieren. Ein Entkomprimieren des Laufwerks ist aber nur möglich, wenn auf dem ursprünglichen (Host-)Datenträger temporärer Speicherplatz verbleibt.

Konfiguration

DriveSpace 3 unter Windows 98: Der freie Speicher kann frei zwischen Host und komprimiertem Laufwerk verschoben werden

Die Konfiguration ist nur mit festen Datenträgergrößen möglich. Verbleibt viel Platz auf dem unkomprimierten Laufwerk, bleibt wenig Platz auf dem komprimierten Datenträger. Im umgekehrten Fall steigt der Platzbedarf für den komprimierten Datenträger auf dem Hostlaufwerk. Eine Änderung dieser Grenzen erfordert eine Neueinrichtung der Datenträgerorganisation und benötigt dafür auch Rechenzeit, selbst wenn dafür nur ungenutzter freier Speicherplatz zwischen dem virtuellen und dem Hostdatenträger verschoben wird. Eine dynamische Anpassung im laufenden Betrieb, so wie bei der Onlinekomprimierung moderner Dateisysteme, ist nicht möglich.

Ein vorhandener komprimierter Datenträger (Datei z. B. auf einem Wechseldatenträger) lässt sich zur Laufzeit in das vorhandene Betriebssystem einbinden („Laden“ und „Entladen“ genannt).

Die Konfiguration ist unter Windows 95 bis ME mit einem Windows-Dienstprogramm möglich, das beide Laufwerke in Abhängigkeit voneinander grafisch darstellt und den vermuteten Komprimierungsgrad anzeigt.

Programmversionen

MS-DOS 6.0

Die erste Version von DoubleSpace litt vor allem unter einer mangelhaften Implementierung des Dienstprogramms. Die meisten Benutzer waren es gewohnt, den Computer nach der Beendigung einer Anwendung einfach auszuschalten, da ein kontrolliertes herunterfahren unter DOS nicht vorgesehen war. Da die Onlinekomprimierung jedoch bereits mit einem Zwischenspeicher (Schreibcache) ausgestattet war, gingen Daten, die aus dem Zwischenspeicher noch nicht auf die Festplatte geschrieben wurden, verloren. Außerdem hatten einige auf Geschwindigkeit optimierte Computerspiele eigene Treiber, die mit den Standardtreibern von Microsoft inkompatibel waren. Hinzu kam ein hoher Verbrauch an konventionellem Speicher. Das Programm war deshalb nur eingeschränkt verwendbar. Das Problem mit dem Cache ließ sich nur durch Fremdsoftware beheben, die Firma AddStor, Inc. bot dafür ein Add-on an unter dem Namen Double Tools for DoubleSpace.

MS-DOS 6.2/ 6.22

Das Festplattenprüfprogramm Scandisk wurde hinzugefügt sowie die Möglichkeit, komprimierte Datenträger bei Bedarf auch wieder zu entfernen. Ab DOS 6.22 hieß das Programm DriveSpace, war aber im Wesentlichen mit DoubleSpace identisch. Die Konfiguration ist über das Konsolenprogramm DBLSPACE in Volldarstellung möglich, für die Windows 3.x erst beendet werden muss.

Windows 95A

Es steht kein Konsolenwerkzeug mehr zur Verfügung, Drivespace wird unter einer grafischen Windowsoberfläche unter Windows gestartet.

Windows 95B bis Windows 98, Plus! für Windows 95

DriveSpace 3 ist erstmals mit Microsoft Plus! für Windows 95 als kostenpflichtiges Zusatzprodukt verfügbar. Hier wurde die Effektivität der Komprimierung durch bessere Algorithmen (HiPack und UltraPack) nochmals weiter gesteigert. In Windows 95B ist das verbesserte Programm auch ohne Zusatzsoftware ins Betriebssystem integriert. An der technischen Implementierung und der damit in Verbindung stehenden Nachteile (siehe Abschnitt unten) änderte sich nichts, die Bedeutung dieser Form von Onlinekomprimierung schwand stetig mit dem Aufkommen großer Festplatten zu günstigen Preisen.

