Die große Liebe (Film)

Die große Liebe (Film)
Filmdaten
Deutscher Titel: Die große Liebe
Originaltitel: Die große Liebe
Produktionsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 1942
Länge: 100 Minuten
Originalsprache: Deutsch
Altersfreigabe: FSK 18
Stab
Regie: Rolf Hansen
Drehbuch: Peter Groll, Rolf Hansen, nach einer Idee von Alexander Lernet-Holenia
Produktion: Ufa, Herstellungsgruppe Walter Bolz
Musik: Michael Jary
Kamera: Franz Weihmayr, Gerhard Huttula (Special Effects)
Schnitt: Anna Höllering
Besetzung

Die große Liebe ist ein deutscher Spielfilm der NS-Propaganda von Rolf Hansen aus dem Jahr 1941/42.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der attraktive Oberleutnant Paul Wendlandt ist als Jagdflieger in Nordafrika stationiert. Als Berichterstatter wird er für einen Tag nach Berlin abkommandiert. Dort erlebt er auf der Bühne des Varietés „Scala“ die populäre dänische Sängerin Hanna Holberg. Es ist für ihn Liebe auf den ersten Blick. Als Hanna nach dem Auftritt zu Freunden aufbricht, folgt Paul ihr und spricht sie in der U-Bahn an. Nach dem Empfang in der Wohnung ihrer Freunde begleitet er sie nach Hause, und da kommt ihm der Zufall zur Hilfe: wegen eines Fliegeralarms ist sie gezwungen, ihn mit in den Luftschutzkeller des Mietshauses zu nehmen. Hanna erwidert Pauls Gefühle, doch schon nach einer gemeinsam verbrachten Nacht muss Paul zurück an die Front. Von nun an reiht sich Missverständnis an Missverständnis, eine verpasste Gelegenheit folgt der anderen. Während Hanna vergeblich auf ein Lebenszeichen hofft, fliegt Paul Einsätze in Nordafrika. Als er sie in ihrer Berliner Wohnung besuchen will, gibt sie ein Wehrmachtskonzert in Paris. Trotzdem wächst ihre Bindung immer weiter und weckt die Eifersucht des Komponisten Rudnitzky, der die Sängerin ebenfalls liebt. Brieflich macht Paul Hanna einen Heiratsantrag; als er sie schließlich besuchen kann, wird er aber noch am Polterabend abberufen. Enttäuscht reist Hanna nach Rom, um dort ein Gastspielengagement anzunehmen. Selbst als Paul drei Wochen Urlaub bekommt und Hanna nach Rom folgt, muss die Hochzeit verschoben werden, denn Paul fühlt, dass er an der Front gebraucht wird, und beschließt abzureisen, obwohl er nicht einmal einen entsprechenden Befehl erhalten hat. Hanna versteht ihn nicht, es kommt zum Streit und Paul glaubt, sie für immer verloren zu haben. Der Krieg mit der UdSSR bricht aus; Paul und sein Kamerad Etzdorf werden an die Ostfront geschickt. Als Etzdorf fällt, schreibt Paul Hanna einen Abschiedsbrief, um die Gefahr seiner Einsätze besser ertragen zu können. Erst als er schließlich selbst abgeschossen und verwundet in ein Lazarett in den Bergen eingeliefert wird, kommt es zu einem erneuten Wiedersehen mit Hanna, die immer noch bereit ist, ihn zu heiraten. Die letzten Bilder des Films verknüpfen das private Glück mit der nationalen Sache: die Liebenden blicken zukunftsfroh zum Himmel auf, wo ein deutsches Bombengeschwader vorüberzieht.

Musikeinlagen

  • Davon geht die Welt nicht unter
  • Blaue Husaren (Heut' kommen die blauen Husaren)
  • Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n
  • Mein Leben für die Liebe - Jawohl!

Alle Lieder wurden von Michael Jary komponiert, von Bruno Balz getextet und von Zarah Leander gesungen. „Davon geht die Welt nicht unter“ und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh'n“ wurden zwei der erfolgreichsten Schlager der NS-Zeit, die wegen ihres politischen Subtextes von der politischen Führung sehr geschätzt und gefördert wurden. Nach 1942, als die militärische Situation für Deutschland immer ungünstiger wurde, wurden sie zu einem Bestandteil der informellen Durchhaltepropaganda.

NS-Propaganda

In seiner Verquickung von unterhaltenden und propagandistischen Elementen ist der Film ähnlich modellhaft für das nationalsozialistische Kino wie der Film Wunschkonzert. Während die spannungsreich inszenierte Liebesgeschichte, die Bilder aus der nordafrikanischen Wüste, aus Paris und Rom sowie die aufwändigen Showeinlagen einerseits zum Träumen einluden, zog „Die große Liebe“ andererseits alle Register der Kriegsertüchtigung. Nicht die Liebe, sondern der Krieg ist das eigentliche Thema des Films. Der Film enthält nicht nur Originalmaterial aus der Deutschen Wochenschau mit Bildern von deutschen Angriffen auf die englische Kanalküste – der Krieg bestimmt die gesamte Handlung des Films. Die Lektion, die Hanna Holberg und damit auch das Publikum durchzunehmen hat, ist das Nichtigwerden individuellen Glücksstrebens in Zeiten, in denen höhere Werte – hier: der militärische Sieg Deutschlands im Zweiten Weltkrieg – in den Vordergrund treten. Seine politische Brisanz gewinnt der Film nicht dadurch, dass er unbestimmt Verzicht in schweren Zeiten propagiert, sondern indem er individuelles Glück gegen Pflichten abwägt, die militärische Dienstpflichten weit überschreiten. Es geht Paul nicht darum, sich als Soldat korrekt zu verhalten, sondern er will seinen Beitrag zum Sieg Deutschlands im Zweiten Weltkrieg leisten. Er verzichtet auf Hanna nicht aufgrund von Befehlen, die ihn immer wieder zur Front rufen, sondern um der nationalen Sache zu dienen und um Deutschland gegebenenfalls auch sein Leben zu opfern. Hanna lernt dabei, dass Warten und Verzicht im Krieg nicht nur schicksalhaft angenommen werden müssen, sondern die wirklich große Liebe erst ausmachen.

