Donald H. Rumsfeld

Donald H. Rumsfeld
Donald Rumsfeld

Donald Henry Rumsfeld (* 9. Juli 1932 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Politiker (Republikaner). Von 1975 bis 1977 und von 2001 bis 2006 war er US-Verteidigungsminister.

Rumsfeld diente unter den Präsidenten Gerald Ford und George W. Bush und war der am längsten amtierende Verteidigungsminister in der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Inhaltsverzeichnis

Familienleben

Rumsfeld ist der Sohn von George Rumsfeld und Jeannette Husted. Sein Urgroßvater Johann Heinrich Rumsfeld war 1876 aus Weyhe in Niedersachsen in die USA ausgewandert. Als Pearl Harbor angegriffen wurde - Donald Rumsfeld war neun Jahre alt - ließ sein Vater mit 38 seinen Job als Makler ruhen und meldete sich freiwillig zur U.S. Navy. Die Familie wechselte während des Zweiten Weltkrieges insgesamt fünf mal den Wohnort. Nach Ende des Krieges zog sie schließlich nach Chicago in einen Vorort mit gehobener Wohnlage.

1954 heiratete Rumsfeld seine Schulliebe Joyce Pierson, mit der er drei Kinder hat.

Donald Rumsfeld hat seinen ständigen Wohnsitz im US-Bundesstaat Illinois und ein privates Domizil in Taos, New Mexico; sein Dienstsitz war das Pentagon in Washington D. C..

Schule/Studium

Nach Abschluss der High School in New Trier studierte Rumsfeld an der Princeton-Universität mit einem Stipendium der US-Streitkräfte (ROTC). Von 1954 bis 1957 war er Marineflieger bei der US Navy, im Anschluss daran dann Mitarbeiter der Investment-Banking-Firma A.G. Becker und Assistent sowie Wahlkampfmanager einiger Kongressabgeordneter.

Auch später, nach dem Beginn seiner politischen Karriere in den 1960er Jahren, besuchte er Seminare an der Universität von Chicago, wo er sich zu einem begeisterten Anhänger des einflussreichen Ökonomen Milton Friedman und der Chicagoer Schule entwickelte. Auch viele Jahrzehnte später äußerte sich Rumsfeld geradezu ehrfurchtsvoll über seinen damaligen Mentor.[1]

Politik

1962 – im Alter von dreißig Jahren – wurde er Abgeordneter des Repräsentantenhauses für den Bundesstaat Illinois und wurde 1964, 1966 sowie 1968 wiedergewählt.

1969 trat Rumsfeld dann von seinem Sitz im Kongress zurück, um zur Regierung Richard Nixons zu stoßen. Er arbeitete als Director of the United States Office of Economic Opportunity, Assistant to the President, Counselor to the President, Director of the Economic Stabilization Program und Mitglied des Kabinetts von 1969 bis 1970 bzw. von 1971 bis 1972.

1973 verließ er kurzzeitig die Vereinigten Staaten, um bis 1974 als US-Gesandter bei der NATO in Brüssel zu arbeiten.

Rumsfeld (l.) mit Rudolf Scharping in Washington, D.C.

Verteidigungsminister unter Präsident Ford

Unter Präsident Ford leitete Donald Rumsfeld zunächst den Übergang von der Nixon- zur Ford-Regierung, wurde dann Stabschef des Weißen Hauses und von 3. November 1975 bis 19. Januar 1977 dann der jüngste Verteidigungsminister der USA. Während dieser Zeit setzte sich Rumsfeld stark für höhere Rüstungsausgaben ein, da, nach seiner Argumentation, die UdSSR ebenso massiv aufrüste. Kurz vor Ende seiner Amtszeit am 13. Januar 1977 ordnet Rumsfeld die Produktion des Mk12A-Sprengkopfs für die Minuteman-Interkontinentalraketen an. 1975 wirkte er an der schnellen Beilegung (Vermeidung einer gerichtlichen Untersuchung) der Affäre um den mysteriösen Tod des Bakteriologen Dr. Frank Olson mit (siehe Die Olson-Affäre), der für die CIA an dem Geheimprojekt MKULTRA gearbeitet hatte.

Nach der Abwahl Fords aus dem Präsidentenamt verlor auch Rumsfeld 1977 viele seiner politischen Ämter und wandte sich nun während Jimmy Carters Amtszeit verstärkt der freien Wirtschaft zu.

Wechsel in die Wirtschaft

Von 1977 bis 1985 arbeitete er sich bei der G.D. Searle & Company (heute zu Monsanto gehörend) zum Vorstandsvorsitzenden hoch und sanierte die Firma grundlegend. So wurden im Zuge der Sanierung 60 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen und das Unternehmen damit wieder in die schwarzen Zahlen gebracht. Außerdem erhielt die Firma in diesem Zeitraum eine Zulassung für den umstrittenen Süßstoff Aspartam (NutraSweet), der sich zu einem gewinnbringenden Produkt entwickelte.

