Dorothea Tanning

Dorothea Tanning

Dorothea Tanning (* 25. August 1910 in Galesburg, Illinois, USA) ist eine US-amerikanische Malerin, Bildhauerin und Schriftstellerin. Sie entwarf ebenfalls Bühnenausstattungen und Kostüme für Ballett und Theater. Tanning war ab 1946 mit dem deutschen Künstler Max Ernst verheiratet und schuf wie dieser surrealistische Gemälde. Sie lebt in New York.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Die autodidaktische Künstlerin ließ sich nach Studien in Galesburg und Chicago 1935 in New York nieder. 1936 erhielt sie ihre prägende Anregung durch die Ausstellung Fantastic Art, Dada and Surrealism, die, organisiert von Alfred Barr, im Museum of Modern Art, New York, gezeigt wurde. Dort sah sie erstmals dadaistische und surrealistische Werke. In einer Gemeinschaftsausstellung, die ausschließlich Malerinnen zeigte, war sie im Januar 1943 mit ihrem Selbstporträt Birthday (1942) in der „Exhibition by 31 Women“ in der Galerie Art of This Century von Peggy Guggenheim vertreten, die außerdem Werke von Frida Kahlo, Louise Nevelson, Meret Oppenheim und anderen zeigte. Die Begegnung mit Guggenheims Ehemann Max Ernst führte zur Entfremdung des Ehepaares Ernst; 1946 heiratete Max Ernst in vierter Ehe Dorothea Tanning. Sie feierten eine Doppelhochzeit zusammen mit Man Ray und Juliet Browner in Beverly Hills.[1]

Berge in Sedona

Tanning war Teilnehmerin am Bel-Ami-Wettbewerb 1946, bei dem sie – neben anderen surrealistischen Größen wie beispielsweise Salvador Dalí – das Gemälde Die Versuchung des Heiligen Antonius einreichte, mit dem sie ihren eigenen Stil der erotischen Metaphern Ausdruck verleihen konnte. Gewinner des Wettbewerbs war Max Ernst. Von dem Preisgeld erwarb das Ehepaar ein Stück Land in den Bergen von Sedona, Arizona und baute ein Haus[2]. 1953 verließ das Ehepaar seinen Wohnsitz in Sedona und zog nach Frankreich. Nach einem Aufenthalt in Paris zogen sie 1955 nach Huismes, und ab 1964 bis zu Ernsts Tod wohnten sie in Seillans.[3] Zu jedem Geburtstag seiner Frau schuf Max Ernst eine Liebeserklärung: die 36 „D-Paintings“ zu Geburtstagen, zur Hochzeit und Silberhochzeit sind seit 2005 Bestandteil des Max-Ernst-Museums in Brühl. In jedem Werk ist der Buchstabe „D“ enthalten.[4]

Tanning kehrte nach dem langjährigem Aufenthalt in Frankreich 1978 nach dem Tod von Max Ernst nach New York zurück. Sie veröffentlichte Gedichte im The New Yorker und verfasste mehrere Bücher.

Tanning schuf Bühnenausstattungen und Kostüme für Ballettaufführungen, das erste war George Balanchines Night Shadow (heute La Sonnambula), aufgeführt 1946 vom Ballet Russe de Monte Carlo am alten Metropolitan Opera House. Es folgten The Witch (1950; John Cranko), Bayou (1952; Balanchine) und Will o' the Wis (1953; Ruthanna Boris).[5] Für Jean Giraudoux’ Theaterstück Judith gestaltete sie 1961 die Kostüme; das Bühnenbild stammte von Max Ernst.[6]

Nach Tannings erster Einzelausstellung 1944 in der Julien Levy Gallery, New York, folgte nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa eine Einzelausstellung 1954 in der Galerie Furstenburg in Paris. Im Jahr 1955 fand ein Stilwechsel statt, der als „prismatisch“ beschrieben wird[7]. Ein Hauptwerk dieser Periode ist Insomnias aus dem Jahr 1957. 1959 war sie Teilnehmerin an der documenta II in Kassel. Eine Retrospektive ihrer Werke fand 1974 im Centre Pompidou statt, organisiert von Pontus Hultén. 2004 wurde sie Ehrenmitglied der Max Ernst Gesellschaft. Zu Tannings 100. Geburtstag würdigte das Max-Ernst-Museum (Maison Waldberg) in Seillans ihr Werk bis Ende Oktober 2010 mit der Ausstellung Happy Birthday Dorothea Tanning.[8]

Werke (Auswahl)

Veröffentlichungen

  • Abyss. Standard Editions, New York, 1977
  • Birthday – Memoirs. Lapis Press, 1986. dt. Birthday – Lebenserinnerungen. Kiepenheuer und Witsch, Köln 1997, ISBN 3-462-02155-9
  • Between Lives – An Artist and Her World. Autobiography, WW Norton, 2001 online
  • A Table of Content – Poetry. Graywolf Press, 2004
  • Dorothea Tanning, Texts by Jean Christophe Bailly, translated by Richard Howard & Robert C. Morgan, 1995 George Braziller, New York

Sekundärliteratur

  • Karoline Hille: Spiele der Frauen. Künstlerinnen im Surrealismus. Belser, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7630-2534-3

Film

Im Jahr 1978 veröffentlichte Peter Schamoni den 15-minütigen Kurzfilm Dorothea Tanning – Insomnia.[9] Der Dokumentarfilm Birthday – Die amerikanische Malerin Dorothea Tanning von Horst Mühlenbeck wurde 1996 in den Kinos gezeigt.[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mary V. Dearborn: Ich bereue nichts!, S. 293 ff
  2. Lothar Fischer: Max Ernst, Rowohlt, Reinbek 1969, S. 112
  3. einfachblau.de: Seillans – Wohnort von Max Ernst
  4. Kölner Stadtanzeiger, 3. September 2005
  5. The Wallstreet Journal, 17. Mai 2010: Fantastical Images of Dance
  6. Zitiert nach Weblink brühl.de
  7. Zitiert nach Tannings Webseite
  8. nwz.online.de: Ausstellung Happy Birthday Dorothea Tanning 2010
  9. http://www.imdb.com/title/tt0077461/ imdb.com: Dorothea Tanning – Insomnia
  10. imdb.com: Birthday – Die amerikanische Malerin Dorothea Tanning

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