Dorfbahn Serfaus

Dorfbahn Serfaus
Dorfbahn Serfaus
Streckenlänge: 1,280 km
Stromsystem: 950 Volt ~
Maximale Neigung: 5,35 
Minimaler Radius: 300 m
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Legende
Kopfbahnhof – Streckenanfang
Parkplatz 1.422 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
Kirche 1.424 m ü. A.
Haltepunkt, Haltestelle
Raika 1.421 m ü. A.
Kopfbahnhof – Streckenende
Seilbahn 1.441 m ü. A.

Die Dorfbahn Serfaus ist eine fahrerlose Luftkissenschwebebahn mit Seilantrieb in der österreichischen Gemeinde Serfaus im Bundesland Tirol. Sie weist einige Merkmale einer U-Bahn auf; so ist sie vom Individualverkehr getrennt und verkehrt auf ihrer gesamten Länge in einem Tunnel. Sie gilt nach der türkischen Tünel als zweitkleinste U-Bahn der Welt, obwohl beide keine U-Bahnen im herkömmlichen Sinn sind. Rechtlich betrachtet handelt es sich bei der Dorfbahn Serfaus um eine Standseilbahn.

Inhaltsverzeichnis

Strecke

Die Bahn verkehrt unter der Serfauser Dorfstraße – die mittlerweile Dorfbahnstraße heißt – in einem Tunnel, dieser wurde in offener Bauweise errichtet. Sie verbindet den Parkplatz am talseitigen, östlichen Rand des Dorfes mit der Talstation der Seilbahnen und den Skiliften des Skigebiets Komperdell am bergseitigen, westlichen Rand des Dorfes. Die Streckenlänge beträgt 1280 Meter, der kleinste Kurvenradius 300 Meter. Mit einer maximalen Neigung von 5,35 Prozent wird zwischen den Endstationen ein Höhenunterschied von 20,1 Metern überwunden.[1]

Stationen

Es gibt vier Haltestellen, sie heißen Parkplatz, Kirche, Raika und Seilbahn. Zwischen Bahnsteig und Einstieg existieren aus Sicherheitsgründen zusätzliche Zwischentüren. Die Stationen Seilbahn und Parkplatz haben sechs solcher Türen, Raika und Kirche allerdings nur vier. Weil die beiden Kabinen zusammen über sechs Türen verfügen, öffnen die äußersten Türen bei diesen beiden Zwischenhalten nicht. Darauf weist eine Anzeige über jeder Tür mittels eines grün beziehungsweise rot leuchtenden Signals hin. Wird die Tür bei der nächsten Station öffnen, leuchtet die Lampe grün, wird sie dies nicht tun, leuchtet die Lampe rot.

Betrieb

Während der Wintersaison verkehrt die Dorfbahn zwischen 8:00 und 18:00 Uhr, die Reisezeit beträgt je Richtung sieben Minuten. Die Zwischenstationen Raika und Kirche werden teilweise nur in der jeweiligen Hauptlastrichtung bedient, das heißt am Vormittag in Richtung Seilbahn, am Nachmittag in Richtung Parkplatz. In der Gegenrichtung fährt die Bahn jeweils ohne Halt durch. Während der ruhigeren Sommersaison verkehrt die Bahn von 9:00 bis 17:30 Uhr. Zu besonderen Anlässen verkehrt die Bahn länger. Die Mitfahrt ist kostenlos, im Durchschnitt werden jährlich 833.000 Personen befördert.[1]

Technik

Ein mit Gleichstrom betriebener Elektromotor in der bergseitigen Endstation Seilbahn treibt das Zugseil an. Dieses verläuft hinter der Führungsschiene, die in Bodennähe an der Tunnelwand befestigt ist. Knapp unter der Tunneldecke verläuft das 29 Millimeter dicke Zugseil zurück zur Umlenkrolle in der Endstation Parkplatz. Die Bahn besitzt keine Schienen; stattdessen gleitet der Zug rund einen Millimeter über dem Boden auf einem Luftkissenpolster. Drei Kompressoren je Kabine versorgen acht Luftkissen mit einem Druck von 0,2 bar. Die elektrischen Anlagen der Kabinen wie Innenbeleuchtung, Kompressoren und Türen werden durch eine dreipolige Oberleitung versorgt. Diese ist an der Tunneldecke angebracht und führt 950 Volt Wechselstrom

Der einzige Zug der Dorfbahn besteht aus zwei fest miteinander gekuppelten Kabinen. Eine Kabine ist 14,58 Meter lang, 2,21 Meter breit und besitzt drei Einstiege. Die Kapazität je Kabine beträgt 135 Personen. In den Stationen sind die Bahnsteige durch eine Zwischenwand vom eigentlichen Tunnel getrennt und mit Bahnsteigtüren versehen. Diese öffnen und schließen sich gleichzeitig mit den Kabinentüren. Der vollautomatische Betrieb wird von der Betriebsleitstelle in der Station Seilbahn aus kontrolliert. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 40 km/h, pro Stunde können maximal 2000 Personen befördert werden. Die Antriebsspitzenleistung beträgt dabei 950 Kilowatt, die Antriebsdauerleistung 580 Kilowatt.

Vorgeschichte

Weil die Serfauser Dorfstraße eine Sackgasse ist und deshalb sämtlichen Zielverkehr zu den Bergbahnen aufnehmen musste, kam es vor allem während der Wintersaison immer wieder zu Verkehrsstaus, welche die Lebensqualität für Einwohner und Touristen stark beeinträchtigten. 1970 beschloss der Gemeinderat daher, die Dorfstraße für den Individualverkehr zu sperren und am Dorfeingang einen großen Parkplatz zu errichten. Die Skitouristen wurden fortan mit Omnibussen befördert. Aufgrund der ständig wachsenden Zahl von Touristen stießen diese Skibusse jedoch bald an ihre Kapazitätsgrenzen.

Geschichte

1983 erhielt das Ingenieurbüro Lässer-Feizlmayer aus Innsbruck den Auftrag, ein alternatives Beförderungskonzept auszuarbeiten. Vorgeschlagen wurde eine unterirdische Luftkissenschwebebahn vom Parkplatz zur Talstation der Bergbahnen. Im Dezember 1983 genehmigte der Gemeinderat das Projekt, die Bauarbeiten begannen im Juli 1984. Am 14. Dezember 1985 erfolgte die Inbetriebnahme der Serfauser Dorfbahn. Die offizielle Eröffnung fand am 16. Jänner 1986 statt.

Im Dezember 2007 wurde bekannt, dass die Dorfbahn Serfaus einer Modernisierung unterzogen werden muss, um dem großen Ansturm gerecht zu werden und neuen technischen Auflagen zu genügen. Der bisherige Betrieb mit einem Wagenverbund aus zwei Wagen soll zugunsten eines Betriebs mit zwei unabhängigen Fahrzeugen im Tunnel geändert werden, beide Fahrzeuge fahren in kurzem Abstand hintereinander. Die beiden Endhaltestellen müssen dafür erweitert werden, um genügend Platz hierfür zu bieten. Streckenverlängerungen wird es keine geben. Als möglicher Termin für eine Realisierung des Projekts waren ursprünglich die Jahre 2009 und 2010 geplant.

Einzelnachweise

  1. a b Die Serfauser Dorfbahn auf www.matinesweg.at

Weblinks


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