Die Vögel (Aristophanes)

Die Vögel (Aristophanes)

Die Vögel (griech.: Ὄρνιθες Ornithes) ist eine Komödie von Aristophanes. In dem Bühnenstück, erstmals aufgeführt im Jahr 414 v. Chr., beschreibt der antike Dichter die Machtergreifung der Vögel mithilfe zweier Athener Exilanten, Peithetairos (von griech. Πειθεταίρος = „Berater“) und Euelpides (von griech. Ευελπίδης = „gute Hoffnung“). Das Theaterstück besteht aus fünf Akten.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

1. Akt

Vorstellung von Peithetairos und Euelpides, die aus Athen wegziehen, um eine neue Stadt zu gründen, in der Geld wie Dreck weggeworfen wird, um nicht daran zu ersticken. Wie sich im Verlauf des Stückes herausstellt, ist Peithetairos aus eigenem Antrieb aus Athen gezogen, während Euelpides nur mitgegangen ist, um seinen Gläubigern zu entkommen. Sie kommen an den Palast des Königs der Vögel. Euelpides versucht ihn zu rufen, wird von dessen Sklaven, einem phantastischen Vogel, angesprochen, der sie aber für Vogelsteller hält und ihnen mit dem Tod droht. Euelpides behauptet, dass sie Vögel seien, denen in Folge der Mauserung das Federkleid vollständig fehle. Peithetairos bittet um Audienz und deutet an, dass durch seinen Rat die Vögel die Herrschaft wiederlangen könnten. König Wiedehopf tritt auf, und es stellt sich heraus, dass er ebenfalls einst ein Athener war, der von den Menschen schlecht behandelt wurde und sich deshalb den Vögeln zuwandte. Leider sei die Macht der Vögel nicht sehr groß. Peithetairos rät, die Macht zu vergrößern, indem eine Stadt im Himmel, der ja das Reich der Vögel sei, gebaut werden solle. Sei die Stadt erst gebaut, könnten die Vögel die Macht ergreifen, da jeder Transfer zwischen Menschen und den Göttern bei Tag durch die Adler und bei Nacht durch die Eulen kontrolliert werden könne. Wenn sich die Götter widersetzten, könnten sie durch Hunger (mittels Blockade) zur Einsicht gebracht werden. Um vor den Göttern geschützt zu sein, müsse aber die Stadt fertiggebaut sein, bevor diese etwas merkten.

König Wiedehopf gefällt die Idee, allerdings muss erst das Vogelparlament zustimmen. Die Nachtigall wird beauftragt, das Parlament zusammenrufen.

2. Akt

Die Vertreter der Vogelarten treffen ein und werden von König Wiedehopf vorgestellt. Der König trägt den Plan des Menschen Peithetairos vor. Der Chorführer macht dem König den Vorwurf, dass er auf einen Menschen höre, obwohl er doch allen Vögeln eingeschärft habe, dass ewige Feindschaft zwischen Vögeln und Menschen bestehe. Überdies hat Peithetairos noch nicht einmal seinen Bratspieß weggelegt, mit dem Vögel gegrillt werden. Erneute Drohung, Peithetairos und Euelpides zu töten. Die Pläne werden als Schlingen bezeichnet, um alle Vögel an den Spieß zu bringen. Der König kann die Vögel überzeugen, den Plan dennoch anzuhören, und die Vögel nehmen ihn schließlich an. Peithetairos schmeichelt den Vögeln, indem er ihnen sagt, dass die Vögel einst Könige gewesen seien und die Götter ihnen die Macht erst später entrissen hätten. Wenn die Vögel eine Stadt bauten, die am Horizont ihre Stützmauern habe und sich über die Erde wölbe, könnten sie die Herrschaft wiedererlangen, indem sie einerseits die Menschen einschüchterten und andererseits die Götter durch das Abfangen der Opfer (diese wurden verbrannt, der Rauch diente den Göttern als Mahlzeit) aushungerten.

Die Vögel stimmen zu.

