Dreikönigskuchen

Dreikönigskuchen
Dreikönigskuchen-Figuren aus dem 19. Jahrhundert

Der Dreikönigskuchen (englisch King Cake oder King’s Cake, französisch Galette des Rois, spanisch Roscón de Reyes) ist ein traditionelles Festtagsgebäck, das zum 6. Januar, dem Tag der Erscheinung des Herrn (Epiphanias), dem Festtag der heiligen drei Könige gebacken wird. Der alte Brauch des Bohnenkönigs wurde in den 1950er Jahren wiederbelebt und ist heute vor allem in der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, England und Spanien sehr verbreitet.

Regional sind die Rezepturen sehr unterschiedlich, gemeinsam ist aber allen Dreikönigskuchen, dass eine getrocknete Bohne, eine Mandel, eine Münze oder ein anderer kleiner Gegenstand eingebacken wird. Wer beim Essen auf diesen Glücksbringer stößt, ist für einen Tag König der Familie.

Inhaltsverzeichnis

In der Schweiz

Dreikönigskuchen

In der Schweiz wird der Dreikönigskuchen aus süßem Hefeteig hergestellt, der zu Kugeln geformt, blütenförmig angeordnet und mit Mandelblättchen und Hagelzucker bestreut wird. Die meisten Schweizer backen ihren Dreikönigskuchen nicht mehr selbst, sondern kaufen ihn samt goldener Papierkrone zum Aufsetzen im Supermarkt oder beim Bäcker. In diesen industriell gefertigten Dreikönigskuchen ist ein kleiner König aus Kunststoff eingebacken.

Beim Dreikönigskuchen handelt es sich nicht etwa um einen marginalen Brauch, sondern um einen der erfolgreichsten aktuellen Bräuche mit einer gesamtschweizerischen Verbreitung und einem festen Termin im Jahreslauf. Der Brauch ist gegenwärtig zwar auch aus Frankreich, einigen Regionen Belgiens und aus Spanien bekannt, dabei belegen jedoch die Verkaufszahlen die spezifische Relevanz dieses Phänomens für die Schweiz. Allein die Jowa AG, die Bäckerei des Großverteilers Migros, produzierte im Jahr 2000 mehr als 500.000 Dreikönigskuchen, bei der schweizerischen Lebensmittelgenossenschaft Coop wurden rund 250.000 Kuchen produziert. Die Pistor als Zulieferbetrieb für die gewerblichen Bäckereien in der Schweiz, die unter anderem auch die Königs-Plastikfigürchen liefert, gibt die Produktionsmenge für die Bäckereien mit «mehreren hunderttausend» an. Auf den enormen Erfolg und die große Verbreitung deuten auch die Verkaufszahlen der Königsfigürchen hin: 2004 wurden gegen eine halbe Million Kunststoffkönige an die gewerblichen Bäckereien geliefert, wobei die Migros und der Coop über separate Figürchenlieferanten verfügen. Insgesamt dürften aktuell in der Schweiz jährlich also gegen 1,5 Millionen Dreikönigskuchen verkauft werden, wobei die Tendenz nach wie vor klar steigend ist. Dies würde ungefähr ein Kuchen pro schweizerischen Haushalt bedeuten – eine Verbreitung, die kaum ein anderer Brauch in der Schweiz findet.

In Spanien

Der Roscón de Reyes („Königskranz“) ist ein traditioneller Kranzkuchen aus Hefeteig, der in Spanien nur für das Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Januar gebacken wird. Es gibt ihn ohne Füllung, mit Schlagsahne oder mit Trüffelfüllung.

Darin versteckt sind jeweils ein Porzellanfigürchen und eine Bohne, die keinesfalls verzehrt werden darf. Die Tradition besagt, dass derjenige, der die Bohne in seinem Kuchenstück findet, den Kuchen für alle Gäste bezahlen muss. Andererseits wird derjenige, der das Glück hat, die kleine Porzellanfigur zu finden, von allen zum „König“ gekrönt. Der Kranzkuchen ist verziert mit kandierten Früchten wie Orangenscheiben, roten und grünen Kirschen u. ä.

In Katalonien

In Katalonien kennt man dasselbe Brauchtum und einen sehr ähnlichen Kuchen als Tortell de Reis („Königskuchen“). Gefüllt wird er u. a. mit Marzipan, Cabello de ángel oder Schlagsahne.

In Mexiko

Die Tradition der Rosca de Reyes („Königskranz“) wurde in Mexiko im 16. Jahrhundert von Spanien introduziert. Das Kuchen wird aus Hefeteig und normalerweise ohne Füllung, nur für das Fest der Heiligen Drei Könige am 6. Januar gebacken. Der Kranzkuchen ist verziert mit kandierten Wüstenfrüchte wie Datteln und Feige, u. ä.

Darin versteckt sind jeweils, nach Wahl, mehrere Porzellan- oder Keramikfigürchen. Die Tradition besagt, dass derjenige, der ein Porzellankind findet, eine nachfolge zu dem Fest machen muss und ebenfalls Tamales für alle Gäste backen. Das Fest wird dann am 2. Februar gefeiert, und nennt sich Fiesta de la Candelaria.

In Portugal

In Portugal (und in Brasilien) ist der Dreikönigskuchen als Bolo Rei bekannt.

In Frankreich

In Frankreich gibt es zwei Arten von Kuchen. Im Norden Frankreichs isst man traditionell die Galette des Rois, häufig mit einer Marzipanfüllung. Im Süden gibt es die Couronne oder den Gâteau des Rois, ähnlich der katalanischen Tortell. Ähnlich wie in Spanien wird in jedem Kuchen eine Porzellanfigur versteckt.

Literatur

  • Konrad J. Kuhn: Dreikönigskuchen: Ein Brauch der Gegenwart zwischen ritueller Funktion, Archaisierung und Kommerz. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde, 105. Reinhardt, Basel 2009, S. 109–126.

Weblinks

 Commons: Dreikönigskuchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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