Distelorden

Distelorden
Flaggen der Knights of the Thistle (St. Giles High Kirk)

Der schottische Orden von der Distel (The Most Ancient and Most Noble Order of the Thistle, auch Order of St. Andrew genannt) wurde 1687 gestiftet.

Das Zeitalter des Barock mit seiner Fabulierlust war besonders geschickt in der Schöpfung von Ordens-, Wappen- und Geschlechtslegenden. So beruft sich die Gründungsurkunde des Distelordens auf angebliche frühere Genossenschaften des Ordens, die schon im 8. und 9. Jahrhundert existierten, und auf eine Erneuerung im Jahre 1540 unter dem König Jakob V., dem Vater der Maria Stuart, der die Zahl der Ritter auf 12, so viele wie die Apostel, festgesetzt und den Orden dem Apostel Andreas gewidmet haben soll.

Sicher ist jedenfalls, dass der König James II. ihn am 29. Mai 1687 erneuerte, und der Legende getreu die Zahl der Ritter auf 12 und den Souverän festsetzte. Königin Anna erweiterte die Zahl der Ritter auf 24, während Georg IV. sie auf 16 reduzierte, welches 1826 bestätigt wurde und auch heute so geblieben ist. Die königlichen Prinzen des Vereinigten Königreiches sind geborene Ritter des Ordens, tragen den Titel Royal Knights und werden in der Zahl von 16 nicht mitgerechnet, die zwölf bis vierzehn Schotten und nur zwei Engländer umfassen soll. Der Ordenstag ist der 30. November und die Ordenskirche die St. Giles Cathedral in Edinburgh. Die Aufnahme in den Orden verleiht den persönlichen Adel mit dem Titel Sir. Ausländer werden zum Orden nicht zugelassen, die einzige Ausnahme seit 250 Jahren machte man für den König von Norwegen, Olav V., der als Extra Knight aufgenommen wurde.

Der Großmeister des Distelordens war im 18. Jahrhundert gleichzeitig der Großmeister der Großloge der schottischen Freimaurerei. Zum ersten Großmeister wählte man am Tage der Gründung der Loge (Andreastag, 30. November des Jahres 1736) den älteren Stuart-Thronprätendenten, Prinz James Edward Stuart († 1766), Sohn des verjagten Königs James II., und erfand den Andreasgrad der Freimaurerei. Bis heute trägt der Andreasmeister, Inhaber des 5. Grades der Freimaurerei, ein Medaillon, das mit der Ordensdekoration des Distelordens beinahe identisch ist.

Die Insignien des einklassigen Distelordens sind die Collane, die aus zweierlei emaillierten Elementen besteht: Disteln und Rautenzweigen; ferner das Ordenszeichen der Collane (Badge Appendant) - ein Bild des Hl. Andreas im Kirchenornat, der ein weiß emailliertes Andreaskreuz vor sich hält und von goldenen Strahlen umgeben ist. Im Revers hat das Ordenszeichen der Collane auf grünem Felde eine Distel von Gold, die grün und rot emailliert ist. Diese zwei, die Collane und ihr Ordenszeichen, dürfen nur an besonderen Collar Days getragen werden; das gewöhnliche Ordenszeichen, ein ovales goldenes Schild mit dem Hl. Andreas und dem Andreaskreuz, die von einem Band mit der Ordensdevise Nemo me impune lacessit umgeben sind, wird an einer grünen Schärpe von der linken Schulter zur rechten Hüfte getragen. Der silberne Ordenstern, der sowohl mit der Collane wie mit der Schärpe getragen wird, ist vierarmig, auf ihm liegt das Andreaskreuz, das ein rundes goldenes Mittenmedaillon trägt. Das Medaillon zeigt eine grün emaillierte Distel und ist von einem Band mit der Ordensdevise umgeben.

Der seltene Distelorden steht an zweiter Stelle in der Rangliste der britischen Orden, nach dem Hosenbandorden und vor dem Order of Saint Patrick.

Literatur

  • Gustav Adolph Ackermann, Ordensbuch sämtlicher in Europa blühender und erloschenen Orden und Ehrenzeichen, Annaberg 1855
  • Allgemeines Handbuch der Freimaurerei, I -II., Leipzig 1900
  • Paul Hieronymussen, Orders, Medals and Decorations of Britain and Europe in Colour, London 1975


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