Domberg (Freising)

Domberg (Freising)
Domberg Freising

Der Domberg zu Freising ist eine nördlich der Isar gelegene, knapp 30 Meter hohe [1] Erhebung, die ein weithin sichtbares Wahrzeichen Freisings bildet.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Berg liegt im südlichen Teil der Innenstadt von Freising. Der Südhang des Berges bildet die Grenze zwischen Donau-Isar-Hügelland (westlicher Teil des unterbayerischen Hügellandes) und der Münchner Schotterebene. Der Domberg steht jedoch isoliert von anderen Hügeln und wird sowohl im Süden als auch im Norden von Flussarmen der Moosach umflossen. Wenige hundert Meter westlich erhebt sich der Weihenstephaner Berg. Auf der Südseite befinden sich zwei Aussichtsterassen. Von dort hat man einen Ausblick in Richtung Erdinger Moos mit dem dort liegenden Flughafen München. Bei guter Sicht reicht der Blick über die Münchner Schotterebene bis nach München und in die Alpen.

Geschichte

Süd- und Nordansicht des Dombergs (um 1642)
Das Dom-Gymnasium

Älteste Spuren menschlicher Besiedelung offenbarten Ausgrabungen auf dem Domberg im Jahr 1976, die Keramik und Hornsteingeräte zu Tage förderten und der jungneolithischen Münchshöfener Kultur zugeordnet wurden. Weitere Zeugnisse geben umfangreiche Funde aus der frühen Bronzezeit und der Urnenfelderzeit. Eine kontinuierliche Besiedlung ist bisher zwar nicht zweifelsfrei belegt, wegen der exponierten landschaftlichen Lage des Dombergs aber höchstwahrscheinlich. Der Domberg ist jedenfalls die Keimzelle des heutigen Freisings und dominierte über Jahrhunderte die Stadt. Auf dem agilolfingischen Burgberg gründete der hl. Korbinian 739 das Bistum und spätere Hochstift Freising. Am 5. April 1159 fiel die Bebauung des Dombergs und Teile der Stadt einem verheerenden Stadtbrand zum Opfer.

Auf Grund der über Jahrhunderte auf dem Domberg existierenden Domschulen, Scriptorien, Bibliotheken und anderen Bildungseinrichtungen war der Berg das kulturelle, künstlerische und religiöse Zentrum Altbayerns. Vermutlich ab dem 12. Jahrhundert (laut Karl Meichelbeck) trug der Berg den Beinamen mons doctus (lat. Berg der Gelehrsamkeit). Diese Epoche endete zunächst mit der Säkularisation in Folge derer alle Einrichtungen geschlossen wurden. [2]

Um die Stadt Freising für die schweren Verluste der Säkularisation zu entschädigen gründete Ludwig I. 1826 das Priesterseminar im Gebäude der ehemaligen Residenz, das königliche Lyceum (ab 1923 Philosophisch-theologische Hochschule) und ein Knabenseminar. Das Dom-Gymnasium Freising wurde im Jahre 1828 als königliche Studienanstalt gegründet. Schon im Jahr 1964 gab es erste Gerüchte über die Verlegung des Priesterseminars nach München und der damit verbundenen Schließung der Hochschule. Das Priesterseminar wurde daraufhin 1968 nach München verlegt und die Hochschule 1969 offiziell geschlossen. Ihre Lehrstühle wurden an die Universität München verlegt. Im Gebäude des Knabenseminars befindet sich heute das Dombergmuseum.[3] Heute existieren nur noch das Dom-Gymnasium und das Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus.

Mit der Säkularisation in Bayern endete auch die Geschichte des Dombergs als Zentrum eines Bistums. 1821 wurde der Bischofsstuhl nach einigen Jahren der Sedisvakanz nach München verlegt und das Erzbistum München und Freising gegründet. Seit 1972 ist Freising Sitz eines Regionalbischofs.

