Dr. Motte

Dr. Motte
Dr. Motte auf der Loveparade 2005 in Acapulco, Mexiko

Dr. Motte (bürgerlich Matthias Roeingh, * 9. Juli 1960 im Berliner Bezirk Spandau) ist ein Techno-DJ sowie Gründer und ehemaliger Organisator der Musik- und Tanzveranstaltung Loveparade in Berlin. Er war bis 2006 Miteigentümer der Loveparade Berlin GmbH, deren Geschäftszweck es war, den in mehreren Ländern geschützten Markennamen Loveparade zu vermarkten.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Im Jahr 1985 war Roeingh erstmals als Diskjockey (DJ) tätig. Zuvor war der gelernte Betonbauer Mitglied einer Berliner Musikgruppe und hatte sich dem Punk (Tote Piloten, 1981–84) und dem Musikprojekt DPA (Deutsch-Polnische Aggression) zugewandt. Mit DPA war er auch Mitautor des Buches Geniale Dilletanten. Als Diskjockey wandte er sich ab 1987 der House-Musik zu und spielte später in Clubs wie dem Ufo und dem Planet.

Er rief am 1. Juli 1989 unter dem Künstlernamen Motte mit Hilfe seiner damaligen Lebensgefährtin, der US-amerikanischen Multimediakünstlerin Danielle de Picciotto, die Love Parade ins Leben, die er als Demonstration für Friede, Freude, Eierkuchen anmeldete, und an der auf dem Berliner Kurfürstendamm zunächst nur 150 Menschen teilgenommen haben.

1991 ändert er seinen Künstlernamen in Dr. Motte, gründete im Jahr darauf die Plattenfirma Space Teddy und begann nun deutschlandweit als Diskjockey zu arbeiten. 1993 veröffentlichte er das Musikalbum Chill Out, Planet Earth! und 1995 Politics of Life – The Collection of Experiences. 2001 gründete er die CD-Produktionsfirma Praxxiz.

Bekannt wurden seine Ansprachen bei den Abschlusskonzerten der Love Parade unter der Berliner Siegessäule auf dem Großen Stern. Dr. Motte wollte nicht nur, dass die Teilnehmer tanzten, sondern dass sie zu aktiven Teilnehmern einer „Tanzbewegung“ wurden. Er wollte, dass „Harmonie durch Musik“ entsteht und Freiräume durch nonverbale Kommunikation entstehen, sprach von Liebe und Respekt, von der Vielfalt der Tanzmusik und wünschte am Ende seiner kurzen Ansprachen den Teilnehmern der Loveparade eine schöne Party.

Seit dem Jahr 2006 distanzierte sich Dr. Motte von der Loveparade und begründete dies mit einer kommerziellen Ausrichtung dieser Massenveranstaltung und hielt Redebeiträge auf der Fuckparade, die ursprünglich als Gegendemonstration zur Loveparade entstanden war. 2008 unterstützte er die Demonstration Freiheit statt Angst für Datenschutz und gegen Überwachung.[1][2] In seinem Blog verfasst er Kommentare über Demonstrationen gegen das Bauprojekt Mediaspree und unterstützt die Proteste durch Auftritte auf Solidaritätspartys.[3]

Dr. Motte machte nach dem Unglück auf der Loveparade 2010 den Veranstalter, die Lopavent GmbH und ihren Geschäftsführer Rainer Schaller, der auch Geschäftsführer des Hauptsponsors McFit ist, verantwortlich: „Die Veranstalter sind schuld. […] Da ging es doch nur ums Geld machen. Die Veranstalter haben nicht das geringste Verantwortungsgefühl für die Menschen gezeigt“ (nach Spiegel[4]) und sprach von einem „Skandal“. Er vertritt die Ansicht, dass Rainer Schaller die Rechte an der Loveparade nur gekauft habe, um über ein Marketing-Instrument für seine Fitnessstudio-Kette McFit verfügen zu können. Doch den „Spirit“ der Loveparade habe er nicht kaufen können, dieser sei in Berlin geblieben. Aufgrund der Entscheidungen von Herrn Schaller seien Menschen gestorben.[5]

Später erklärte Roeingh, er fühle sich schuldig. Er sei im Jahr 2006 gegen den Verkauf der Marke Loveparade an Schaller und für eine Insolvenz gewesen. Doch er sei von den damaligen Mitteilhabern überstimmt worden und hätte es versäumt, damals ein Veto gegen den Verkauf einzulegen. „Ich sehe heute die Love Parade als mein Kind an, ein Kind, das missbraucht wurde. Und ich fühle mich schuldig, dass ich die ganze Sache nicht frühzeitig gestoppt habe, durch mein Veto beim Verkauf. Denn dann wäre es zu Ende gewesen, dann hätte es diese Katastrophe nicht gegeben.“[6]

Am 31. März 2011 gründete Dr. Motte gemeinsam mit weiteren 45 Gründungsmitgliedern im Berliner Kunsthaus Tacheles einen „Verein zur Förderung, Pflege und Darstellung der elektronischen Musik- und Clubkultur, sowie des damit verbundenen Lebensgefühls“. Dieser trägt den Namen electrocult e.V. (i.Gr.).[7] Der Vorstand besteht aus: Paula P’Cay (1. Vorsitzende), Lotar Küpper (2. Vorsitzender), Dr. Motte (Vorstand ehrenhalber), Ellen Dosch (stellv. 1. Vorstand) und Bert Silzner (stellv. 2. Vorstand).

