Die Stunde, wenn Dracula kommt

Die Stunde, wenn Dracula kommt
Filmdaten
Deutscher Titel Die Stunde, wenn Dracula kommt
Originaltitel La maschera del demonio
Produktionsland Italien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1960
Länge 87 Minuten
Altersfreigabe FSK 16 (früher 18)
Stab
Regie Mario Bava
Drehbuch Ennio De Concini
Mario Serandrei
Produktion Massimo de Rita
Musik Roberto Nicolosi
Kamera Ubaldo Terzano
Besetzung
  • Barbara Steele: Katia Vajda/Princess Asa Vajda
  • John Richardson: Dr. Andre Gorobec
  • Arturo Dominici: Jayuto (Dracula-Javutich)
  • Ivo Garrani: Prinz Vajda
  • Andrea Checchi: Dr. Thomas Kruvajan
  • Enrico Olivieri: Prinz Konstantin Wajda
  • Antonio Pierfederici: Priester
  • Tino Bianchi: Iwan
  • Clara Bindi: Gastwirtin
  • Germana Dominici: Sonia, ihre Tochter
  • Mario Passante: Kutscher Nico

Die Stunde, wenn Dracula kommt (Originaltitel La maschera del demonio) ist ein italienischer Horrorfilm von Mario Bava aus dem Jahre 1960. Es war Bavas erster Film, in dem er allein Regie führte und namentlich als Regisseur genannt wurde. Das Drehbuch von Ennio De Concini and Mario Serandrei basiert auf der Erzählung Wij von Nikolai Gogol.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

1630 werden die junge Adelige Asa und ihr Geliebter Javutich von einem Inquisitionsgericht wegen Hexerei angeklagt. Das Gericht, unter der Führung von Asas Bruder, lässt sie brandmarken und verurteilt sie zum Tode auf dem Scheiterhaufen. Bevor das Urteil vollstreckt wird, verflucht Asa ihren Bruder und seine Nachkommen. Asa wird eine Dornenmaske auf das Gesicht geschlagen, doch ein plötzlich einsetzendes Unwetter verhindert ihre Verbrennung. Ihr Körper wird in einer Gruft beigesetzt, Javutich an einer abgelegenen Stelle eines Friedhofs.

200 Jahre später bleibt die Kutsche von Professor Krubajan und seines Assistenten Gorobec wegen eines gebrochenen Rades direkt vor der Grabstätte der Hexe Asa liegen. Die Ärzte besichtigen die Gruft. Asa ist in einem Steinsarg mit einer Öffnung über ihrem Gesicht aufgebahrt. Am Kopfende des Sargs ist ein großes Steinkreuz angebracht, dessen Anblick die Hexe bannen soll. Als Krubajan von einer Fledermaus attackiert wird, zerschlägt er das Steinkreuz mit seinem Stock. Aus einer Wunde an seiner Hand tropft Blut auf Asa. Die Ärzte schenken dem Vorfall keine weitere Beachtung. Beim Verlassen der Gruft treffen sie auf Katia, die Tochter des in der Nähe residierenden Fürsten Vaida, die ihre Hunde ausführt. Katia, eine Nachfahrin von Asas Bruder, sieht der Hexe zum Verwechseln ähnlich. In der Zwischenzeit hat der Kutscher den Schaden behoben, und Krubajan und Gorobec setzen ihre Fahrt fort. In einem nahe gelegenen Wirtshaus steigen sie für die Nacht ab.

Durch Krubajans Blut erwacht Asa zu neuem Leben und ruft Javutich aus seinem Grab. Javutich sucht Fürst Vaida in seinem Schloss heim, der einen Zusammenbruch erleidet. Katia schickt einen Diener nach Krubajan, aber auf dem Weg dorthin wird dieser ermordet. An seiner statt holt Javutich Krubajan ab und führt ihn in Asas Gruft. Asa beißt Krubajan und verwandelt ihn in einen Vampir. Unter ihrem Befehl stehend, tötet der Professor den Fürsten.

Inzwischen wurde Katias Diener tot aufgefunden, Krubajan wird vermisst. Zusammen mit einem Priester sucht Gorobec Javutichs Grabstätte auf, in der sie den untoten Professor finden. Der Priester tötet den Vampir mit einem durchs Auge gerammten Holzpflock. Javutich entführt Katia und bringt sie in Asas Gruft, die mit Katias Blut vollends ihre Lebenskraft zurückgewinnen will. Gorobec trifft in der Gruft ein, vor sich zwei identisch aussehende Frauen. Dann entdeckt er das Kruzifix an Katias Hals; als er Asa festhalten will, entblößt ihr sich öffnender Mantel einen teilverwesten, skelettierten Körper. Der Priester trifft mit einer Gruppe Männer aus dem Dorf ein. Sie binden Asa an eine Leiter und verbrennen sie auf einem Scheiterhaufen. Während Asa verbrennt, kehrt das Leben in Katias Körper zurück.

