Digitale Schulbank

Digitale Schulbank

Die Digitale Schulbank (Abk. Dischba) ist eine mediendidaktische Konzeption zur Integration digitaler Medien in den alltäglichen Schulunterricht.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangsüberlegungen

Bei Dischba steht die alltägliche Arbeit im Unterricht im Mittelpunkt. Der Einsatz einer digitalen Arbeitsoberfläche - die digitale Schulbank - bewirkt einen Perspektivwechsel von analogen Medien zu digitalen Medien. Die primäre Arbeitsfläche ist die Computeroberfläche, wobei die traditionellen Printmedien sowie handschriftliche Notizen die Mediennutzung ergänzen. Für den Unterricht resultiert daraus eine Medienintegration ohne nachteiligen Medienbruch. Daher müssen Inhalte im Schulunterricht nicht zeitaufwendig von digital auf analog umgewandelt werden. Es werden alle klassischen Medien (Text, Bild, Ton, Film) vorrangig unter einer Technik (digital) dargestellt und bearbeitet. Die Vorzüge von Netzwerkstrukturen zum Informationsgewinn, zum Informationsaustausch und zur Zusammenarbeit werden für den Unterricht erschlossen, wobei insbesondere auch die schulische mit der häuslichen Arbeit verbunden wird (etwa mit virtuellen Klassenräumen im Internet, USB-Sticks).

Von besonderer Bedeutung ist die enge Anbindung der mediendidaktischen Konzeptentwicklung in der Schule an infrastrukturelle Entscheidungen (ganzheitliche Systemlösung), damit technische und didaktisch-pädagogisch Belange harmonisiert werden können.

Entstehung des Begriffs

Der Name der mediendidaktischen Konzeption Digitale Schulbank wurde in der Veröffentlichung "Mit Standardsoftware Erdkunde unterrichten" 2001 von Ulrich Gutenberg eingeführt. Er entstand ein Jahr zuvor bei der Planung eines Workshops für das Zentrum für Deutschlehrer in Göttingen. Die Konzeption der Digitale Schulbank entwickelte sich durch die mediendidaktische Arbeit an der Kreismedienzentrum Göttingen, am Grotefend-Gymnasium Münden, in der regionalen Lehrerfortbildung und an der Georg-August-Universität Göttingen.

Grundsätzliche mediendidaktische Vorüberlegungen (Leitaspekte)

Sinnaspekt des Unterrichts
Der Unterrichtsinhalt (fachspezifisch) muss gegenüber den Medien im Unterricht dominieren und nicht umgekehrt.
Wahrnehmungsaspekt der Information
Der veränderte Informationstransfer (Kopiergeschwindigkeit und -qualität) muss methodische Konsequenzen haben, d.h. die Lernenden müssen zum Lesen und Bearbeiten der Quellen mit den digitalen Werkzeugen hingeführt werden.
Lernaspekt des Unterrichts
Die didaktische Aufbereitung der Inhalte darf nicht maßgeblich vom Einsatz der Medien seiner selbst wegen geprägt sein.
Praxisaspekt der Methode
Praxisrelevante Bedienungspfade müssen konsequent vermittelt werden und es dürfen nicht die Vielfalt der Bedienungsmöglichkeiten moderner Software im Mittelpunkt stehen (strukturierte und überschaubare Wege durch das "Klickuniversum").
Zukunftsaspekt der Methode
Anwenderfreundliche und intuitive Werkzeuge in der Software müssen vor andere Bedienungselemente gestellt werden (z.B. Drag&Drop vor Shortcuts).
Multimediaaspekt des Unterrichts
Die Verknüpfungsmöglichkeiten digitaler Medien müssen didaktisch relevant genutzt werden (z.B. Animation und Filme zur Darstellung dynamischer Prozesse nur dort verknüpfen, wo sie auch didaktisch sinnvoll sind).
Lernmilieuaspekt
Der Computereinsatz muss dem Lernmilieu (Gruppenarbeit, Einzelarbeit, Projektarbeit, Frontalunterricht usw.) angepasst werden. Dabei muss ein flexibler Technologieeinsatz in der Schule in Verbindung mit der heimischen Nutzung gewährleistet werden (Arbeiten auf der digitalen Schulbank darf nicht zwangsläufig den Hauptteil der individuellen Tätigkeit eines Schülers in einer Unterrichtsstunde Stunde ausmachen).
Praktikabilitätsaspekt für die Lehrkraft
Die Medien müssen in ihrer Vielfalt auch für die Lehrkräfte alltäglich beherrschbar sein (erfordert fortlaufenden Diskurs mit der technischen Systementwicklung und Betreuung).

