Dirk Schneider

Dirk Schneider

Dirk Schneider (* 21. April 1939 in Rostock; † 4. November 2001 in Berlin) war ein deutscher Politiker (Die Grünen und PDS) und Stasi-Informant.

Leben

Schneider engagierte sich während der Erschießung Benno Ohnesorgs beim Besuch des persischen Schahs am 2. Juni 1967 als Publizistikstudent der Freien Universität Berlin im „Komitee für Öffentlichkeitsarbeit“. Er war federführend bei den linksradikalen Zeitungsprojekten Agit 883 und Radikal.

Nach basisorientierter Stadtteilarbeit in Berlin-Kreuzberg Anfang bis Mitte der 1970er-Jahre war er 1978 Gründungsmitglied und danach mehrere Jahre einer der Sprecher der Alternativen Liste (AL) in Berlin. 1979 wurde er auch Mitglied der Grünen. In den Jahren 1979 bis 1981 war er Vorsitzender der AL-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Kreuzberg.

Schneider wurde von der Alternative Liste für die erste Bundestagsfraktion der Grünen aufgestellt und gewählt. Aufgrund des besonderen Status von West-Berlin wurde er als Berliner Bundestagsabgeordneter über das Abgeordnetenhaus entsprechend dem Vorschlag der Fraktion entsandt und war im Bundestag nicht stimmberechtigt. Er war der deutschlandpolitische Sprecher der grünen Bundestagsfraktion. Da die Grünen und die AL damals das sogenannte Rotationsprinzip anwendeten, räumte er nach der ersten Hälfte der Legislaturperiode seinen Platz für seinen Nachrücker Christian Ströbele (ebenfalls AL Berlin).

1983 unterzeichnete er zusammen mit Petra Kelly, Otto Schily, Gert Bastian, Antje Vollmer und Lukas Beckmann einen „persönlichen Friedensvertrag“ mit Erich Honecker während eines Besuchs dieser Grünen-Delegation in Ostberlin. Unter seinem Einfluss rückte der Schwerpunkt der Grünen von der Pflege von Beziehungen zur DDR-Opposition zu einer Identifikation mit SED-Positionen, beispielsweise der Übernahme der Geraer Forderungen Erich Honeckers. Schneider bezeichnete Petra Kelly und Lukas Beckmann, die mit der Friedensbewegung der DDR sympathisierten, in der Fraktion als politikunfähig. Im August 1984 gab er eine Presseerklärung heraus, dass eine Politik der deutschen Wiedervereinigung nach westdeutschen Vorstellungen (vgl. Alleinvertretungsanspruch) friedensbedrohend sei. Zu seinen Unterstützern eines Kurswechsels in der Partei zählten Anne Borgmann und Antje Vollmer, mit der er im November 1984 Honecker besuchte.

1990 wechselte er von der Alternativen Liste, die mittlerweile der Berliner Landesverband der Grünen war, zur PDS. Im Oktober 1991 wurde er als ehemaliger Mitarbeiter des MfS, dort unter dem Namen IM Ludwig bekannt, enttarnt.[1] Schneider legte darauf hin sein Mandat für die PDS im Berliner Abgeordnetenhaus nieder. 1996 trat er auch aus der PDS aus. Die Staatsanwaltschaft stellte 1996 das Verfahren gegen ihn endgültig ein, da keine geheimdienstliche Tätigkeit nachzuweisen sei. Erst durch neue Aktenfunde 1998 wurde das Ausmaß der Berichterstattung über interne Vorgänge bei den Grünen deutlich.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Fürst von Kreuzberg. In: Der Spiegel. Nr. 46, 1991, S. 80–85 (online).

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