Dom zu Viborg

Dom zu Viborg
Domkirche zu Viborg

Die Frauenkirche von Viborg (dänisch Vor Frue Kirke oder Frue Kirke ˈfʀuːə ˈkiʀgə) ist die Domkirche des evangelisch-lutherischen Bistums Viborg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Architektur

Da die Stadt Viborg im nördlichen Jütland Sammlungspunkt des Landesthings und eine der bedeutendsten Siedlungen auf der ganzen Halbinsel war, wurde hier schon 1065 ein Bistum errichtet. Über dessen erste Kirche ist nichts bekannt, da keinerlei Überreste gefunden wurden. Man geht jedoch davon aus, dass sie dem üblichen dänischen Schema des Kirchenbaus folgte.

1125-um 1200 entstand erstmals eine steinerne Domkirche aus Granitquadern mit Schiff, niedrigerem Chor, Querschiff und Doppelturm. Bis zur Einführung der Reformation galt das Grab vom 1188 heilig gesprochenen Bischof Kjeld im Viborger Dom als Wallfahrtsstätte. Einer der bedeutendsten Bischöfe Viborgs war Gunnar. Er wurde Paris bei Ziesterzienser-Möchen ausgebildet und verfasste das Gesetz von Jütland, welches 1241 in Kraft trat. Er wurde 1251 in der Kjeld-Kapelle beigesetzt.

Schwere Brände, vor allem in den Jahren 1501, 1576 und 1726, setzten dem mächtigen Bau immer wieder zu. Für die Restaurierung der Kirche im Jahre 1501 wurde roter Backstein verwendet, wie vielerorts in Nordeuropa. Die Reformation konnte in Viborg schnell Fuß fassen, 1525 hielt der dänische Reformator Hans Tausen die Osterpredigt. Friis, der letzte katholische Bischof von Viborg ging auf die Forderungen der Protestanten nicht ein, was dazu führte, dass Viborg eine Zeit lang das Zentrum der Reformation in Dänemark wurde. Bischof Friis wurde 1536 eingekerkert, wie viele andere Bischöfe dieser Zeit auch, aber um 1540 wieder entlassen als er und Eid den Protestantismus akzeptierte. Ihm wurde Land zur Verfügung gestellt, auf dem er bis zu seinem Lebensende lebte. Trotz der reformatorischen Ideen wurden Teile des katholischen Kults, wie die Predigten für Erik Klipping, bis 1630 beibehalten. Reliquien wie die von St. Kjeld und St. Willehad wurden von ihren Kapellen in den Chor verbracht und dort aufbewahrt.

Das Feuer von 1576 ließ lediglich die Grundmauern stehen und zerstörte auch weite Teile der Stadt. Nach der letzten Zerstörung 1726 wurde der romanische Bau bis 1770 barock überformt.

Als man in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Dänemark immer mehr zu historistischen Bauformen überging und vielerorts neue Sakralbauten entstanden, wurde auch der Viborger Dom einer Generaluntersuchung unterzogen (1859). Da man das Mauerwerk für baufällig hielt und mit dem uneinheitlichen Erscheinungsbild der Kirche nicht zufrieden war, beschloss man Abbruch und Neubau.

1863 wurde die alte Kirche niedergerissen. Der Neubau war erst 1876 fertig und von der Kathedrale zu Lund inspiriert. Man versuchte, mit einem möglichst stilreinen romanischen Bau dem ursprünglichen Gesicht der Kirche nahe zu kommen. Kritiker bemängeln jedoch, dass das Werk zu lehrbuchhaft gebaut wurde. Der Dom erscheint heute eindeutig als neoromanisches Werk des 19. Jahrhunderts. Umfassende Restaurierungen fanden 1954-56 und 1996-97 statt.

In den beiden Türmen hängen fünf Glocken, die mittelalterlichen Glocken wurden während des Feuers 1726 zerstört. Drei der heutigen Glocken, inklusive der größten, wurden 1730 von Caspar Kønig gegossen, eine weitere 1837 von Meilstrup dem Älteren.

Innenraum und Ausstattung

Durch die zahlreichen Katastrophen, Umbauten und schließlich den Neubau ist der Dom zu Viborg für eine Bischofskirche äußerst arm an Kostbarkeiten. Die Innenausstattung stammt nahezu komplett aus der zeit nach 1876.

Wertvollstes Ausstattungsstück ist ein auf 1494 datierter Siebenarmiger Leuchter aus Lübeck.

Die 1870 aus Bremersandstein geschaffene Kanzel stammt von C. Rosenfalk und Hermann Wilhelm Bissen.

Die heutigen Fresken, die ältere Ausmalungen überdecken, wurden 1901-06 und 1911-13 von Joakim Skovgaard geschaffen. Das Bildprogramm ist von der Johannesapokalypse und romanischen Vorbildern sowie von der Dichtung Grundtvigs inspiriert.

Einzelne Ausstattungsstücke wie das Taufbecken wurden aus anderen Kirchen übernommen.

Der Altar ist eine Nachahmung des Goldenen Altars der bedeutenden Dorfkirche zu Sahl (bis 2007 Kommune Vinderup), geschaffen von CC Peters.

Im Dom liegt auch der dänische König Erik Klipping begraben.

Die Krypta ist der älteste Teil der Kirche und hat drei Chöre.


Literatur

  • Politikens bog om Danmarks kirker, Niels Peter Stilling, 2000
  • Viborg by og egn Før & Nu IX, Helmuth Spanggård, 2004

Weblinks

 Commons: Dom zu Viborg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Domkirchengemeinde Viborg

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