3. Akt

Peithetairos und Euelpides verwandeln sich in Vögel. Sie überlegen, wie sie die Stadt nennen sollen. Die Überlegungen „Neu-Sparta“ (nach dem Stadtstaat Sparta) und „Schöne Aussicht“ werden verworfen, man einigt sich auf „Wolkenkuckucksheim“ (altgriechisch: Νεφελοκοκκυγία, Nephelokokkygia). Xanthias, den Peithetairos aus Aristophanes’ Stück Die Frösche kennt, tritt auf. Zur Stadtgründung treten auch andere Personen auf: Zunächst ein Priester für die Opfergaben und natürlich, um sich finanziell abzusichern. Dann ein Poet, um die Stadt zu besingen – Peithetairos will ihn zunächst hinausprügeln, wird aber von Xanthias überzeugt, dass es besser sei, den Poeten zu beschenken, damit er Lobeshymnen über die Stadt dichte. Anschließend ein Wahrsager, der droht, eine düstere Zukunft vorauszusagen, wenn er nicht bezahlt werde (auf Befehl des Peithetairos wird er von Xanthias verprügelt). Zuletzt ein Stadtplaner (Meton), der seine Dienste anbietet und ebenfalls von Xanthias verprügelt wird, sowie ein attischer Stadtvogt, der Bestechungsgelder will, da er ansonsten unvorteilhafte Dokumente von Peithetairos veröffentlichen werde. Nachdem Peithetairos scheinbar einlenkt, wird auch der Stadtvogt von Peithetairos und Xanthias verprügelt.

4. Akt

Die Stadt ist fertiggestellt. Alle am Bau der Stadt beteiligten Vogelarten werden aufgezählt, ebenso wie ihre Taten. Ein Wächter eilt herbei und berichtet, dass sich ein Gott in die Stadt begeben hat. Wie sich herausstellt, handelt es sich um Iris, die von den Göttern zur Erde gesandt wurde und den Vögeln droht. Peithetairos prophezeit ihr, dass die Götter bald aus Hunger auf allen Vieren zu ihnen angekrochen kämen. Anschließend verkündet ein Herold die Unterwerfung von Groß-Athen. Die zunächst widerstrebenden Athener konnten dadurch überzeugt werden, dass Vogelschwärme die Sonne verdunkelten und gedroht wurde, die Stadt in Vogelkot zu ersticken.

5. Akt

Prometheus, erst vor kurzem von Herakles vom Felsen befreit, tritt auf und wird von Peithetairos freundlich begrüßt. Prometheus erzählt ihm vom Hunger auf dem Olymp und prophezeit Peithetairos, dass von Zeus eine Verhandlungs-Delegation geschickt werde, denn nicht nur die Götter des Olymps hungerten.

In der Tat: Da sich die neue Stadt über den gesamten Erdkreis erstreckt, hungern auch die Barbarengötter, sie beschweren sich bereits bei Zeus. Prometheus stellt Triball vor, den Sprecher der Barbarengötter. Dieser nimmt neben Poseidon und Herakles an der Delegation der Götter teil. Prometheus drängt Peithetairos, keinen Vertrag mit den Göttern abzuschließen, ehe er nicht Basileia von Zeus zur Gemahlin bekomme. Peithetairos ist zunächst nicht angetan, wird aber durch Prometheus überzeugt, der ihm prophezeit, dass er durch Basileia auch ein Szepter erhalten, also König werde. Um bei den Verhandlungen einen Vorteil zu haben, werden zwölf Hühner als sogenannte Rebellen am Bratspieß hingerichtet. Durch den Duft werden Triball und Herakles von der Notwendigkeit der Unterwerfung der Götter und der Heirat Basileias mit Peithetairos überzeugt; der warnende Poseidon wird überstimmt.

Peithetairos wird auf den Olymp eingeladen und bei seiner Rückkehr von den Vogelchören wie ein Herrscher begrüßt. Der Schluss stellt die Hochzeitsfeier mit Basileia dar, auf der die Götter erscheinen und die Vögel in militärischer Formation vorbeimarschieren.

Hintergrund

Das Werk gilt als Kritik an der damaligen Politik Athens, insbesondere unter Perikles, das sich von einem Primus inter pares im Seebund zu einem Imperium gewandelt hatte und seine Macht gegenüber Bundesgenossen durch Drohungen durchsetzte. Dieser Machtwille führte zum Peloponnesischen Krieg. Des Weiteren werden einzelne Berufsgruppen herausgehoben und verstärkt kritisiert. Aufgrund seiner szenischen Geschlossenheit wird Die Vögel häufig als das gelungenste Stück des Dichters bezeichnet.

Nachwirkung

Moderne Adaptionen des Stückes gaben Johann Wolfgang von Goethe, Karl Kraus und Peter Hacks. Die 1919 vollendete Oper Die Vögel von Walter Braunfels hat Aristophanes' Komödie zum Vorbild. Auch Alfred Hitchcocks 1963 gedrehter Spielfilm Die Vögel schildert eine Machtergreifung der Vögel.

Literatur

Weblinks


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