Basismethoden auf der digitalen Oberfläche

Vier basismethodische Eckpfeiler bei der Nutzung von Anwendersoftware zur Informationserschließung werden ausgewählt.

Als intuitives Werkzeug zum Informationstransfer auf der digitalen Schulbank wird Drag & Drop in den Mittelpunkt gestellt, wobei die Nutzung des "Kontextmenüs" (über rechte Maustaste) ebenfalls begleitend eingeführt wird (Anmerkung: Auch wichtige Tastenkombinationen werden später eingeführt, weil sie für bestimmte Tätigkeiten unerlässlich oder hilfreich sind.).

Informationstransfer zwischen den Programmen wird insbesondere über die Taskleiste (Windows-System) gesteuert, damit die Arbeitsoberfläche übersichtlich bleibt.

Durch die Nutzung von unterrichtsspezifischen Dateivorlagen werden unnötige Zeitverluste durch Formatieren vermieden.

Eine gut strukturierte Ablage aller gemeinsamen Daten im schulischen Intranet oder im Internet wird eingerichtet und das Ablegen eingeübt, wobei die Themen „Sicherung der Daten“ und „Zugriffsrechte“ einbezogen sein sollten.

Praktische Umsetzung

Damit systematisches und konzentriertes Arbeiten mit den Informations- und Kommunikationstechnologien im Unterricht gewährleistet wird, wird die Anwendersoftware und die dazugehörige technische Infrastruktur nach didaktischen Gesichtspunkten ausgewählt. Dabei stehen nicht Lernprogramme, die keine Denk- und Arbeitswerkzeuge darstellen und sogenannte Standardsoftware (Officepakete), die keine befriedigende didaktische Reduktion aufweisen, im Mittelpunkt. Vielmehr werden für die Arbeitsoberfläche altersgemäße und in der Komplexität reduzierte Werkzeuge gesucht. Zurzeit bieten solche Werkzeuge die Programme zur Nutzung sogenannter interaktiver Whiteboards, da sie sehr nah an Unterrichtssituationen konzipiert werden.

Literatur

  • Norbert Gebel, Ulrich Gutenberg: Mit Standardsoftware Erdkunde unterrichten., Gotha, 2001, ISBN 3-623-20300-9.
  • Gutenberg, Ulrich: Die digitale Schulbank. Computer als Denk- und Lernhilfe nutzen. In: Computer+Unterricht (Friedrich-Verlag.Themenheft:, Nr. 50, S. 56/57, 2. Quartal 2003.
  • Gutenberg, Ulrich: dis:ko - wo die Mäuse tanzen lernen. Lehrerfortbildung in der Region Göttingen. In: Computer+Unterricht (Friedrich-Verlag. Themenheft: Notebooks, Nr. 51, S.53-55, 3. Quartal 2003.
  • Gutenberg, Ulrich: EDE und die digitale Schulbank. Die "digitale Schulbank" im Einführungsseminar Didaktik Erdkunde. *In: Computer+Unterricht (Friedrich-Verlag). Themenheft: Netze knüpfen - vernetzt lernen, Nr. 54, S.58/59, 2. Quartal 2004.
  • Gutenberg, Ulrich: Standardsoftware PowerPoint versus SmartNotebook. Eine Alternative für die Digitale Schulbank. In: Computer+Unterricht (Friedrich-Verlag). Themenheft: Software beurteilen, Nr. 56, S.55-57, 4. Quartal 2004.

Siehe auch

Weblinks


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