(→ Geschichte Freisings)

(→ Geschichte des Freisinger Doms)

Bebauung

Übersichtskarte des Dombergs
Östliches Domtor (1479)
Ehem. Fürstbischöfliche Residenz, heute Kardinal-Döpfner-Haus (im Kern 14. Jh.)
Dombergmuseum mit Andreasbrunnen im Vordergrund (1697)
  • Domberg 1; Ehem. Domherrenhof am Schöneck, jetzt Forstamt, im Kern 15. Jh., 1838 um zwei Geschosse gekürzt
  • Domberg 2, 2 a; Torturm des Osttores des Dombergs, mit Zinnengiebel, 1479/80 errichtet, 1954/55 umgebaut und erweitert
  • Domberg 3-5; Dom-Gymnasium
  • Domberg 7; Sog. Kanzlerbogen, Westtor des Dombergs, dreigeschossig mit gewölbter Durchfahrt, um 1720 von Dominik Glasl neu erbaut, ab 1764 Wohnhaus des fürstbischöflichen Kanzlers.
  • Domberg 9/11; Ehem. Herrnhöfe des Stiftes St. Andreas, Doppelhaus mit Walmdach und reicher Putzgliederung, um 1670 neu erbaut.reduziert, mit Nebengebäuden im 18. Jh. erweitert
  • Domberg 13; Ehem. Herrnhof des Stiftes St. Andreas, sog. Molitorhof, zweigeschossiges Giebelhaus mit gittergeschlossenem Vorhof, erbaut 1737
  • Domberg 14; Ehem. Hofwagenremise, jetzt Baustadel, stattlicher Satteldachbau mit Hochfahrt, 1672 von Jodok Moosbrugger erbaut
  • Domberg 15/17; Hiendlhof; zweiflügeliger Chorherrenhof des 18. Jhs., mit Stuckdecken.
  • Domberg 16; Ehem. Dompropstei, jetzt Wohnhaus, stattlicher dreigeschossiger Bau mit Schopfwalmdach, im Kern 16. Jh.
  • Domberg 19; Rest der Fassade und des Dachstuhls des Spangerhof, ehem. Chorherrenhaus, 17./18. Jh. mit älterem Kern
  • Domberg 20; Ehem. domkapitelisches Syndikatshaus, mit steilem Satteldach und Aufzugsgaube, im Kern 18. Jh., 1986/87 zum Vermessungsamt umgebaut
  • Domberg 21; Ehem. Erzbischöfliches Knabenseminar, Vierflügelbau um Lichthof im Rundbogenstil, 1868–70 von Matthias Berger, seit 1974 Diözesanmuseum
  • Domberg 22/24; Ehem. Domdechantei, Baugruppe mit Ostturm und barocker Hauskapelle, im Kern Ende 17. Jh., 1984–86 Umbau zum Amtsgericht
  • Domberg 23; Ehem. Archivbau von St. Andreas, dreigeschossiger Pavillonbau, 17. Jh.
  • Domberg 26/26 a/26 b; Lerchenfeldhof, barocker Domherrenhof, in drei Flügeln um Innenhof, mit Stuckdecken, 18. Jh.; Garten mit Gitter von 1788
  • Domberg 27; Ehem. Fürstbischöfliche Residenz, jetzt Kardinal-Döpfner-Haus, im Kern 14. Jh., mit Arkaden im Hof 1519 von Stefan Rottaler, 1607–22 umgebaut, 1617–21 Hauskapelle im Nordostturm eingerichtet, stuckiert
  • Domberg 28; St. Benedikt am Ostflügel des Kreuzgangs, dreischiffige Basilika, steil proprotioniert, ab 1347, Glasgemälde Anfang 15. Jh., 1716 durch Nikolaus Liechtenfurtner stuckiert; mit Ausst.
  • Domberg 29; Kath. Filialkirche St. Johannes, dreischiffige Basilika, 1319–21 neu erbaut wohl an der Stelle der ehem. Taufkirche; mit Ausstattung; über dem südlichen Seitenschiff der Fürstengang, siehe Domberg 27
  • Domberg 30; Dombibliothek Freising, im 1. Obergeschoss des um 1440 errichteten Kapitelhauses 1732-34 neu erbaut; mit Ausstattung.
  • Domberg 32; Kath. Domkirche Mariä Geburt und St. Korbinian, dreischiffige romanische Basilika mit Krypta, nach Brand 1159 über Resten des Vorgängers neu erbaut, 1205 geweiht, Westwerk Ende 14. Jh. erneuert, die heutige Innenausstattung stammt von den Gebrüdern Asam.
  • Domberg 34; Domsakristei in zwei Geschossen, untere Sakristei zweischiffig mit Rotmarmorsäulen, 15. Jh., Obergeschoss, 17. Jh.
  • Domberg 38; Ehem. Marstall und fürstbischöfliche Galerie im Obergeschoss, 1670/71 von Johann und Jodok Moosbrugger, 1877 aufgestockt, später Dom-Gymnasium und Philosophisch-theologische Hochschule Freising, jetzt Dombibliothek.
  • Domberg 42; Ehem. fürstbischöfliches Beamtenwohnhaus mit Zeltdach, 18. Jh., um 2000 stark erneuert.
  • Andreasbrunnen, achteckiges Becken aus Untersberger Marmor, einem Kalkstein aus Österreich, und Brunnenstock mit Andreas am Kreuz, bez. 1697
  • Denkmal in Form einer gotischen Filiale für Veit Arnpeck, Rupprecht von Freising und Joachim Haberstock, bez. Einsele, Mitte 19. Jh.
  • Säulenvase, 18. Jh.; bei der Benediktuskirche
  • Kruzifix, 1867, mit Inschrift für die 1803 abgebrochene Peterskapelle
  • Denkmal für Otto von Freising Bischof und Geschichtsschreiber, 1858 von Karl Zumbusch

