Dietmar Munier

Dietmar Munier
Dietmar Munier

Dietmar Munier (* 7. Februar 1954) ist ein rechtsextremer deutscher Verleger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1969 trat Munier der Gemeinschaft Junges Ostpreußen (GJO), der Jugendorganisation der Landsmannschaft Ostpreußen, bei. 1971 schloss er sich den Jungen Nationaldemokraten (JN), der Jugendorganisation der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) an, ohne Mitglied dieser Partei zu werden. Dort war er Kreisvorsitzender im Kreis Grafschaft Bentheim (Niedersachsen) und stellvertretender Landesvorsitzender in Schleswig-Holstein. Ende der 1970er Jahre war er in führenden Funktionen beim Bund Heimattreuer Jugend (BHJ), einer rechtsextremen Jugendorganisation, tätig.

Engagement für die Ansiedlung Russlanddeutscher im Kaliningrader Gebiet

1991 gründete Munier die Aktion Deutsches Königsberg und 1992 den „Russlanddeutschen Kulturverein Trakehnen“ in Jasnaja Poljana (früher Trakehnen), der 1993 in den „Schulverein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e. V.“ mit Sitz in Husum überführt wurde. Ziel dieser Vereine und Verbände sowie auch der 1993 gegründeten „Gesellschaft für Siedlungsförderung in Trakehnen m.b.H.“ (GST) ist es, Häuser und Grundstücke im einstigen Ostpreußen für eine „deutsche Wiederbesiedlung“ der ehemaligen deutschen Ostgebiete zu erwerben um so „durch Ansiedlung Rußlanddeutscher in Nordostpreußen neue Fakten für eine deutsche Perspektive unserer Ostprovinz zu schaffen“.

Die GST baute nach eigenen Angaben seit 1993 zwei Dörfer für Russlanddeutsche in Jasnaja Poljana und Szirgupönen (Amtshagen).[1]
Der Schulverein betreibt dort eine Schule, in der die Kinder neben der deutschen Sprache nationalsozialistisches Gedankengut erwerben.[2]
Dort unterrichteten unter anderem:[3]

Von russischer Seite werden Muniers Aktivitäten eher kritisch bewertet, 1996 erließen die russischen Behörden ein Einreiseverbot gegen Munier.[4]

Verlagstätigkeit

1973 gründete Munier in Kiel einen Buchladen unter dem Namen „Nordwind“.[5] Während seines Wehrdienstes untervermietete er das Geschäftslokal an den Holocaustleugner und Verleger Thies Christophersen, kündigte diesen Vertrag aber wegen Differenzen über die inhaltliche Ausrichtung des Sortiments nach einigen Monaten wieder und firmierte seitdem unter der Bezeichnung „Sturmwind“-Buchladen. Mit wechselnden Adressen wegen wiederholter Kündigungen betrieb er unter den Bezeichnungen „Rathaus-Buchhandlung“ und „Buchhandlung am Dreiecksplatz“ bis 1993 Buchhandlungen in Kiel. Heute ist Dietmar Munier Geschäftsführer und Mitinhaber der Lesen & Schenken Verlagsauslieferung und Versandgesellschaft mbH[6], zu der unter anderem die Verlage ARNDT, Orion-Heimreiter, Bonus und Pour le Merite gehören. Die Verlagsgruppe veröffentlicht jährlich etwa 50 Bücher, Kalender, Poster, CDs und DVDs.

Der Arndt Verlag mit angeschlossenen Zweigniederlassungen zählt nach Einschätzung der schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzbehörde[7] und der Bundesregierung zu den bekanntesten Verlagen des rechtsextremistischen Spektrums.[8] Im Verfassungsschutzbericht 2000 wurde festgestellt, dass Munier „seit Jahrzehnten einen festen Platz im rechtsextremistischen Verlagsbereich inne“ hat.[9]

