Drei mal Neun

Drei mal Neun
Seriendaten
Originaltitel Drei mal Neun
Produktionsland Bundesrepublik Deutschland
Originalsprache Deutsch
Produktionsjahr(e) 1970 bis 1974
Länge 90 Minuten
Ausstrahlungs-
turnus
8 mal im Jahr
Genre Spielshow
Moderation Wim Thoelke
Erstausstrahlung 10. September 1970 auf ZDF

Drei mal Neun war eine Donnerstag-Abend-Fernsehshow des ZDF, die von Wim Thoelke erdacht und präsentiert wurde.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

1970 musste Peter Frankenfeld aufgrund eines Streits mit dem Programmdirektor seine Sendung Vergißmeinnicht beenden. Daraufhin beschloss man beim Sender, nun auf den 14 Jahre jüngeren Wim Thoelke als Showmaster zu setzen. So erfuhr Thoelke im Sommerurlaub 1970 aus einer Zeitung am Kiosk, dass man ihn dringend suche und er stimmte in der anschließenden Besprechung einer neuen Unterhaltungsshow sofort zu.

Konzept

Grundidee

Wim Thoelke plante viele Elemente, so dass, wenn jemandem etwas nicht gefiel, er nur fünf Minuten warten musste, um wieder etwas anderes zu sehen. Grundlage der Show war ein Quiz, für dessen Fragen häufig kurze Filmeinspielungen vorkamen. Es spielten zwei Kandidatenpaare mit, die zu Beginn der Sendung auf einen hohen Podest auf Ledersofas saßen. Sie wurden bereits beim Herabsteigen auf der Treppe von den beiden Assistentinnen Rabea Hartmann und Gabi Schnelle vorgestellt, damit das anschließende Gespräch mit Thoelke kurz gehalten werden konnte und damit Tempo in die Sendung kam.

Musik

Einen bedeutenden Anteil hatten Show-, insbesondere Musikeinlagen. Hierfür stand Max Greger mit seiner Bigband und das ZDF-Fernsehballett zur Verfügung. Letzteres sang und tanzte zur Titelmelodie mit dem Text:


Das Glücksrad dreht sich, das Glücksrad dreht sich

Für Sie ist heute alles drin

Das Glücksrad dreht sich, das Glücksrad dreht sich

Es wartet heute auf Sie der Hauptgewinn

Spiel mit, das Glück macht heute eine Show

Spiel mit, heute sagt Fortuna nicht No

Ihr 1 x 1 heißt 3 x 9

man darf sich auf’s Ergebnis freu’n

Das Glück überzeugt heute Abend auch sie von unserem Spiel.


Vor dem Abspann erschien das Fernsehballett mit den Worten:


Das war’s, das war die Show 3 x 9

Das war’s, ein Spiel, um sie zu erfreu’n

Und alle, die sich’s ausgedacht, und die heute Abend mitgemacht

sagen Ihnen: Danke Schön!

Auf Wiedersehen


Fester Bestandteil im Showteil waren musizierende Politiker, so sangen in der ersten Ausgabe Richard Stücklen, Wolfgang Mischnick und Jockel Fuchs.

Am 1. Juli 1971 spielte der Verteidigungsminister Helmut Schmidt Gershwin-Melodien auf einer elektronischen Orgel. Thoelke hatte zuvor anfragen lassen, ob er ein Instrument zum üben vorbei schicken sollte, Schmidt hielt dies aber nicht für nötig. In der Sendung verspielte er sich schließlich, so dass er noch einmal von vorne beginnen musste. Dass dies Schmidt passierte, der als Perfektionist galt und gewöhnlich keine Fehler beging, brachte ihm große Sympathie bei den Zuschauern ein.

