Dordrechter Bekenntnis

Dordrechter Bekenntnis

Das Dordrechter Bekenntnis (eigentlich Glaubensbekenntnis des wehr- und rachelosen Christentums) ist ein 1632 in Dordrecht von niederländischen Mennoniten verfasstes christliches Glaubensbekenntnis. Es hat bei den von den Mennoniten abgespaltenen Amischen heute noch große Bedeutung. Das Bekenntnis umfasst 18 Artikel.

Da Mennoniten bindende Bekenntnisschriften nicht kennen, muss das Dordrechter Bekenntnis vor allem als eine entscheidende Übereinkunft angesehen werden. Es sollte die wesentlichen Punkte der mennonitischen Lehre zusammen fassen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die niederländischen und norddeutschen Mennonitengemeinden waren am Ende des 16. Jahrhunderts tief gespalten. So bestanden manchmal an einem Ort mehrere mennonitische Gemeinden. In dem Bemühen die Gemeinden wieder zusammen zu führen, entstanden bereits um 1600 mehrere mennonitische Bekenntnisse wie das Konzept von Köln von 1591 oder das 1627 formulierte Olijftacxken (≈Olivenzweig). Die 21 Artikel umfassende Korte Confessie des Jan Cents von 1630 spielte beispielsweise eine entscheidende Rolle bei der Vereinigung flämischer, junger friesischer und hochdeutscher Gemeinden in Amsterdam 1639.

Das Dordrechter Bekenntnis selbst wurde am 21. April 1632 in der niederländischen Stadt Dordrecht angenommen. Es war in erster Linie eine Übereinkunft flämischer Gemeinden, wurde später aber auch von Vertretern anderer Gemeinden angenommen. Auch die mennonitischen Gemeinden in Süddeutschland und im Elsass schlossen sich später dem Dordrechter Bekenntnis an. Von den Schweizer Mennoniten wurde das Bekenntnis nicht übernommen, da sie (anders als die Amische) eine strikte Meidung (wie in Artikel 17 formuliert) ablehnten. Das Dordrechter Bekenntnis ist bei Amischen-Gemeinden noch im Gebrauch.

Im Jahr 1664 erschien die deutsche Übersetzung des Dordrechter Bekenntnisses. Herausgegeben wurde sie von Tielemann van Sittert. Die deutsche Ausgabe wurde eingerahmt von einer Vorrede an den christlichen Leser und einem konfessionsgeschichtlichen Anhang [1].

Die 18 Artikel handelten von folgenden Themen:

  • 1 Über Gott und die Schöpfung
  • 2 Von der Übertretung des göttlichen Gebotes durch Adam (Sündenfall)
  • 3 Von der Wiederaufrichtung und Versöhnung des menschlichen Geschlechts mit Gott
  • 4 Von der Zukunft unseres Erlösers und Seligmachers Jesu Christi
  • 5 Von der Einsetzung des neuen Testaments durch unsern Herrn Jesum Christum
  • 6 Von der Buße und Besserung des Lebens
  • 7 Von der heiligen Taufe
  • 8 Von der Gemeinde Gottes
  • 9 Von der Erwählung der Diener in der Gemeinde
  • 10 Vom hochwürdigen Abendmahl des Herrn
  • 11 Vom Fußwaschen
  • 12 Vom heiligen Ehestand
  • 13 Von der Obrigkeit
  • 14 Von der Rache und Gegenwehr (Gewaltfreiheit)
  • 15 Vom Eide oder Eidschwören
  • 16 Vom Bann oder Absonderung von der Gemeinde
  • 17 Wie die Gebannten und Abgesonderten von der Gemeinde zu meiden
  • 18 Von der Auferstehung der Toten

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Astrid von Schlachta: Gefahr oder Segen? die Täufer in der politischen Kommunikation. Göttingen 2009, S. 199.

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