Einen Großteil seiner Anziehungskraft verdankt der Film dem Spiel von Zarah Leander. Sie war, als sie für diese Rolle ausgewählt wurde, bereits einschlägig profiliert als ausdrucksstarke Darstellerin selbstbewusster, reifer, emotional stabiler Frauen, deren Lebensentwürfe durch unerwartete Schicksalswendungen grundlegend in Frage gestellt werden. Regisseur Rolf Hansen, der hier zum zweiten Mal mit ihr zusammenarbeitete, hatte die gute Idee, sie mit einem schwachen, unscheinbaren männlichen Hauptdarsteller zusammenzubringen, der gegen die Wucht ihrer Ausstrahlung kaum anspielen konnte. Das Leiden, das Hanna Holberg durch ihre unerfüllte Liebe auferlegt war, gewann durch ihr profundes Unverstandensein eine wichtige zusätzliche Dimension, die das Publikum tief beeindruckte.

Um auch durch Modernität zu bestechen, ging der Film das Risiko einer für die damalige Zeit ungewohnt realistischen Darstellung des Kriegsalltags ein, indem er auch die Rationierung von Lebensmitteln, Bombenalarm und stundenlanges Ausharren von Menschen in Luftschutzkellern zeigt. Dies unternimmt er freilich nie, ohne gleichzeitig zu lehren, wie man selbst in schweren Lebenslagen Zuversicht und gute Laune bewahrt. Ungewohnt waren auch Bilder von Zarah Leander, die in diesem Film Alltagskleider trug, in einer normalen Berliner Mietwohnung wohnte und sogar mit der U-Bahn fuhr.

Produktion und Rezeption

Die Innenaufnahmen für „Die große Liebe“ fanden vom 23. September 1941 bis Anfang Oktober 1941 im Tobis-Sascha-Atelier Wien-Rosenhügel und im Tonfilmstudio Carl Froelich in Berlin-Tempelhof statt. Die Außenaufnahmen wurden bis Mitte März 1942 in Berlin und in Rom gedreht. Bei der Zensurvorlage in der Filmprüfstelle am 10. Juni 1942 (Prüf-Nr. B. 57295) hatte der Film eine Länge von 2.738 Metern bzw. 100 Minuten und wurde als jugendfrei und feiertagsfrei eingestuft. Den Verleih übernahm die Ufa-eigene Deutsche Filmvertriebs GmbH (DFV). Am 18. April 1944 wurde er in einer Länge von 2.732 Metern der Filmprüfstelle erneut vorgelegt (B. 60163) und ebenso eingestuft wie bei der Erstvorlage.

Die Uraufführung fand am 12. Juni 1942 in Berlin statt: im Germania-Palast an der Frankfurter Allee und im Ufa-Palast am Zoo. „Die große Liebe“ wurde der kommerziell erfolgreichste Film der NS-Zeit. Er hatte 27 Millionen Zuschauer und spielte 8 Millionen Reichsmark ein. Die Herstellungskosten hatten 3 Millionen Reichsmark betragen. Die Filmprüfstelle verlieh ihm die Prädikate „Staatspolitisch wertvoll“, „Künstlerisch wertvoll“ und „Volkstümlich wertvoll“ – eine Kombination, die auch Gerhard Lamprechts deutschtümelnde Heldenbiografie „Diesel“ (ebenfalls 1942) errang.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte die Kontrollkommission der Alliierten Siegermächte die Aufführung des Films zunächst unter Verbot. Im August 1963 wurde er der FSK vorgelegt, die Schnittauflagen erteilt, welche vom Verleih jedoch nicht beachtet wurden. Der Film kam mit einem warnenden Vorspann, aber ungekürzt in die Kinos. Weitere Schnittauflagen folgten 1980. Als VHS-Cassette ist „Die große Liebe“ heute in einer 90-Minuten-Version im Handel. Die Auswertungsrechte werden von der Transit-Film GmbH wahrgenommen.

Siehe auch

Literatur

  • Martin Loiperdinger, Klaus Schönekäs, Die Produktion filmischer Zeichen im Dienst nationalsozialistischer Propaganda, dargestellt am Beispiel des Films 'Die große Liebe', unveröffentlichtes Manuskript
  • Helmut Regel, Zur Topographie des NS-Films; in: Filmkritik, 1966, 10 (Jan.), S. 5-18
  • Jens Thiele, Fred Ritzel, Politische Botschaft und Unterhaltung – die Realität im NS-Film. Die große Liebe (1942); in: Werner Faulstich, Helmut Korte, Fischer Filmgeschichte: 2: Der Film als gesellschaftliche Kraft 1925-1944, Frankfurt/M. (Fischer) 1991
  • Stephen Lowry, Pathos und Politik. Ideologie in Spielfilmen des Nationalsozialismus, Tübingen (Niemeyer) 1991
  • Barbara Schrödl: "Mode und Krieg. Der Kleidkörper in nationalsozialistischen Filmen der späten 1930er und frühen 1940er Jahre." In: Petersen, Christine [Hg.]: Zeichen des Krieges in Film, Literatur und den Medien. Kiel 2004, S. 231-255.

Weblinks


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