Nicht mehr bestehende Gebäude

Verkehr

Von Osten her führt eine enge Straße auf den Berg hinauf. Vom Fußpunkt der Straße führt auch eine Treppe auf den Berg hinauf die Unterhalb des Amtsgerichts endet. Die westliche Zufahrt ist wesentlich steiler und daher normalerweise für den motorisierten Verkehr gesperrt. Vom Süden her führen keine öffentlichen Wege auf den Domberg. Am Südhang befindet sich eine Tiefgarage die durch den Domhof erreichbar ist. Auf ihr befindet sich eine der beiden Aussichtterassen.

Gärten

Der Südhang des Dombergs wurde als Hofgarten genutzt. Neben Obst, Gemüse und Kräutern wurde hier bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts Wein angebaut. Der Weinanbau wurde vermutlich in Folge der kleinen Eiszeit eingestellt. In Folge der Säkularisation und der Verlegung des Bischofssitzes nach München (1821) verlor der Hofgarten seine Hauptabnehmer. Er wurde jedoch ab 1826 zur Versorgung des Priesterseminars genutzt. Nachdem dieses 1968 auch nach München ging blieb der Garten größtenteils ungenutzt. Erst in den letzten Jahren werden die Flächen wieder in Stand gesetzt. Abnehmer ist vor allem das Bildungszentrums „Kardinal-Döpfner-Haus“.[4] Im Jahr 2009 wurden erstmals wieder Weinstöcke angepflanzt.[5]

Einzelnachweise

  1. Mark Bankus, Dom von Freising - Forschungsgeschichte und Archäologie
  2. Sigmund Benker/Marianne Baumann-Engels: Freising. 1250 Jahre Geistliche Stadt – Ausstellung im Diözesanmuseum und in den historischen Räumen des Dombergs in Freising, 10. Juni bis 19. November 1989. Wewel Verlag, München 1989, ISBN 3-8790-4162-8, S. 58 ff, 122 ff.
  3. Die staatlichen philosophisch-theologischen Hochschulen in Bayern von 1923 bis 1978; Dissertation; Ingo Schröder; München 2004
  4. Bildungszentrum Kardinal-Döpfner-Haus
  5. Stadtbildpflege und Baukultur in Freising e.V.

Literatur

  • Mark Bankus: Der Freisinger Domberg und sein Umland. Untersuchungen zur prähistorischen Besiedlung. Verlag Leidorf, Rahden 2004, ISBN 3-89646-891-X (zugl. Dissertation, Universität München 2004)
  • Hermann-Joseph Busley: Die Geschichte des Freisinger Domkapitels von den Anfängen bis zur Wende des 14./15. Jahrhunderts. Dissertation, Universität München 1956.
  • Joseph A. Fischer: Der Freisinger Dom. Beiträge zu seiner Geschichte; Festschrift zum 1200jährigen Jubiläum der Translation des heiligen Korbinian. Historischer Verein, Freising 1967.
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Denkmalliste für den Landkreis Freising. [1]
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