Dieter Spethmann

Dieter Spethmann
Dieter Spethmann (Mitte) auf der Leipziger Messe 1978

Dieter Spethmann (* 27. März 1926 in Essen) ist ein deutscher Manager und ehemaliger Vorstandschef der Thyssen AG. Spethmann modernisierte Thyssen und entdeckte die Transrapid-Technik in einem seiner Werke in Kassel.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Er ist der Sohn des Wirtschaftshistorikers und Historiographs des Ruhrbergbaus Hans Spethmann und Margarethe, geb. Besthorn. Dieter Spethmann ist verheiratet und hat fünf Kinder.[1]

Ausbildung

Nachdem ihn sein Volksschullehrer Dohmann eine Klasse überspringen ließ, besuchte Spethmann bereits im Alter von neun Jahren das Realgymnasium in Essen-Bredeney. Nach dem Abitur machte Spethmann eine Lehre bei Krupp. Danach studierte er Jura und Volkswirtschaftslehre in Bonn und Kiel.

Karriere

Erste Tätigkeiten

Nach dem Studium arbeitete Spethmann zunächst in einer Essener Rechtsanwaltskanzlei. Danach erhielt er bei Gelsenberg seine erste Festanstellung in der Industrie. Schon vorher ging er einer Teilzeitbeschäftigung in diesem Unternehmen nach. Seine Aufgabe war es, die Auslandsschulden seines Arbeitgebers neu zu verhandeln.

Thyssen

Ab 1955 arbeitete er für die August-Thyssen-Hütte AG (ATH), die zwei Jahre vorher aus der Vereinigten Stahlwerke AG hervorgegangen war. Dort war er zunächst Assistent des Generaldirektors Hans-Günther Sohl.

Im April 1973 wurde Spethmann Hans-Günther Sohls Nachfolger als Thyssen-Chef. Er meisterte die durch die erste große Stahlkrise in Deutschland entstehenden Herausforderungen. Er diversifizierte, modernisierte und internationalisierte den Konzern. Unter seiner Leitung wuchsen der Umsatz von zehn auf 36 Milliarden DM und die Zahl der Mitarbeiter von 92.000 auf 152.000.

1991 verließ er den Konzern, weil er mit dem Aufsichtsrat keine Einigung über die künftige Strategie erreichen konnte.

Transrapid

Spethmann ist nicht im technischen, aber im volkswirtschaftlichen Sinne der Erfinder des Transrapids. Als er die Technik zufällig bei seinen Technikern im Kasseler Werk entdeckte, war er sofort begeistert. Seitdem setzte er sich für den Transrapid ein.

Weiteres Engagement

Nachdem Spethmann die Thyssen AG verlassen hatte, mischte er sich noch mehr in die öffentliche Debatte ein als zuvor. In Gastkommentaren im Handelsblatt und der FAZ und in Briefen an Minister und Entscheidungsträger äußerte er sich zu Themen wie dem Euro und dem falschen Zinsniveau in Deutschland.

Seit 1995 ist Dieter Spethmann Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats der IKB Deutsche Industriebank.

Gemeinsam mit Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg und Joachim Starbatty klagte Dieter Spethmann Ende Januar 2009 vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Vertrag von Lissabon, nachdem Peter Gauweiler, die Bundestagsfraktion der Linken und Klaus Buchner bereits Klage eingereicht hatten.[2] Außerdem klagte er gegen die neuen Begleitgesetze,[3] die nach dem Lissabon-Urteil überarbeitet werden mussten. Spethmanns Klagen zu diesem Themenbereich blieben jedoch erfolglos.

Im Mai 2010 reichte Spethmann zusammen mit Joachim Starbatty, Wilhelm Hankel, Wilhelm Nölling und Karl Albrecht Schachtschneider vor dem Bundesverfassungsgericht Klage gegen das Währungsunion-Finanzstabilitätsgesetz ein, das die deutsche Beteiligung an den Krediten zur Überwindung der griechischen Finanzkrise regelt. Nach ihrer Meinung verstößt das Gesetz gegen die Nichtbeistandsklausel im AEU-Vertrag und gegen das deutsche Grundgesetz. Die mündliche Verhandlung zu der Klage begann am 5. Juli [4], welche am 7. September 2011 zurückgewiesen wurde.

Veröffentlichungen

  • Die Rechtsstellung eines Gewerken bei der Verschmelzung seiner Gewerkschaft mit einer Aktiengesellschaft. Diss. 1953
  • Unternehmensführung heute und morgen. Westdeutscher Verlag, Köln - Opladen 1967
  • Rahmenbedingungen für den Erfolg von Weiterbildungsmassnahmen im Unternehmen. C.-Rudolf-Poensgen-Stiftung, Düsseldorf 1976
  • Die Situation der europäischen Stahlindustrie. Schweizerische Bankgesellschaft, Zürich 1978
  • Osteuropa blickt nach Westen. Deutsche Weltwirtschaftliche Gesellschaft, Berlin 1992
  • Gemeinsames Geld ist gemeinsames Schicksal. Was wird aus dem Euro? Hohenheim Verlag, Stuttgart - Leipzig 2003. ISBN 3-89850-088-8
  • Der Kampf um den Lissabon-Vertrag. Das Ringen der deutschen Bürgergesellschaft um die europäische Integration Von Markus C. Kerber, Dieter Spethmann, Joachim Starbatty et al. Lucius & Lucius Verlag, Stuttgart 2010. ISBN 978-3-8282-0500-0
  • Deutschland - die Dritte Industrielle Revolution. August Dreesbach Verlag, München 2010. ISBN 978-3-940061-46-1
  • Gemeinsames Geld ist gemeinsames Schicksal. Fünf Essays August Dreesbach Verlag, München 2010. 2. überarbeitete Auflage. ISBN 978-3-940061-47-8
  • Der Euro plündert Deutschland August Dreesbach Verlag, München 2011. ISBN 978-3-940061-64-5

Literatur

  • Elisabeth Birte Spethmann (Hrsg.) Magnetfelder. Dieter Spethmann zum 65. Geburtstag. Düsseldorf 1991
  • Bernd Ziesemer (Hrsg.)Pioniere der deutschen Wirtschaft. Was wir von den großen Unternehmerpersönlichkeiten lernen können Campus Verlag, Frankfurt am Main - New York 2006. ISBN 978-3-593-38121-3

Einzelnachweise

  1. Porträt: Dieter Spethmann Der junge Mann von Thyssen, ZEIT vom 9. Dezember 1966
  2. „Weitere Klage gegen EU-Reformvertrag von Lissabon in Karlsruhe“ eu-info.de vom 27. Januar 2009, abgerufen am 16. Mai 2011
  3. EU-Vertrag: Jetzt kommt es auf Horst Köhler an, Hamburger Abendblatt (online), 18. September 2009
  4. EurActiv, 5. Juli 2011: Showdown in Karlsruhe: Gauweiler vs. Schäuble

Weblinks



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