Der thematische Schwerpunkt der Veröffentlichungen liegt im Bereich der Zeitgeschichte und der Politik. Zu den hier verlegten oder vertriebenen Werken gehören sowohl geschichtsrevisionistische oder holocaustleugnende Schriften wie beispielsweise von Günter Deckert, Franz W. Seidler, Viktor Suworow, James Bacque, David Irving, ausländerfeindliche Pamphlete von Carl-Friedrich Berg als auch pseudowissenschaftliche Arbeiten von Helmut Schröcke und Nachdrucke einschlägiger Schriften aus der Zeit des Nationalsozialismus wie die des Dichters Erwin Guido Kolbenheyer.[10] Im Verlag Pour le merite mit Sitz im schleswig-holsteinischen Martensrade erscheinen insbesondere Werke wie Franz W. Seidlers Verbrechen an der Wehrmacht. Kriegsgreuel der Roten Armee 1941/42 und weitere geschichtsrevisionistische Schriften, in denen die deutsche Kriegsschuld und Kriegsverbrechen der Wehrmacht bestritten werden. Breiten Raum nehmen auch revanchistische Schriften sowie Bücher über Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland ein. Die Autoren sind hier unter anderen Heinz Schön, Hugo Wellems, Bolko Frhr. von Richthofen. Politische Bücher befassen sich mit Themen wie „Kulturverfall“, „Überfremdung“ und „Entnationalisierung“ und stammen unter anderem aus der Feder von Gustav Sichelschmidt, Dietrich Schuler und Paul Stahlhofen.

1996 erschien im Arndt-Verlag ein Buch mit dem Titel „Dokumente polnischer Grausamkeiten“, für das in verschiedenen Vertriebenenzeitungen, so z. B. in „Der Schlesier“, geworben wurde. Im Anzeigentext heißt es dazu: „Diese Dokumentation aus amtlichen Quellen (Auf Wunsch des Auswärtigen Amtes: ‚Nachdruck aus dem Jahr 1940‘) belegt die grenzenlosen Quälereien, denen Deutsche zwischen 1919 und 1939 unter polnischer Gewalt ausgesetzt waren, sei es in Posen und Westpreußen, in Oberschlesien oder Zentralpolen. Die entsetzlichsten Exzesse spielten sich jedoch im August/September 1939 ab und sind als ‚Bromberger Blutsonntag‘ in die Geschichte eingegangen.“ Der Untertitel des Buchs lautete: „Im Auftrage des Auswärtigen Amtes aufgrund urkundlichen Beweismaterials herausgegeben“. Dadurch konnte nach Meinung des Auswärtigen Amtes der Eindruck entstehen, es würde sich bei dem Herausgeber der Dokumentensammlung um das derzeitige Auswärtige Amt unter dem damaligen Bundesminister Klaus Kinkel handeln. Einen vom Auswärtigen Amt angestrengten Prozess gegen den Arndt-Verlag auf Unterlassung der Nennung des Untertitels gewann das Amt,[11] einen weiteren, in dem es die Urheberrechte für den Text des Buches beanspruchte, verlor es.

Am 18. Dezember 2009 erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift "Zuerst!" für das er als Geschäftsführer fungiert.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thoralf Plath: Braune Trakehner wollen Königsberg zurückerobern, Berliner Zeitung, 11. Dezember 1997
  2. Wolfgang Kohrt: „Pflöcke in verstepptem Land“. Deutsche Rechtsextremisten und ihre Projekte auf russischem Boden. Eine Spurensuche im früheren Ostpreußen; Berliner Zeitung vom 24./25. Januar 1998, im Magazin
  3. Stephan Braun, Daniel Hörsch: Rechte Netzwerke - eine Gefahr; Wiesbaden: VS-Verlag 2004; ISBN 381004153X, Seite 110-111
  4. Zusammenkunft "unter Gleichgesinnten" auf redok.de
  5. Jens Mecklenburg: Handbuch deutscher Rechtsextremismus, Elefanten-Press 1996, S. 497
  6. vgl. Andreas Speit: Rechtes Monatsmagazin „Zuerst“ – Aus dem Sumpf, 20. Dezember 2009, taz.de.
  7. Verfassungsschutzbericht 2008 Schleswig-Holstein, S.56
  8. Verfassungsschutzbericht 2008, S.140
  9. Von 1912 bis 1940 hatte es bereits in Bremen einen Arndt-Verlag aus dem rassistischen Spektrum gegeben, mit wechselnden Namenszusätzen, insbesondere „Melchers“.
  10. Verfassungsschutzbericht 2008, S.141f
  11. Deutscher Bundestag: Drucksache 13/8231 vom 15. Juli 1997

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