Produktion

Bei der Produktionsfirma Galatea war Mario Bava bereits mehrere Male für Regisseure eingesprungen, die Produktionen nicht selbst zu Ende führten, zweimal für Riccardo Freda in Der Vampir von Notre Dame (1956) und Caltiki, Rätsel des Grauens (1959) sowie für Jacques Tourneur in Die Schlacht von Marathon (1959). Als Verdienst für seine Arbeit wurde ihm von Nello Santi der erste eigene Regieauftrag angeboten.[1]

Bava entschloss sich, Nikolai Gogols 1835 erschienene Erzählung Vij (auch Wij) als Vorlage für einen Film zu verwenden. Für die Doppelrolle der Hexe Asa und der Katia verpflichtete Bava die damals 22jährige Engländerin Barbara Steele. Der Film entstand mit einem geringen Budget zwischen Ende März und Anfang Mai 1960.[2] In der Rolle des Javutich/Dracula ist der italienische Schauspieler Arturo Dominici zu sehen. Dominicis Tochter Germana hat einen Auftritt als Wirtstochter.

Der Film enthält, gemessen an seiner Entstehungszeit, explizite Gewaltdarstellungen. Er war deswegen in England bis 1968 komplett verboten und in anderen Ländern teils nur stark gekürzt zu sehen. Trotz dieser Einschränkungen wurde der Film ein Kassenerfolg, insbesondere in Frankreich und den USA.[2]

Als die US-Produzenten Samuel Z. Arkoff und James H. Nicholson von American International Pictures auf einer Italienreise den Film sahen, sicherten sie sich für 100.000 US-Dollar ($) die amerikanischen Verleihrechte, mehr als das Budget des ganzen Films betrug. Roberto Nicolosis Filmmusik wurde in den USA durch einen neuen Soundtrack von AIPs Hauskomponisten Les Baxter ersetzt.[2]

Der Film, Nikolai Gogols Wij und Dracula

Faktisch hat der Film kaum etwas mit seiner literarischen Vorlage zu tun, lediglich das Hexenmotiv und einige wenige Szenen entsprechen Gogols Erzählung, etwa die Geleitung des Professors zu Asas Sarg durch Javutich und die Explosion des Sargdeckels.

Trotz des irreführenden deutschen Verleihtitels hat der Film auch nichts mit Bram Stokers Romanfigur Dracula gemein. Der Name Dracula wurde aus Marketingründen in den Titel aufgenommen, der Schauspieler Arturo Dominici spielte laut Drehbuch die Rolle des Igor Javuto, die nicht als Dracula angelegt war. Um die Nennung Draculas im Titel zu rechtfertigen, fällt in der deutschen Fassung sein Name zu Beginn des Films gleich zweimal: Der Erzähler verweist auf „den Fürsten aller Vampire, Dracula“, und in der Inquisitionsszene äußert der Ankläger den Verdacht, dass Javutich in Wahrheit Dracula sei. Diese Namensnennungen sind ausschließlich in der deutschen Synchronfassung zu hören.

Kritiken

„Aus der romantischen Vorlage von Gogol wird in den Händen eines italienischen Trivialfilmregisseurs ein naives, manchmal unfreiwillig komisches, aber recht unterhaltsames Horrorspektakel, dessen Fotografie sich an der Ästhetik des Stummfilms orientiert. Von manchen Cineasten als Kultfilm des Genres geschätzt.“

Lexikon des internationalen Films[3]

„[Einige Szenen] beuten Sadismus und Schmerz in übertriebener Weise aus. Doch ansonsten ist der Film eine (visuell) phantastische Fingerübung in barockem Horror […] Es ist vielleicht der beste der vielen Bava-Horrorfilme, und Übertreibung – nicht nur in der Ausstattung, sondern auch in formaler und inhaltlicher Hinsicht – ist sein einziger größerer Fehler.“

William K. Everson, Klassiker des Horrorfilms[4]

Literatur

  • Gerd J. Pohl: Ein Besuch in Rom. Ein Gespräch mit Arturo Dominici. In: The Vincent Price Appreciation Society (Hrsg.), Journal, Bonn, 1988
  • Wij, der König der Erdgeister. In: Nikolai Gogol, Erzählungen. Dortmund, 1984.
  • Der Wij. In: Dieter Sturm, Klaus Völker (Hrsg.), Von denen Vampiren und Menschensaugern. München, 1968.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tim Lucas: Terror Pioneer, in: Fangoria, #42, S. 20-24.
  2. a b c Tim Lucas: Mario Bava – All the Colors of the Dark, Cincinnati 2007.
  3. Die Stunde, wenn Dracula kommt im Lexikon des Internationalen Films
  4. William K. Everson: Classics of the Horror Film, 1974; dt. Klassiker des Horrorfilms, München 1980.

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