Dreikönigsschrein

Dreikönigsschrein

Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom ist die größte Goldschmiedearbeit des Mittelalters in Europa.

Der Dreikönigenschrein im Kölner Dom

110 cm breit, 153 cm hoch und 220 cm lang verkörpert er wie eine Basilika die Dreieinigkeit Gottes. 74 getriebene Figuren aus vergoldetem Silber schmücken den Schrein. Edelsteinbesetzte Filigranplatten, farbige Bänder aus Emailstreifen, blaugoldene Inschriftenzeilen, gegossene Metallkämme an den Giebelfeldern der Front- und Rückseite gliedern und umschließen das kostbare Behältnis. Über 1000 Edelsteine und Perlen erhöhen den Glanz. Zahlreiche antike Gemmen und Kameen stellen schon für sich alleine mit 300 geschnittenen Steinen weltweit die größte Bildsammlung antiker Bildsteine des Mittelalters dar.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Der goldene Schrein besteht aus einem erneuerten Eichenholzkern (der ursprüngliche Unterbau befindet sich in der Schatzkammer des Doms), Gold, vergoldetem Silber und Kupfer. Er hat die Form einer dreischiffigen Basilika; es stehen gleichsam zwei Sarkophage nebeneinander, auf deren Dachfirsten ein dritter Sarkophag aufruht. Die Rückseite mit ihren Kleeblattbögen und den darüber liegenden Dreiviertelkreisnischen lässt den Sachverhalt deutlich werden. Die Architektur des Ganzen offenbart sich als Ergebnis einer einheitlichen und langen Bauzeit von über 40 Jahren mit kaum veränderter Planung. Die Wände stehen auf einer doppelten Bodenplatte und werden ringsum von gekuppelten Emailsäulchen vor Braunfirnisgründen umstellt. Unten am Dreikönigenschrein befinden sich die großen vergoldeten Propheten, darüber die Apostel. Der Schrein wird Nikolaus von Verdun (1130–1205) zugeschrieben. Gesichert ist seine Autorenschaft nicht, sie ist aber sehr wahrscheinlich, da viele Kriterien eindeutig mit ihm in Verbindung gebracht werden können. Nicht zuletzt findet man am Dreikönigenschrein die gleichen Punzen wie in Klosterneuburg, wo an den Grubenschmelzplatten der Kanzelverkleidungen seine Signatur auftaucht.

Vorderseite

Die Vorderseite ist der Epiphanie Christi gewidmet. In der Mitte thront die Gottesmutter Maria, der sich von links die Heiligen Drei Könige nähern. Als vierter König ist Otto IV. dargestellt. Die rechte Seite nimmt die Darstellung der Taufe Christi ein, deren Gedächtnis zusammen mit dem Dreikönigstag am 6. Januar gefeiert wird. Darüber befindet sich die abnehmbare Trapezplatte, die einen Einblick in den Schrein gewährt und deren heutige Gestalt zwei Restaurierungen zu verdanken ist. Ursprünglich zeigte sie drei große antike geschnittene Steine, von denen die beiden äußeren, eine Krönung Neros und eine Darstellung von Venus und Mars, heute noch vorhanden sind. In der Giebelwand thront Christus als Weltenrichter, von zwei stehenden Engeln mit Kelch und Patene und einer Krone begleitet.

Rückseite

Das Untergeschoss der Rückseite zeigt in der Mitte den unter einer Arkade stehenden Propheten Jesaja, in den seitlichen Kleeblattarkaden die Geißelung und die Kreuzigung Christi. Über der Geißelung sind in Rundnischen in der Mitte die Personifikation der Geduld und zwei trauernde Engel angebracht, an der entsprechenden Stelle über der Kreuzigung Sol und Luna und ein Engel mit dem Kreuztitulus. An der Giebelwand der Rückseite überreicht der stehende gekrönte Christus den beiden Märtyrern Felix von Afrika und Nabor, die ebenfalls im Schrein ruhen, die Märtyrerkronen. Dies bezeugt eine ehemalige Aufschrift, die sich noch 1864 am Dreikönigenschrein befand: Corpora sanctorum loculus tenet ipse Magorum, Indeque sublatum nihil est alibius est locatum, Sunt iuncti Felix, Nabor, Gregorius istis. (Gelenius, Aegidius, De admiranda sacra et civili magnitudine Coloniae, Köln 1645, Seite 233)

Die Gebeine des Märtyrer Gregor von Spoleto, dessen Reliquien von Erzbischof Brun schon im 10. Jahrhundert nach Köln gebracht wurden, ruhen ebenfalls dort. Gregor ist aber nicht Teil des ikonographischen Programms am Schrein.