Kontroverse Äußerungen

Dr. Motte erschien mehrfach wegen kontroverser Äußerungen in den Medien. So kommentierte er beispielsweise 1995 in einem Interview mit dem Tagesspiegel „Dies ist mein Aufruf an alle Juden der Welt, sie sollen doch mal eine neue Platte auflegen. Und nicht immer nur rumheulen“. Zwei Jahre darauf entschuldigte er sich in der Süddeutschen Zeitung für den Aufruf.[8]

Im Jahr 2009 forderte er in einer öffentlichen Rede auf der Fuckparade das „Ende der schwulen Politik“ des offen homosexuell lebenden regierenden Berliner Bürgermeisters Klaus Wowereit. Dr. Motte wurde daraufhin Schwulenfeindlichkeit vorgeworfen. Die Veranstalter distanzierten sich von der Rede Dr. Mottes.[9] Dieser entschuldigte sich später für seine Formulierung und gab an, lediglich eine neoliberale Politik kritisiert haben zu wollen. [10] Die Formulierung „schwule Politik“ habe er in diesem Zusammenhang lediglich deshalb gewählt, da Berlins regierender Bürgermeister Wowereit seine sexuelle Orientierung selbst mit dem berühmten Satz „Ich bin schwul und das ist gut so.“ politisierte und für den Wahlkampf einsetzte.[11]

2011 hatte Dr. Motte nach Presseberichten sein Auto in der Nähe seiner Wohnung in der Berliner Kastanienallee im Halteverbot geparkt und wurde darauf von Mitarbeiterinnen des Ordnungsamtes zur Rede gestellt. Im Zuge eines eskalierenden Konflikts, bei dem eine Funkwagenbesatzung hinzukam, soll Motte die Ordnungshüter als „Blockwarte“ beschimpft und „Heil Hitler“ gerufen haben.[12] Die Staatswanwaltschaft ermittelt wegen „Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen“. Motte bedauert inzwischen den Vorfall.[13]

Diskographie (Auswahl)

Alben

  • 1992: Euphorhythm - Chill Out Planet Earth (Space Teddy)
  • 1993: 030 Feat. Dr. Motte - Ki (MFS)
  • 1995: Dicabor vs Dr. Motte - Live At The Interference Festival At Chromapark (Space Teddy)
  • 2009: Dr. Motte Meets Gabriel Le Mar - Dr.Motte Meets Gabriel Le Mar (FAX +49-69/450464)

Singles und EPs

  • 1992: 3Phase feat. Dr. Motte - Der Klang der Familie
  • 1997: Dr. Motte & Westbam - Love Parade 1997 (Sunshine) (D #5,A #25,CH #10)
  • 1998: Dr. Motte & Westbam - Love Parade 1998 (One World One Future) (D #6,CH #15)
  • 1999: Dr. Motte & Westbam - Love Parade 1999 (Music Is The Key) (D #27)
  • 2000: Dr. Motte & Westbam - Love Parade 2000 (D #9,A #32,CH #15,F #79)
  • 2000: 3Phase feat. Dr. Motte - Der Klang der Familie (revisit) (D #52)
  • 2008: Dr. Motte & Marc van Linden - Wackelpeter
  • 2010: 3Phase feat. Dr. Motte - Der Klang der Familie (remastered, #PRZ001)
  • 2010: DJ Dag vs. Dr. Motte - Sunfighter (#PRZ002)
  • 2011: Dr. Motte & Robert Babicz - NONO (#PRZ003)

Awards

Als DJ setzt er sich immer wieder auch bei Kultur-Gatherings und für Non-Profit Veranstaltungen ein (z.B. Goethe Institut, UNICEF, L.O.V.E. Stiftung, I SUPPORT TACHELES etc.). Sein Engagement für die elektronische Musik und sein politischer Einsatz wurden mehrfach honoriert:

  • 1997: VIVA Comet
  • 1999: Bambi
  • 1999: BZ Kultur-Preis
  • 2000: Musik und Maschine Award
  • 2007: DJ Meeting LifeTime-Award
  • 2007: DJ Awards Lifetime Achievement
  • 2010: Help Musicaward

Weblinks

 Commons: Dr. Motte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unterstützerliste der Demonstration Freiheit statt Angst
  2. Tausende Bürger demonstrieren für Datenschutz Die Welt vom 11. Oktober 2008
  3. Proteste gegen Media Spree gehen weiter
  4. Polizei scheiterte mit Gegen-Sicherheitskonzept. In: Spiegel-Online, abgerufen 25. Juli 2010
  5. Video „Dr. Motte - Mensch spielt keine Rolle“, ZDF, Heute-Sendung vom 26. Juli 2010 18:00 Uhr
  6. „Der Traum von der Love Parade ist vorbei.“ Artikel, Zeit-Online, 4. August 2010, abgerufen am 6. August 2010
  7. www.electrocult.de, abgerufen am 16. März 2011
  8. Jugend trainiert für Karneval Spiegel 28/1998
  9. Fuckparade bittet um Entschuldigung
  10. Dr. Motte entschuldigt sich für Entgleisung auf der „Fuckparade“ Tagesspiegel vom 27. August 2009
  11. Quelle: Team Dr. Motte, www.drmotte.de
  12. Beleg Hitlergruss
  13. Beleg Ermittlungen

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