Der damalige Bundesaußenminister Walter Scheel hatte das Lied Hoch auf dem gelben Wagen gemeinsam mit dem Düsseldorfer Männergesangverein, zu dessen Mitgliedern er gehörte, als Single veröffentlicht, um in Hinblick auf die Kandidatur zum Bundespräsidenten an Popularität zu gewinnen. Wim Thoelke ließ daraufhin anfragen, ob er in seine Sendung kommen würde. Scheel stimmte unter der Bedingung zu, dass er den Gesangsverein mitbringen dürfe. In der Sendung vom 6. Dezember 1973 musste Playback gesungen werden, was Scheel aber ebenso perfekt gelang wie die Schallplattenaufnahme. Unterstützt durch den Fernsehauftritt erreichte der Titel eine immense Beliebtheit (er erreichte auch Platz 5 in den Charts). Im Auswärtigen Amt erwog man sogar, die Welle zu bremsen – es waren aber keine Gegenmaßnahmen denkbar. Walter Scheel gelang es dann auch, als Bundespräsident sehr populär zu sein.

Aktion Sorgenkind

Erst nachträglich nahm Wim Thoelke die Lotterie zu Gunsten der Aktion Sorgenkind in seine Planung auf, für welche er 15 Minuten Platz schaffen musste: Diese Lotterie sollte eigentlich mit dem Ende von Vergißmeinnicht eingestellt werden. Da daraufhin aber viele Behinderteneinrichtungen hätten geschlossen werden müssen, wünschte sich der ZDF-Intendant Karl Holzamer ihre Fortsetzung. Thoelke bat im Gegenzug darum, Walter Spahrbier weiter vorkommen zu lassen, um die Kontinuität zu wahren.

Zur Teilnahme lagen an allen Banken, Sparkassen und Postämtern Lose aus, mit denen ein Betrag zwischen 1.01 DM und 9.99 DM einzuzahlen war, was stets mit allen Beträgen mehrfach geschah. In der Sendung wurden ein Betrag ermittelt und dann aus den betreffenden Losen die Gewinner gezogen. Zum Ermitteln des Betrags gab es eine Anordnung aus drei Glücksrädern, die eine zentrale Bedeutung für die Sendung haben und auch zu Beginn des Vorspanns erschienen. Sie wurden elektromotorisch in Gang gesetzt: Das große der drei Räder trug die Abbildung eines 1 DM-Stücks mit Prägedatum 1970 in seinen Zentrum. Es lief am langsamsten und bestimmte die Vorkommastelle. Das mittelgroße Rad zeigte ein 10 Pf-Stück, hielt als nächstes an und bestimmte die erste Nachkommastelle. Das kleine Rad zeigte ein 1 Pf-Stück und bestimmte schließlich die zweite Nachkommastelle. Während der Prozedur spielte das Orchester die Titelmelodie.

Das Ziehungsgerät für die Lose bestand aus einer ebenfalls elektromotorisch drehbaren Plexiglaskugel, in die nach dem Anhalten und Öffnen eines Deckels eine Person mit undurchsichtiger Brille hineingriff. Die drei Hauptgewinner ermittelte ein Prominenter. Dieser war zuvor vom Sieger-Kandidatenpaar zu erraten. Dabei saß er hinter einer beleuchteten Mattscheibe so, dass seine Silhouette zu erkennen war und er beantwortete einige Fragen.

Namensgebung

Durch die dreistellige Glückszahl kam Thoelke auf den Namen Drei mal Neun, welcher weitere Sendungen mit Zahlen im Namen zufolge hatte, darunter insbesondere die Talkshow 3 nach 9 von Radio Bremen.

Höhepunkte

Am 17. Januar 1974 verbog Uri Geller Löffel, woraufhin einige Zuschauer glaubten, dies sei währenddessen auch mit ihrem heimischen Besteck geschehen.

Wum

Wim Thoelke hätte gerne ein Ende der Sendung gehabt wie jenes von Einer wird gewinnen mit Martin Jente. Allerdings wollte er es nicht direkt nachmachen, zumal solch ein Ideenklau seinerzeit nicht üblich war. Daraufhin beschloss er die Sendung mit der Zeichentrickfigur Wum, gezeichnet und gesprochen von Loriot, mit der er sich mittels Blue-Box-Technik unterhielt. Bei den Kindern war Wum äußerst beliebt. Damit sie nicht bis zum Ende der Sendung aufbleiben mussten, verlegte man Wum dann auf einen frühen Zeitpunkt in der Sendung. Er folgte dem Glücksrad, in dem er mit lauten "Thöööölke"-Rufen auf sich aufmerksam machte.