Im dreieckigen Feld zwischen dem Erdgeschoß und dem Abschlußgiebel der Rückseite ist die plastische Halbfigur eines Bischofs mit Mitra eingesetzt. Sie stellt Erzbischof Rainald von Dassel dar.

Entstehung

Die Gebeine der Heiligen Drei Könige sind laut der Vita des Mailänder Bischofs Eustorgius im 4. Jahrhundert von Konstantinopel nach Mailand gekommen und 1164 von Rainald von Dassel als Kriegsbeute von Mailand nach Köln überführt worden. Die Überlieferung kann als gesichert gelten, wonach Erzbischof Philipp von Heinsberg (1167–1191) die Reliquien der Heiligen Drei Könige in den Schrein gebettet hat (Vita Eustorgii, ca. 1200: "Zu Zeiten des Bischofs Philipp wurde der Schrein gebaut, wie mir selber Augenzeugen berichteten, die bei der Umbettung zugegen waren." Original: Floß, Dreikönigenbuch, 1864, Seiten 116–122 (Latein); Kopie ca. 1250: Gilles von Orval, MGH 25, 108). Ebenso fand man 1864 bei der Öffnung des Dreikönigenschreins neben den vielen die Reliquien umhüllenden Stoffresten eine Münze von Philipp und Rainalds von Dassel (Floß, S. 108). Also 1191 war der Dreikönigenschrein in wesentlichen Teilen fertiggestellt, nur die Vorder- und insbesondere die Rückseite wurde unter mehrjährigen Ruhepausen verschönert und vollendet. Dabei werden wahrscheinlich an der goldenen Vorderseite die Figuren Mariens, des Weltenrichters und des linken Engels (der rechte wurde von Pollack ergänzt) bereits fertig gewesen sein. Die Drei Könige mit Otto IV. und die Taufe wurden 1198–1206 von einem anderen Kölner Meister geschaffen. Da der Gegenkönig Otto IV. in den Händen ein Kästchen hält, bedeutet dies, dass er aus politischen Gründen einen immensen Geldbetrag der Kölner Kirche spendete (1199: „König Otto schenkte der Kölner Kurie drei Kronen aus Gold für die Häupter der Drei Magier.“; MGSS 17, 292).

Erst zwischen 1220 und 1225 ist die Rückwand in einem von der französischen Monumentalbildnerei beeinflussten Stil (Reimser Portale) hinzugefügt worden. Zu der Zeit sagte der Kölner Erzbischof Engelbert von Berg, der Erzieher des die Kunst fördernden Prinzen Heinrich, Sohn von Kaiser Friedrich II: „Ein neuer Dom muss gebaut werden.“ Ebenso wurde der ab 1180 angefertigte (Urkunden vom 27. Juli und 18. August 1180) Kölner Stadtmauerring geschlossen. Die Grundmauern der Ulrepforte sind von ca. 1220, an den anderen 11 Torburgen wurde noch 30 Jahre lang weitergearbeitet.

Auslagerung

Während der französischen Besetzung des Rheinlandes in den Revolutionskriegen wurde der Schrein vor den (im Umgang mit kirchlichen Kunstschätzen als wenig zimperlich bekannten) feindlichen Truppen in Sicherheit gebracht; er befand sich ab 1794 im Kloster Wedinghausen bei Arnsberg und ab 1802 in Frankfurt am Main. Ende 1803 wurde der Schrein, zerlegt und in Kisten verpackt, mit dem Schiff nach Köln zurück transportiert.

