Dorothy Tiffany Burlingham

Dorothy Tiffany Burlingham

Dorothy Tiffany Burlingham geb. Dorothy Trimble Tiffany (* 11. Oktober 1891 in New York City; † 19. November 1979 in London) war eine US-amerikanische Kinderpsychoanalytikerin und Pädagogin. Sie verband eine lebenslange Freundschaft und Partnerschaft mit der Kinderpsychoanalytikerin Anna Freud. Bekannt wurde sie durch ihre Zusammenarbeit mit Freud über die Kinderanalyse. Während der 1960er und 1970er Jahre leitete sie die Research Group on the Study of Blind Children an der Hampstead Klinik in London. Ihr 1979 im Jahresbericht der Psychoanalytic Study of the Child erschienener Artikel "To be blind in a sighted world" (dt.: Über das Blindsein in einer sehenden Welt) über blinde Kleinkinder, gilt als Meilenstein der empathischen wissenschaftlichen Beobachtung.

Dorothy Tiffany Burlingham ist die Tochter des Künstlers Louis Comfort Tiffany und die Enkelin von Charles Lewis Tiffany, dem Gründer von Tiffany & Co..

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leben in New York und Europa

Dorothy Trimble Tiffany wuchs als Tochter des Juweliers und Glaskünstlers Louis Comfort Tiffany und dessen Frau Mary Woodbridge Goddard in New York auf. Am 24. September 1914 heiratete sie in Cold Spring Harbor, Long Island den New Yorker Chirurgen und Harvard-Absolventen Dr. Robert Burlingham (1888–1938), von dem sie vier Kinder bekam; jedoch trennte sich das Paar 1921 aufgrund der bipolaren Störung ihres Ehemannes. Burlingham musste von nun an ihre vier Kinder alleine aufziehen. Eines ihrer Kinder, ihr Sohn Bob, entwickelte eine Hauterkrankung, die als psychosomatischen Ursprungs diagnostiziert wurde. Die Erkrankung fiel in eine Zeit, in der das neue Gebiet der Psychoanalyse stärker in Europa und den Vereinigten Staaten bekannt wurde.

Durch die Hoffnung auf eine psychoanalytische Genesung ihres Sohnes veranlasst, zog Burlingham 1925 mit ihren vier Kindern nach Wien. Sie begann bald darauf eine Laienanalyse bei Theodor Reik und traf Anna Freud, die zu der Zeit schon als Kinderanalytikerin tätig war, die anschließend alle vier Burlingham Kinder als ihre Patienten annahm. Infolge der Behandlung verschwand auch bald die Hauterkrankung des Sohnes. Aufgrund dieser Ereignisse entschied sich Dorothy Burlingham, selbst eine Laienanalytikerin zu werden und als Vorbereitung dessen absolvierte sie eine vollständige Analyse bei Sigmund Freud, obwohl sie mittlerweile seiner Tochter persönlich nahe stand.

Werk

Dorothy Tiffany Burlingham zog 1938 gemeinsam mit den Freuds nach London, die vor dem Antisemitismus der Nationalsozialisten flohen. Nach dem Tod Sigmund Freuds im darauffolgenden Jahr ließ sie sich in 2 Maresfield Gardens nieder, in der Nähe von Anna Freud, die in 20 Maresfield Gardens lebte. Ein Jahr später zog sie in das freudsche Familienhaus ein, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Beide Frauen, die über die nächsten vierzig Jahre eine Partnerschaft führten, gründeten während des Zweiten Weltkriegs die Hampstead War Nurseries, ein Heim für Kriegskinder und Kriegswaisen. Ihre gemeinsame Arbeit dort führten sie zur Veröffentlichung von Infants Without Families (dt.: Familienlose Kleinkinder) im Jahre 1943. Beide gründeten 1951, gemeinsam mit Helen Ross, die Hampstead Klinik, ein Zentrum, das „sich aufmachte, Therapie und Unterstützung für Familien bereitzustellen, geistig gestörte und behinderte Kinder zu behandeln, unabhängig von ihren Problemen, ihrem sozialen Hintergrund oder Vergangenheit, und gleichzeitig angehenden Analytikern eine möglichst ausgewogene und vielfältige Ausbildung anzubieten.“ Dorothy Tiffany Burlingham und Anna Freud arbeiteten beide bis zum Ruhestand an der Hampstead Klinik.

Dorothy Tiffany Burlingham starb im Jahre 1979 in London. Ihre sterblichen Überreste ruhen im Golders Green Krematorium in London, neben denen von Anna Freud (die 1982 starb) und anderen der freudschen Familie, einschließlich Sigmund Freud.

Publikationen

  • Dorothy Burlingham, Aus d. Amerikan. von Anna Freud u. Linde Salber; Linde Salber (Hrsg.): Labyrinth Kindheit: Beiträge zur Psychoanalyse des Kindes. Fischer-Taschenbuch-Verl., 1989, ISBN 3-596-42256-6.
  • Dorothy Burlingham, Anna Freud: Heimatlose Kinder : zur Anwendung psychoanalyt. Wissens auf d. Kindererziehung. Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1982, ISBN 3-596-27314-5.
  • Dorothy Burlingham, Anna Freud: Anstaltskinder. ca. 1970.
  • Dorothy Burlingham, Anna Freud: Kriegskinder: Jahresbericht d. Kriegskinderheims Hampstead Nurseries. Imago Publishing Co., 1949.

Literatur

  • Burlingham, Michael: The Last Tiffany. A Biography of Dorothy Tiffany Burlingham., 1989, New York.
  • Freud, Anna; Kennedy, Hansi; York, Clifford: In Memoriam Dorothy Burlingham 1891-1979. In: Psa. Study Child 35 (1980), S. IX-XXII.
  • Hoffmann-Richter, Ulrike: Dorothy Burlingham. In: Keintzel, Brigitta; Korotin, Ilse (Hg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben, Werk, Wirkung. 2002, Wien-Köln, Verlag: Böhlau.

Weblinks


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