Windows ME

Unter Windows ME können Festplatten nicht mehr komprimiert werden. DriveSpace hatte fast völlig an Bedeutung eingebüßt. Letztmalig lassen sich allerdings noch Wechselmedien komprimieren, für die es aber im Betriebssystem bereits eine native Unterstützung von Zip-Dateien gibt, die in der Handhabung einfacher, kompatibler und in der Regel auch effektiver sind.

Nachteile

Gegen den Einsatz von DriveSpace sprechen der Bedarf an Rechenleistung, die systembedingte Ungenauigkeit der Angabe des verbleibenden Speicherplatzes und Kompatibilitätsprobleme beim Transfer der komprimierten Datenträger zwischen unterschiedlichen Betriebssystemen. Außerdem gehen bei einem Schreibfehler gleich alle Daten verloren, wenn die Datei nicht mehr reparabel sein sollte. Dies kann unter Umständen schon bei einem Absturz des Betriebssystems geschehen. Die Bedeutung von DriveSpace schwand mit dem Aufkommen großer Festplattenkapazitäten zu günstigen Preisen sehr schnell.

Alternative Programme

Separat erhältliche Programme, die den gleichen Zweck erfüllten, waren Stacker von Stac Electronics und Double Density von Data Becker. Wegen Patentstreitigkeiten mit Stac Electronics musste Microsoft DoubleSpace in DriveSpace umbenennen und neu implementieren. Aufgrund der Integration von DriveSpace in das Betriebssystem, haben diese schon zuvor erhältlichen separaten Lösungen aber schnell wieder an Bedeutung verloren.

Mit der schwindenden Bedeutung der Onlinekomprimierung während der Verkaufsperiode von Windows 98 gewannen einfachere Komprimierungsmethoden für die Archivierung von Dateien an Bedeutung. Zip-Programme sind nicht mehr an einen bestimmten Datenträger gebunden, die damit erstellten Zip-Archive sind auf jedem Computer und auch auf Wechseldatenträgern nutzbar. Auf modernen Dateisystemen, wie sie von NT-basierenden Windowssystemen verwendet werden, gewinnt die Onlinekomprimierung wieder an Bedeutung, da die Komprimierung hier auf Dateiebene stattfindet und das Komprimierungsattribut somit Teil beispielsweise der NTFS-Spezifikation ist. Ein Fehler einer Datei kann somit nicht mehr die ganze Laufwerksstruktur zerstören und die Kompatibilität zwischen verschiedenen Datenträgern und Betriebssystemen ist jederzeit gewährleistet.

Trivia

Während der Vermarktung von DOS 6.0 (und höher) wurden komprimierte Datenträger auch zu anderen Zwecken verwendet.

Virtuelle Betriebssysteme
Fortgeschrittene Benutzer können ohne professionelle Werkzeuge zur Virtualisierung durch einfaches Kopieren und umbenennen des virtuellen Datenträgers ihr Betriebssystem duplizieren und somit beispielsweise neue Software ohne Gefahr für das Produktivsystem auf einem temporär verwendeten Betriebssystem testen.
Dualbootszenario
Beim Parallelbetrieb von Windows NT und DOS bzw. einem DOS-basierenden Windowssystem kann das in einem komprimierten Dateisystem installierte DOS-System ohne eine Gefahr für Windows NT ersetzt oder gelöscht werden, ohne einen Datenträger neu formatieren zu müssen.

Einzelnachweise

  1. Online (engl. Adjektiv, steht lt. Babylon Translator für: „direkt zum Computer angeschlossen, sofort nutzbar“) bezieht sich hier auf einen automatisch ablaufenden Hintergrundprozess, siehe auch Beschreibungstexte z.B. von Angelfire.com oder gb-direkt.de

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