Heutiger Zustand

Dreikönigenschrein

Das heutige Aussehen des Dreikönigenschrein stellt das Ergebnis einer mehrfachen Wiederherstellung dar. Ca. 1750 wurde durch den Kölner Goldschmied J. Rohr bei einer Restaurierung die trapezförmige Verschlussplatte vor den Häuptern der Heiligen Drei Könige erneuert und die Kameen vertauscht, wie man auf alten Stichen erkennen kann. Der im Jahre 1574 gestohlene Ptolemäerkameo, der Mittelstein der Platte, ist wahrscheinlich unmittelbar danach bereits durch den großen Citrin ersetzt worden. Der Ptolemäerkameo befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum zu Wien. 1807 und 1821 restaurierte auf Veranlassung von F. F. Wallraf der Goldschmied W. Pollack mit seinen Söhnen den Schrein, wobei jedoch die Proportionen durch die als notwendig erachtete Kürzung der Bodenplatte stark verändert wurden. 1961–1973 wurde unter der Leitung von Dr. Joseph Hoster der ab 1180 angefertigte und ca. 1225 vollendete Schrein von Fritz Zehgruber, Peter Bolg und Elisabeth Treskow restauriert sowie ergänzt, um die Originalgröße des Schreins wieder zu erreichen. Hierzu wurde der Schrein vollständig auseinandergenommen. Ein neuer Holzkern wurde angefertigt und die Beschlagteile – ca. 1500 Teile – neu geordnet. Darüber hinaus wurde der Sockel, vier Figuren, die vier Dachflächen sowie zahlreiche Emails und Filigrane neu geschaffen. Hierzu hatte Prälat Dr. Joseph Hoster bereits in den 1950er-Jahren über 2,5 kg Feingold, 4,4 kg Feinsilber, mehr als 700 Perlen, 230 Edelsteine, 100 Gemmen und Kameen angekauft. (Bestand 1964: 9 kg Feingold, 15 kg Silber) Einige der in den Museen weltweit befindlichen Originalbeschläge konnten gegen Tausch zurückgewonnen werden und wurden an ihren Plätzen wieder angebracht.

Letzte Öffnung der Reliquienlade

Aus Anlass der 700-Jahr-Feier der Übertragung der Gebeine fand im Jahre 1864 eine Umbettung der Gebeine des Dreikönigenschreines in eine neue Reliquienlade statt. Dies war die bis jetzt letzte Öffnung der Reliquien. Ein ausführliches Protokoll zeichnete den seltenen Vorgang auf.

Die alte Reliquienlade im Inneren des Schreines war demnach 3,5 Fuß lang, 22 Zoll breit und ca. 1 Fuß hoch. (ca. 1,10 m lang, 0,55 m breit und 0,30 m hoch) Als man den Schiebedeckel abgenommen hatte, erkannte man zwei „Längenabteilungen und am Ende derselben drei kleinere“. Eine dieser Längenabteilungen und die drei kleineren Gefache waren mit Watte und die andere längere Abteilung mit Werg bedeckt.

Der hl. Gregor von Spoleto

Das mit Werg bedeckte Fach wurde zuerst untersucht. Der Wortlaut des Protokolls hält folgendes fest: „erstens ein längliches Bündel eingehüllt in einen alten mit roter Seide durchwebten Leinenstoff. Bei der Öffnung des Bündels fand sich ein Pergamentstreifen mit der Inschrift: sct Gregorii. Prb et mr; sodann ein seidenes Tüchelchen mit Figuren und Buchstaben (vermutlich die so genannte Kriegsfahne der Königin Gerberga. Sie hatte diese mit zwei Schutzheiligen selber bestickt, weil die Kölner ihr bei der Niederschlagung des Aufstandes eines Grafen zur Hilfe kamen). Ferner in einer doppelten leinenen Umhüllung

  • a) der vollständige Unterkiefer mit sämtlichen wohl erhaltenen Zähnen mit Ausnahme der sechs vorderen Zähne;
  • b) Bruchstücke der beiden Oberschenkelknochen;
  • c) ein größeres und ein kleineres Stück der Schienbeine;
  • d) Bruchstücke von Wirbeln und Rippen;
  • e) Bruchstücke der Oberarmbeine;
  • f) wenige Bruchstücke der Schädeldecke;
  • g) einige Knochen der Fußwurzel und Handwurzel;
  • h) mehrere Phalangen der Finger und Zehen;
  • i) ein erster Backenzahn vom Oberkiefer;
  • j) zahlreiche kleine Stücke der übrigen Teile des Skelettes.