Rumsfeld war im Vorstand weiterer Pharmakonzerne: Gilead Sciences, Pfizer Inc. und Amylin Pharmaceuticals. So ist er beteiligt am kalifornischen Biotechnologieunternehmen Gilead Sciences, dem Unternehmen, das Tamiflu entwickelt hat und von dem Hoffmann-La Roche 1996 eine Lizenz zur Herstellung des Influenza-Medikaments erwarb. Das US-Verteidigungsministerium hat bereits im Jahr 2005 Tamiflu im Wert von 58 Millionen Dollar bestellt.

Rumsfeld war in dieser Zeit auch Sondergesandter der USA im Irak, während der er Saddam Hussein persönlich traf. 1981 bis 1986 war Rumsfeld Vorsitzender der US-amerikanischen Denkfabrik RAND Corporation, von 1985 bis 1990 arbeitete er als Chefberater für die William Blair and Company und hatte noch viele andere Posten inne. 1990 bis 1993 folgte eine Managertätigkeit für General Instrument Corporation, von 1997 bis 2000 dann für Gilead Sciences Inc. Rumsfeld arbeitete auch aktiv am Project for the New American Century mit, das 1998 und auch im September 2000 vorschlug, in den Irak einzumarschieren.

Präsident Bush schüttelt Rumsfeld am 8. November 2006 die Hände – kurz nachdem Bush den Rücktritt Rumsfelds bekanntgegeben hatte.

Verteidigungsminister unter Präsident George W. Bush

Nach der Wahl von George W. Bush zum US-Präsidenten wurde er im Jahre 2001 erneut Verteidigungsminister. Nach den Terroranschlägen am 11. September führte Rumsfeld im Dezember 2001 eine Invasion in Afghanistan durch und war trotz zunehmender Kritik einer der stärksten Befürworter der amerikanischen Invasion des Irak im März 2003.

Während der beiden Kriege verfolgte er gegen den Widerstand vieler Militärs die Linie, möglichst wenig Soldaten in den Nahen Osten zu schicken. Der Hintergrund dieser Haltung war eine sogenannte „Revolution in militärischen Angelegenheiten“, die die USA in ihrer Verteidigungspolitik um die Jahrtausendwende ausgelöst hatten. Dabei engagierte Präsident Bush Rumsfeld bewusst als Zivilist ohne Abhängigkeiten vom Militär als Verteidigungsminister, damit dieser die Konfrontation mit dem vorherrschenden militärtheoretischen Denken aus dem Kalten Krieg aufnehmen und die netzwerkzentrierte Kriegführung als neues Grundelement der Militärdoktrin der Vereinigten Staaten umsetzen konnte. Dabei hatte sich Rumsfeld zunächst übernommen, sodass die New York Times ihm noch am 8. September bescheinigte, eine „lausige“ Außendarstellung [2] der Reformen gegen die Militärs und den Kongress betrieben zu haben.

Als mehrere europäische Staaten die Unterstützung durch Soldaten am Krieg verweigerten, bezeichnete er diese als Old Europe, und als man ihm mitteilte, dass Österreich aufgrund seiner Neutralität keine amerikanischen Truppenbewegungen über österreichischem Staatsgebiet in Zusammenhang mit einem möglichen Krieg im Irak erlauben dürfe, kommentierte er dies mit den Worten: "Austria is making problems" („Österreich macht Schwierigkeiten“).

Er galt als entschiedener „Falke“ innerhalb der Regierung von George W. Bush. Indes hatte er dort - wie auch in den Streitkräften - nicht nur Freunde. Nach Bushs Wiederwahl im November 2004 wurde er entgegen mancher Prognosen in dessen zweites Kabinett übernommen.

Im Zuge des Irakkrieges wird dem Pentagon vorgeworfen, keine ausreichenden Pläne für eine Handhabung Bagdads nach der Eroberung ausgearbeitet zu haben.

Im Zusammenhang mit den Misshandlungsvorwürfen und -videos im Bagdader Abu-Ghuraib-Gefängnis sah sich Rumsfeld im Mai 2004 mit massiven Rücktrittsforderungen der Presse und des US-Senats konfrontiert. Einer erneuten Rücktrittsforderung sah sich Rumsfeld durch den demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry am 25. August 2004 wegen des Folterskandals im irakischen Gefängnis Abu Ghuraib ausgesetzt. Begründet wurde diese Forderung mit den Ergebnissen der Untersuchungskommission vom Vortag. Im Januar 2005 gab Rumsfeld in einem Interview mit CNN an, Präsident George W. Bush zweimal seinen Rücktritt angeboten zu haben, was dieser jedoch abgelehnt habe.

