Dirk Käsler

Dirk Käsler
Dirk Kaesler

Dirk Kaesler (* 19. Oktober 1944 als Dirk Käsler) ist ein deutscher Soziologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Dirk Kaesler wuchs in München auf. Nach dem Abitur an der Oberrealschule München-Pasing (seit 1965 Max-Planck-Gymnasium in München) studierte er Soziologie und Politische Wissenschaft (Politikwissenschaft) an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der London School of Economics. Zu seinen Münchner Lehrern zählen insbesondere Karl Martin Bolte, Karl Bosl, Walter L. Bühl, Theo Stammen, Eric Voegelin und Johannes F. Winckelmann, in London studierte er vor allem bei Michael Oakeshott und Karl R. Popper. 1976 wurde er in München in Soziologie zum Dr. rer. pol. promoviert und habilitierte sich dort 1983 für Soziologie zum Dr. rer. pol. habil. Von 1967 bis 1972 war er Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Nach einer Zeit als Gastforscher an der University of Chicago im Herbst 1981 lehrte und forschte er von 1984 bis 1995 als Professor für Allgemeine Soziologie an der Universität Hamburg, von März 1992 bis März 1994 war er dort Sprecher (= Dekan) des Fachbereichs Philosophie und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg. Von 1995 bis 2009 Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Soziologie an der Philipps-Universität Marburg.

Daneben nahm er Gastprofessuren an der Universität zu Köln, der University of South Florida in St. Petersburg, der Indiana University in Bloomington, der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris, der Humboldt-Universität zu Berlin, der Ludwig-Maximilians-Universität München und dem Hamburger Institut für Sozialforschung an. Zwischen April 2003 und April 2005 war er Writer in Residence der Monacensia, dem Literaturarchiv und der Bibliothek der Landeshauptstadt München. Für die Jahre 1999 bis 2003 wählte ihn die Deutsche Gesellschaft für Soziologie in ihr Konzil, von 2002 bis 2005 gehörte er dem Vorstand der DGS an, seit 2007 ist er wieder in deren Konzil gewählt worden. Kaeslers besonders ausgewiesene Forschungsgebiete sind die Geschichte der deutschen und der internationalen Soziologie, die Auseinandersetzung mit ihren Klassikern und Hauptwerken, sowie die wissenschaftliche Erforschung von Leben, Werk und Wirkung des deutschen Soziologen Max Weber. Von April 2006 bis Februar 2008 wirkte Dirk Kaesler als Dekan des Fachbereichs Gesellschaftswissenschaften und Philosophie der Universität Marburg. Von Oktober 2008 bis März 2009 forschte er als Visiting Scholar am Department of Sociology der University of California, Berkeley.

Kaesler versteht sich als Verteidiger des akademisch ausgewiesenen und berufsqualifizierenden Studiengangs Diplom-Soziologie, der im Rahmen des Bologna-Prozesses in Deutschland zu Gunsten von Bachelor- und Masterstudiengängen abgeschafft werden soll. Gegen die Einstellung des Studiengangs Diplom-Soziologie an der Marburger Universität klagte Kaesler im Frühjahr 2007 im Auftrag des Fachbereichsrates vor den Hessischen Verwaltungsgerichten. In einem Artikel der „Frankfurter Rundschau“ vom 20. November 2006 wird Kaesler mit der Bemerkung zitiert, er habe sich nur deswegen zum Dekan wählen lassen, um dieses Verfahren anzustrengen. Dieser Darstellung hat Kaesler allerdings widersprochen.[1] Sowohl das Verwaltungsgericht Gießen als auch der Hessische Verwaltungsgerichtshof wiesen die Klage zurück und bekräftigten das Recht der Marburger Hochschulleitung, die Diplomstudiengänge - auch gegen den erklärten Willen der Fachvertreter - einzustellen. Seit dem Wintersemester 2006/07 bietet die Universität Marburg kein grundständiges Studium im Hauptfach Soziologie mehr an, sondern Studiengänge mit den Abschlüssen „Bachelor of Arts“ Sozialwissenschaften und „Master of Arts“ Soziologie.

Werk

In seinen Arbeiten befasst sich Dirk Kaesler vor allem mit der Geschichte der Soziologie, Theorien der Soziologie, Politischer Soziologie (Revolutionen, Politische Skandale), Wissenschaftssoziologie (Entstehung der akademischen Soziologie), Ethik der Sozialwissenschaften (Initiator des Ethik-Kodex der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“), Religionssoziologie und Max-Weber-Forschung.

Ausgewählte Schriften

  • Einführung in das Studium Max Webers, 1979. (Japan. Übers. 1981; Engl. Übers. 1988)
  • Die frühe deutsche Soziologie 1909 bis 1934 und ihre Entstehungs-Milieus. Eine wissenschaftssoziologische Untersuchung, 1984, Nachdruck 1991.
  • Max Weber. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung, 1995, 3. aktualisierte Aufl. 2003. (Frz. Übers. 1996; Chinesische Übers. 2000; Italienische Übers. 2004; Polnische Übers. im Erscheinen) ISBN 3-593-37360-2
  • Soziologie als Berufung. Bausteine einer selbstbewussten Soziologie, 1997, ISBN 3-531-13070-6
  • Klassiker der Soziologie. 2 Bde., 1999. (Hrsg.), Band I: Von Auguste Comte bis Alfred Schütz. 5. Aufl. 2006. ISBN 3-406-54749-4; Band II: Von Talcott Parsons bis Anthony Giddens. 5. Aufl. 2007, ISBN 3-406-42089-3
  • Hauptwerke der Soziologie, 2000. (Hrsg. zusammen mit Ludgera Vogt) 2. Aufl. 2007, ISBN 3-520-39601-7
  • Max Weber: Schriften 1894-1922, 2002. (Hrsg.) ISBN 3-520-23301-0
  • Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. Vollständige Ausgabe, München 2004. (Hrsg.) 2. Aufl. 2006. (Chinesische Übers. im Erscheinen) ISBN 3-406-51133-3
  • Aktuelle Theorien der Soziologie, München 2005. (Hrsg.) ISBN 3-406-52822-8

Literatur

  • Andreas Platthaus: Der richtige Erbe. Zum sechzigsten Geburtstag des Soziologen Dirk Kaesler. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. Oktober 2004.
  • Eva Barlösius: „Klassiker im Goldrahmen“. Ein Beitrag zur Soziologie der Klassiker. – In: Leviathan, 2004, Nr. 4, S. 514-542.
  • Stephan Moebius: Praxis der Soziologiegeschichte. Methodologien, Konzeptionalisierung und Beispiele soziologiegeschichtlicher Forschung. Kovac, Hamburg 2004, ISBN 3-8300-1323-X.
  • Max Weber: la disputada herencia de un clásico de la sociologia. Entrevistas a Wolfgang Schluchter y Dirk Käsler. - In: Revista Espanola de Investigaciones Sociologicas (Reis), No. 121, 2008, pp. 169-204.

Einzelnachweise

  1. http://www.uni-marburg.de/fb03/klarstellung

Weblinks


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