Dem Schädel, außerhalb des Schreines in einem Reliquiar aufbewahrt, wurde der Unterkiefer angepasst und als dazugehörig erkannt. Es handelt sich um einen ziemlich schweren männlichen Schädel, die Nähte alle geschlossen, die Schläfenmuskellinie sehr deutlich, das Alter ca. 50 Jahre, die Augenhöhlen groß, der Scheitel etwas Dachförmig, die Nackenlinie stark vorspringend. Der Schädel ist von dunkelbrauner Farbe, sehr gut erhalten und unverletzt. Auf der äußeren groben Leinwand findet sich auf einem Pergamentzettel geschrieben iste sunt reliquie Gregorii Spoletani.

Die hll. Nabor und Felix

Zweitens wurde dem Schrein entnommen ein Bündel, welches in derselben Abteilung mit den vorhergehenden gelegen hat. Dasselbe enthielt in doppelt gefaltetes Leintuch eingewickelt

  • a) zwei Oberschenkelknochen, einen rechten und einen linken, welche nicht zusammen gehören. Der rechte besser erhaltene hat noch seinen Kopf;
  • b) zwei zusammengehörende Schienbeine;
  • c) ein größeres Schienbein rechter Seite;
  • d) ein Oberarmknochen linker Seite.

Es fand sich keine Inschrift dabei. Das Bündel wurde in gleicher Weise wieder zusammengelegt und darüber in neue rote Seide eingehüllt.

Drittens, aus derselben Abteilung entnommen ein Beutel mit einer Stecknadel zugesteckt, darin drei Involucra (Umschläge) und ein Beutelchen. Das eine dieser Involucra war ein dessinierter (gemusterter) Leinenstoff mit gestickter Darstellung der Kreuzigung des Herrn Christus am Kreuze mit Maria und Johannes und zwei supplices. Die beiden anderen Involucra waren ohne Zeichnung.

Unter „viertens“ folgt dann die Aufzählung von Gebeinen, die ebenfalls unbeschriftet in einem eigenen Bündel sich befanden: „enthaltend…

  • a) vier Stücke vom Unterkiefer,
  • b) zehn Wirbel (Hals-, Brust- und Lendenwirbel),
  • c) die rechte Seite des Beckens und der Pfanne,
  • d) zwei Stücke vom Schulterblatt,
  • e) ein Stück vom Brustbein,
  • f) fünfzehn Stücke von Rippen,
  • g) zwei Zähne,
  • h) zwei Mittelfußknochen.

Das Bündel wurde in gleicher Weise wieder eingepackt und in rote Seide eingehüllt… Fünftens und sechstens zwei unbenannte kleine Reliquien in zwei getrennte Papiere gewickelt… Siebentens ein versiegeltes Päckchen in Papier nebst dazugehöriger Urkunde aus dem Juli 1728 und dem Juli 1734.“

Aus dem Inventar geht hervor, dass es sich um unvollständige Überreste von zwei Personen handelt. Mehr lässt sich vom Protokoll her nicht sagen. Man muss aber auch feststellen, dass die Trennung dieser Reliquien von denen des hl. Gregor und denen der Heiligen Drei Könige sorgfältig gewahrt war. Es sind daher die Reliquien im Schrein, die man den heiligen Nabor und Felix zuordnen kann.

Wissenschaftler haben Grund zur Annahme, dass die heute noch in Mailand verehrten Gebeine der hll. Nabor und Felix die authentischen sind. Demnach dürfte Rainald von Dassel nur kleinere Partikel der Heiligen mit nach Köln gebracht haben. Ganz im Sinne der mittelalterlichen Vorstellung wonach Pars pro toto, damit der ganze Heilige anwesend ist, und somit das Erscheinen der Heiligen im Bildprogramm auf der Rückseite des Schreins erklärt ist.

