Dietwulf Baatz

Dietwulf Baatz

Dietwulf Baatz (* 20. Januar 1928 in Kolberg) ist ein deutscher Provinzialrömischer Archäologe.

Dietwulf Baatz studierte zunächst Mathematik, Physik und Philosophie in Frankfurt am Main und Marburg. Er wandte sich darauf der Archäologie zu und promovierte 1959 an der Philipps-Universität Marburg zum Thema Mogontiacum. Neue Untersuchungen am römischen Legionslager in Mainz und war 1960/61 Inhaber des Reisestipendiums des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). 1966 wurde er als Nachfolger von Hans Schönberger Direktor des Saalburgmuseums, das er bis zu seiner Pensionierung 1993 leitete. Das ordentliche Mitglied des DAI ist ein international anerkannter Fachmann in der Limesforschung.

Besonders wegweisend war seine Publikation zum Kastell Hesselbach am Odenwaldlimes. Die komplette Freilegung der Innenbebauung eines Numeruskastells erlaubte die analoge Rekonstruktion bei vielen anderen Kastellen dieser Art. Daneben ist die Typologie der Keramikformen des 2. Jahrhundert n. Chr. aus Hesselbach ein wichtiges Werkzeug. Zahlreiche Formen der Grob- und Feinkeramik dieser Zeit werden nach Hesselbach benannt. Sein archäologischer Führer zum Limes in Deutschland setzt die Standardwerke der Reichslimeskommission (1894 bis 1937) und Wilhelm Schleiermachers (1959) fort. Seine prägnanten Beschreibungen archäologischer Befunde werden nicht nur in Fachkreisen geschätzt, sie ermöglichten auch zahlreichen Laien einen Einstieg in die Limesforschung.

1982 erschien die erste Auflage des Übersichtswerks Die Römer in Hessen, zu der Baatz neben der Herausgeberschaft den weitaus größten Teil der Artikel beitrug. In jüngerer Zeit hat er sich vermehrt mit technikgeschichtlichen Themen, etwa römischer Mühlentechnik und waffentechnischen Untersuchungen befasst. Baatz ist seit 1981 Honorarprofessor am Institut für Archäologische Wissenschaften (Abt. II Archäologie und Geschichte der Römischen Provinzen) der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seit 1997 ist Baatz Fellow of the Society of Antiquaries of London.

Schriften (Auswahl)

  • Mogontiacum. Untersuchungen am römischen Legionslager in Mainz. Limesforsch. 4, Berlin 1962 (Dissertation).
  • Römer und Germanen am Limes. Ein Modellthema für das 5. - 7. Schuljahr (mit Hans Riediger), Diesterweg, Frankfurt/M u.a. 1967 (Modellthemen zur Unterrichtsvorbereitung, Bd. 12)
  • Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes, Mann, Berlin 1973 (Limesforschungen, Bd. 12), ISBN 3-7861-1059-X
  • Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau, Mann, Berlin 1974, ISBN 3-7861-1064-6
  • Die Wachttürme am Limes. Aalener Schriften 15, Stuttgart 1976.
  • Die Saalburg: ein Führer durch das römische Kastell und seine Geschichte. 6. Auflage, Saalburgmuseum Bad Homburg v.d.H. 1979
  • Die Römer in Hessen (Hrsg. mit Fritz-Rudolf Herrmann), Stuttgart, Theiss 1982. ISBN 3-8062-0267-2
  • Bauten und Katapulte des römischen Heeres. Mavors XI, Steiner, Stuttgart 1994, ISBN 3-515-06566-0
  • mit Ronald Bockius: Vegetius und die römische Flotte. Habelt, Bonn 1997 (Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Bd. 39) ISBN 3-88467-038-7
  • Der römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau, Mann, 4. Auflage, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0

Literatur

  • Mario Becker: Dietwulf Baatz wird 75 Jahre alt, In: Antike Welt 34, 2003, S. 216
  • Schriftenverzeichnis D. Baatz anlässlich des 75. Geburtstages von Prof. Dr. Dietwulf Baatz am 20. Januar 2003. In: Saalburg-Jahrbuch 51, 2001, S. 5–12.

Weblinks


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