Schallplatten

Von den Musikdarbietungen in der Sendung erschienen mehrere Langspielplatten, von denen ein Teil des Erlöses an die Aktion Sorgenkind floss. Hinzu kommt die Single Ich wünsch mir ’ne kleine Miezekatze von Wum.

Bericht über die Aktion Sorgenkind

Im Anschuss an Drei mal Neun folgte Aktion Sorgenkind - Bilanz der guten Taten. In 15 Minuten wurden darin von einem Moderator mit kurzen Einspielfilmen die Aktivitäten der Aktion Sorgenkind vorgestellt. Es handelt sich zum einen um die Verwendung der Spendengelder, etwa den Kauf einen Behindertentransporters; zum anderen um Spendenaktionen, beispielsweise auf Stadtfesten.

Nachfolgesendung

Drei mal Neun wurde wegen des großen Aufwands einer Liveshow aus verschiedenen Städten eingestellt. Es folgte der Der große Preis. Dieser behielt die Zeichentrick-Einspielungen mit Wum bei, ebenso die Aktion Sorgenkind einschließlich des Berichts am Anschluss der Sendung.

Ausstrahlungen im ZDF

DATUM FOLGE GÄSTE
10.09.1970 01 Udo Jürgens, Wencke Myhre, Gotthilf Fischer, Ekkehard Fritsch, Harald Nielsen
08.10.1970 02
19.11.1970 03 Esther Ofarim, Golden Gate Quartett, Charly Sanders
17.12.1970 04 Roy Black, Fischer-Chöre, Eloise, The Peanuts Taylor Group
28.01.1971 05 Kurt Buecheler, Rex Gildo, Wyn Hoop, Andrea Horn, Les Muchachos, Rita Pavone, Facio Santillian
04.03.1971 06 Dan Blocker
27.05.1971 07
01.07.1971 08 Costa Cordalis, Dalida, Heinz Erhardt, Karel Gott, The Jay Five, Waclaw Kisielewski, Helmut Schmidt, Marek & Vacek
16.09.1971 09 Peter Alexander, Heidi Kabel, Eloise, The Peanuts Taylor Group, Jürgen von Manger, Hanna Aroni
14.10.1971 10 Alpha & Omega, Rico Lanza, Uwe Röhrdanz, Anneliese Rothenberger
09.12.1971 11 Katja Ebstein, Ellen Friese, Rudolf Schock, Tölzer Knabenchor, The Veterans, Wyn Hoop & Andrea Horn
27.01.1972 12 Roberto Blanco, Jürgen Feindt, Udo Jürgens, Petra Pascal, Herbert F. Schubert, Starlets Chor, Trentiner Bergsteigerchor
02.03.1972 13 Roy Black, Franz Lambert, Tonia, Johnny Cash, Cindy & Bert
25.05.1972 14 Maria Tiboldi, Rene Kollo, Toni Lakatos, Geschwister Bender, Nana Mouskouri, Peter Rubin
29.06.1972 15 Maria Prado, Adam & Eve, Carmela Corren, Rex Gildo
28.07.1972 16
10.08.1972 17 Caterina Valente, Betty Dorsey
14.11.1972 18 Hanna Aroni, Walter Gampert, Christin Hölzle, Herbert F. Schubert, Tölzer Knabenchor, Wanja, Helmut Zacharias
14.12.1972 19
18.01.1973 20
22.02.1973 21 Michael Schanze
05.04.1973 22 Mireille Mathieu, Peter Kraus
24.05.1973 23
28.06.1973 24
23.08.1973 25 Viktor Klimenko, Erik Silvester, Wanja
04.10.1973 26 Peter Alexander, Peter Frankenfeld
06.12.1973 27 Walter Scheel
17.01.1974 28 Uri Geller
14.03.1974 29 Rut Rex, Rex Gildo, Katja Nick
23.05.1974 30
27.06.1974 31

[1]

Einzelnachweise

  1. Online-Archiv der Wiener Arbeiter-Zeitung und des Hamburger Abendblatts, Abspann der Originalsendungen

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