Die Gebeine der Heiligen Drei Könige

Die Untersuchung begann mit den Schädeln. Der erste zeigte sich als kleiner männlicher Schädel von fünfundzwanzig bis dreißig Jahren. Die Nähte waren noch nicht verwachsen, selbst die Stirnnaht noch offen. Der zweite Schädel ist ein jugendlicher männlicher Schädel von zehn bis zwölf Jahren mit noch offenen Nähten, was auch von der Stirnnaht gilt, und mit zwölf Zahnhöhlen; hinter den Zahnhöhlen der Schneidezähne standen noch die Zähne des bleibenden Gebisses. Der dritte Schädel ist ein männlicher Schädel von circa fünfzig Jahren. Die Nähte sind ganz geschlossen. Ein Teil des rechten Scheitelbeines und die rechten Schläfenschuppen sind zerbrochen. Die Stücke liegen bei.

Hierauf wurde der Inhalt der anderen längeren Abteilung untersucht. Es fanden sich in derselben zwischen einzelnen Stücken Watte die Gebeine dreier verschiedener Personen, nämlich:

  • a) Drei Unterkiefer, wovon einer noch jugendlich, welche den vorbeschriebenen Schädeln angepasst werden konnten. In dem jugendlichen Unterkiefer fanden sich zwei Zähne, in dem ältesten ein Zahn.
  • b) Von einem Erwachsenen zwei Oberschenkel, zwei Schienbeine, zwei Wadenbeine, ferner von demselben zwei Oberarmknochen, zwei Ellen und zwei Speichen, außerdem von demselben zwei Schulterblattknochen, zwei Fersenbeine, zwei Sprungbeine und zwei Patellae, sowie ein vollständiges Becken in drei Stücken.
  • c) Von einem anderen Erwachsenen zwei Oberschenkel, zwei tibiae und zwei fibulae, zwei Fersenbeine, ein Sprungbein und ein vollständiges Becken in zwei Stücken.
  • d) Von einem jüngeren zwei Schulterblätter, drei Rippen an der vorderen Brustseite noch mit vertrockneter Haut und Fleisch bedeckt, zwei Oberschenkel, zwei tibiae, zwei fibulae, das linke Oberarmbein.
  • e) Ferner fanden sich zwanzig einzelne Wirbel des Lenden-, Brust- und Halsteiles von verschiedenen Personen. Ferner vier Wirbelstücke, wovon drei zu je zwei verbunden sind, das vierte aus vier verbundenen Brustwirkeln besteht.
  • f) Ein Brustbein geteilt in das obere manubrium sterni und das Unterteil.
  • g) Drei Schlüsselbeine.
  • h) Neunundzwanzig Rippen verschiedener Größe, einige zerbrochen.
  • i) Zwanzig teils Fuß-, teils Handwurzelknochen und Epiphysen (Endstücke).
  • j) Fünfzig teils Mittelhand-, teils Mittelfußknochen.
  • k) zwei Kniescheiben.
  • l) Mehrere Beutelchen mit Weihrauch.
  • m) In zwei besonderen Umhüllungen vereinzelte Gebeine eines kaum zweijährigen Kindes, nämlich: Das linke Schulterblatt, zwei ulnae, zwei radii, vier Beckenknochen, die zueinander passen, welche erst spät bei der Flucht nach Arnsberg dazugelegt wurden und wahrscheinlich Reliquien darstellen, wie man solche schon in den Tagen Karls des Großen aus einer Höhle bei Betlehem als die der unschuldigen Kinder nach dem Abendland brachte und die vermutlich aus dem Reliquiar der unschuldigen Kinder im Kölner Dom stammen, welches um 1800 genauso wie der Schrein des heiligen Severin von Köln von den französischen Revolutionstruppen eingeschmolzen wurde.
  • n) Mehrere kleine Fragmente, welche in ein weißes seidenes Tuch eingebunden wurden. Sämtliche Reliquien dieser längeren Abteilung wurden in mehrere Bündel in weiße Seide eingewickelt.

