Dimitris Semsis

Dimitris Semsis

Dimitris Semsis (griechisch Δημήτρης Σέμσης; Künstlername Salonikios Σαλονικιός; * ca. 1881 in Stromnitsa Στρώμνιτσα; Osmanisches Reich, Vilayet Thessaloniki (Βιλαέτι της Θεσσαλονίκης), heute Mazedonien; † 13. Januar 1950 in Athen), war ein griechischer Rembetikomusiker und Violinenspieler.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit

Dimitris Semsis stammt aus einer Musikerfamilie. Bereits sein Großvater und sein Vater Michalis stellten Sonnenschirme her (türkisch şemsiyeci, griechisch σεμσηρτζής), waren Geigenbauer (türkisch kemancı, griechisch κεμαντζής) und Violinenspieler. Deswegen wurde die Familie Kemantzis oder Semsirtzis genannt. Der eigentliche Familienname war Koukoudeas, da dem Vater der Name Semsirtzis sehr gut gefiel übernahm er die Kurzform Semsis als Familienname. Die Familie verständigte sich slawomazedonisch, da die Mutter einzig diese Sprache beherrschte. Deshalb sprach Dimitris nur wenig griechisch. Musikalisch wurde er hauptsächlich von seinem Vater unterrichtet. Er lernte auf die traditionelle Weise durch Zuhören und gemeinsames Musizieren mit dem Vater und Großvater. Früh erkannte der Vater sein Talent und sparte Geld um ihn zum Unterricht nach Thessaloniki zu schicken. Aber der Zehnjährige war dazu noch nicht bereit[1].

Reisejahre

Als 1896 ein Zirkus auf dem Weg nach Belgrad durch Stromnitsa kam, schloss er sich der Zirkuskapelle an. Zwischenzeitlich beherrschte Dimitris das Lesen und Schreiben von Noten. Der Zirkus zog über den ganzen Balkan. Er hatte keine guten Erinnerungen an diese Zeit, aber er perfektionierte seine Technik und als sie nach Konstantinopel kamen setzte sich Dimitris ab. Aus den folgenden Jahren ist nicht viel über ihn bekannt. Er war viel unterwegs und kam bis nach Persien, Arabien, Palästina, Ägypten und nach Äthiopien (ca. 1903)[2]. Immer wieder war er in Konstantinopel, wo er auch eine längere Zeit zwischen 1909 und 1912 verbrachte. Eine andere Reise führte ihn 1914 nach Smyrna. Auf seinen Reisen lernte er unterschiedliche Musiktraditionen kennen (u. a.: Türkische und Persische Musik), die seinen musikalischen Ausdruck bereicherten und seine Repertoir erweiterten.

Thessaloniki

1919 kehrte er nach Stromnitsa zurück, das nach dem Ersten Weltkrieg Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen wurde. Ende des Jahres 1919 zog die Familie nach Thessaloniki. 1921 heiratete er die achtzehnjährigen Dimitra Kanoula die jüngeren Schwester des Musikers Kostas Kanoulas (aus Sokia (Σώκια) in Kleinasien dem heutigen Söke). Sie lebten bis Ende 1926 im Stadtteil Tsinari, der überwiegend von Jüdischen und Türkischen Kaufleuten bewohnt war. In dieser Zeit war er ständig unterwegs und wurde in Griechenland ein bekannter Musiker.

Athen

1926 unternahm er seine erste Reise nach Athen, um an Musikaufnahmen von Dimitris Kalinikos (Arapakis) und Andonis Diamantidis (Dalgas) als Violinist mitzuwirken. In dieser Zeit erhält er den Namen Salonikios. Er war der erste Instrumentalist dessen Namen auf einem Plattenlabel veröffentlicht wurde, was bisher einzig den Sängern vorbehalten war. Bei den neu gegründeten Schallplattengesellschaften Columbia und His Master Voice wurde er mit der künstlerischen Leitung beauftragt, weil er auch die in jener Zeit selten anzutreffende Fähigkeit besaß Partituren lesen zu können. Über einen Zeitraum von annähernd 20 Jahren war es seine Aufgabe Repertoir, Sängern und Musikern auszuwählen. Die Familie lässt sich 1927 in Athen nieder. 1929 wurde sein erstes Lied Kamomatou Smyrnia (Καμωματού Σμυρνιά) mit Andonis Diamantidis (Dalgas) veröffentlicht. Zweifellos war er der beste Violinenspieler im Rembetiko. Mit vielen Größen seiner Zeit wie Roza Eskenazy, Rita Abatzi, Andonis Diamantidis, Stellakis Perpiniadis, und Stratos Pagioumtzis machte er Aufnahmen. Von ihm selbst sind ungefähr hundert Aufnahmen bekannt. Durch den Tod seines Sohnes Nikos (* 1929 - † 7. November 1948) musste eine geplante Amerika Tournee abgesagt werden.

Nach kurzer Krankheit starb Dimitris Semsis am 13. Januar 1950 in Athen an Krebs.

Trivia

  • In Konstantinopel wurde Dimitris engagiert um vor Sultan Abdülhamid II. im Palast zu spielen. Aufgrund seiner Jugend durften die Haremsdamen die Vorstellung unverschleiert verfolgen[3].
  • Dimitris ältester Sohn, Michalis Semsis (* 1923 in Thessaloniki; † 3. Mai 1987 in Athen), war Violinist und spielte im Orchester des ERT. Er gründete 1980 die Elliniki Kamerata. Dessen Sohn Dimitris Semsis (* 1959 in München) ist ebenfalls Violinist, sein Sohn Stamos Semsis (* 1964 in Athen) arbeitet als Violinist und Komponist. Er hat u.a. mit Melina Kana, Giorgos Dalaras und Paul McCartney zusammengearbeitet.

Musik

  • mit Roza Eskenazy
Ime Prezakias (Είμαι Πρεζάκιας) [1]; To Kanarini (Το Καναρίνι); I Babesa (Η Μπαμπέσα); O Xenitevmenos (O Ξενητευμένος)
  • mit Rita Abatzi
Ferenze (Φερενζέ); Xanthi Evreopoula (Ξανθή Εβραιοπούλα); Strive spango (Στρίβε σπάγκο); Mi me stelnis mana stin Ameriki (Mη με στέλνεις μάνα στην Αμερική); Manes Karip Hedzaz
  • mit Stratos Pagioumtzis
O boemis (Ο μποέμης)
  • Instrumentalaufnahmen
Edinikos Karsilamas (Αιδίνικος Καρσιλαμάς) [2]; Tsifteteli (Τσιφτετέλι), mit Agapios Tomboulis, Lambros Savaidis, Roza Eskenazy

I Karsona (Η καρσόνα) und Strive spango (Στρίβε σπάγκο) wurden auch von Haris Alexiou aufgenommen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lisbet Torp: Salonikiós: "the Best Violin in the Balkans", 1993, Museum Tusculanum Press, ISBN 8772892242, Seite 14 - 15
  2. Lisbet Torp: Salonikiós: "the Best Violin in the Balkans", 1993, Museum Tusculanum Press, ISBN 8772892242, Seite 16
  3. Lisbet Torp: Salonikiós: "the Best Violin in the Balkans", 1993, Museum Tusculanum Press, ISBN 8772892242, Seite 16

Literatur

  • Lisbet Torp: Salonikiós: „the Best Violin in the Balkans“. Museum Tusculanum Press, 1993, ISBN 8772892242

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