Der Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck reichte am 30. November 2004 in Vertretung der US-Menschenrechtsorganisation Center for Constitutional Rights (CCR) bei der deutschen Bundesanwaltschaft eine Strafanzeige wegen Kriegsverbrechen und Verstößen gegen das Völkerrecht im Irak gegen Rumsfeld ein. [3] Kalecks Strafanzeige führte wenig später zu Drohungen des Pentagons, dass eine juristische Verfolgung Rumsfelds eine weitere Belastung der Beziehungen zwischen den USA und Deutschland darstellen würde. [4] Generalbundesanwalt Kay Nehm lehnte die Strafanzeige am 10. Februar 2005 mit der Begründung fehlender Zuständigkeit ab. [5]

Auch wurde immer wieder kritisiert, dass er die Briefe an Familienangehörige der in Afghanistan oder im Irak getöteten Soldaten nicht eigenhändig unterschreibe, sondern die Unterschrift drucken lasse.

Nach der Niederlage der Republikaner bei den Kongresswahlen 2006 verkündete Präsident Bush am 8. November 2006 den Rücktritt von Rumsfeld als Verteidigungsminister. Als Rumsfelds Nachfolger nominierte Bush Robert Gates.

Am 14. November 2006 reichte Wolfgang Kaleck, in Vertretung von 44 Organisationen und Einzelpersonen erneut eine Strafanzeige wegen Kriegsverbrechen gegen Rumsfeld ein, welche am 27. April 2007 erneut von der Bundesanwaltschaft abgelehnt wurde. [6] [7]


Im Dezember 2008 ergab eine Untersuchung durch einen US-Senatsauschuss direkte Verantwortlichkeit Rumsfelds für Mißhandlungen von Gefangenen in Guantánamo und in US-Gefängnissen im Irak. Rumsfeld autorisierte die Anwendung von Verhörmethoden, die von Trainingsprogrammen aus dem Kalten Krieges stammten und für Soldaten in Fall kommunistischer Gefangenschaft gedacht waren.[8]

Auszeichnungen

Rumsfeld erhielt elf akademische Ehrentitel. Er wurde unter anderem 1977 mit der Presidential Medal of Freedom und 1993 mit der Eisenhower-Medal ausgezeichnet.

Wissenswertes

Donald Rumsfeld ist der Namenspate des Schwammkugelkäfers Agathidium rumsfeldi.

Rumsfeld ist auch Urheber des deutschen Wort des Jahres 2003. In einem Interview beklagte sich Rumsfeld darüber, dass Deutschland und Frankreich im Gegensatz zu Polen und anderen ehemaligen Ostblockstaaten dem Golfkrieg kritisch gegenüber stünden. Dabei bezeichnete er die beiden mitteleuropäischen Länder als "das alte Europa" - dieser Ausdruck wurde zum deutschen Wort des Jahres 2003.

Weblinks

Literatur

  • Andrew Cockburn: Rumsfeld: His Rise, Fall, and Catastrophic Legacy. Thorndike Press, August 2007. ISBN 0786297042 (engl.)
  • Wolfgang Büsing: Familie Rumsfeld vor 100 Jahren nach Amerika ausgewandert. Vorfahren des ehem. amerikanischen Verteidigungsministers wohnten in Ofen. In: Glück, Heil und Segen angewünschet. Familiengeschichtliche und heimatkundliche Beiträge aus dem Oldenburgischen. Oldenburg (Heinz Holzberg Verlag) 1988 S. 34-37. ISBN 3-87358-305-4 (Rez. v. Gerold Schmidt, Oldenburgische Familienkunde Jg. 30, H.4/1988, S. 766-767)


Quelle

  1. http://www.cato.org/pubs/policy_report/v24n4/change-history.pdf
  2. Mr. Rumsfeld has done a lousy job of selling his military reform plans to the generals and admirals, not to mention to Congress. aus The Bush Merry-Go-Round vom 8. September 2001 in der New York Times. Zugriff am 31. Oktober 2001.
  3. "Anzeige gegen Rumsfeld ist reine PR-Aktion" Interview mit dem Völkerrechtler Alexander Lorz, 30. November 2004
  4. Thomas Frankenfeld: Rumsfeld droht Deutschland Abendblatt, 15. Dezember 2004
  5. Bundesanwaltschaft wird nicht gegen US-Verteidigungsminister Rumsfeld ermitteln AG Friedensforschung an der Uni Kassel
  6. Christine-Felice Röhrs: Sie klagen an Der Tagesspiegel, 14. November 2006
  7. Rumsfeld-Anzeige in Karlsruhe wegen Folter erneut gescheitert www.123recht.net, 27. April 2007
  8. [1] FAZ, 12. Dezember 2008

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