Sämtliche vorgenannten Reliquien mit Ausnahme der Häupter wurden in die neue Lade gebracht. Die Reliquien der Heiligen Drei Könige ruhen in 18 kleineren Bündeln aus weißer Seide. Die alte Wolle wurde wieder benutzt und durch neue ergänzt. Ein Stück des alten Schiebedeckels mit den alten Siegeln wurde in die neue Lade gelegt, dieselbe geschlossen und versiegelt. Die Häupter wurden wieder auf das sogenannte Häupterbrett hinter der Trapezplatte der Vorderseite des Dreikönigenschreins gelegt.

Weitere Fundstücke

Augenzeuge Prof. Floß, der bei der Öffnung des Schreins anwesend war, schreibt: „In einer besonderen Abteilung des Schreins zeigten sich nun mit den Resten uralter vermoderter Binden, wahrscheinlich Byssus (Bezeichnung für feines Leinen- oder Seidengewebe der Antike), nebst Stücken aromatischer Harze und ähnlicher Substanzen, die zahlreichen Gebeine dreier Personen, die mit Beihilfe der anwesenden Sachverständigen sich zu fast vollständigen Körpern ordnen ließen: der eine aus erster Jugendzeit, der zweite im ersten Mannesalter, der dritte bejahrt. Zwei Münzen, Bracteaten von Silber und nur auf einer Seite geprägt, lagen bei; die eine, erweislich aus den Tagen Philipps von Heinsberg, zeigt eine Kirche, die andere ein Kreuz, das Jurisdictionsschwert an der einen, den Bischofsstab an der anderen Seite …, die andere ist jedenfalls nicht jünger und dürfte sich vielleicht als eine Münze Rainald's erweisen.“ Augenzeuge Franz Bock berichtet: „Ein weiterer Fund bestand in einzelnen kleineren Schnüren von orientalischen Perlen, zwischen welchen ein filigraniertes Ornament in Gold von der Größe einer Erbse sichtbar wurde, dessen Form und technische Ausarbeitung für seine Entstehung im zwölften Jahrhundert bezeichnend sein dürfte. Endlich wurde ein kleiner Glas-Zylinder zu Tage gefördert, dessen Einfassungen aus vergoldetem Silber bestanden.“

1881 schrieb der Kölner Weihbischof Baudri, der 1864 ebenfalls bei der Umbettung der Gebeine zugegen war, dass man ein Stück eines alten byzantinischen Gewebes von Byssus für die Schatzkammer des Domes entnommen habe. Anfang 1981 wurde vom Erzbischöflichen Diözesan-Museum Kontakt aufgenommen zu Professor Daniel de Jonghe (Königliche Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel), einem international anerkannten Fachmann auf dem Gebiet antiker Stoffe. Nach seinen Feststellungen gehört der Kölner Stoff sowohl in seinem Muster als auch nach den technologischen Merkmalen zu der Gruppe der spätantiken seidenen Blöckchendamaste, die in der Zeit vom 2. bis 4. Jahrhundert im Vorderen Orient gewebt wurde. Danach wurde diese Webtechnik nicht mehr angewendet. In der Gruppierung der seidenen Blöckchendamaste schließt sich der Kölner Stoff außerdem direkt an die ältesten Kleiderstoffe an, nämlich an die Funde aus dem syrischen Palmyra. Zwischen diesen Geweben und den Stoffen aus dem Kölner Dreikönigenschrein stellte der Professor eine weitgehende Übereinstimmung fest.

Literatur

  • Der Meister des Dreikönigen-Schreins: Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesan-Museum in Köln, 11. Juli – 23. August 1964. Köln 1964.
  • Erika Zwierlein-Diehl, Die Gemmen und Kameen des Dreikönigenschreines. Köln 1998, ISBN 3-922442-25-0
  • Rolf Lauer, Der Schrein der Heiligen Drei Könige. Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1657-4
  • Ferdy Fischer, Das Wunder des Mittelalters – die abenteuerliche Geschichte des Kölner Dreikönigenschatzes 1794–1804, historischer Roman, Salzer Verlag Heilbronn 1994, ISBN 3-7936-0332-6

Weblinks


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