Die Straße (Roman)

Die Straße (Roman)

Die Straße (englischer Originaltitel: The Road) ist ein Roman des amerikanischen Autors Cormac McCarthy aus dem Jahr 2006, die deutschsprachige Übersetzung von Nikolaus Stingl erschien 2007. Der Autor gewann für den Roman 2007 den Pulitzer-Preis für Romane.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der Roman handelt von einem Vater und seinem Sohn, die nach einem nicht näher bezeichneten Katastrophenereignis durch ein postapokalyptisches Amerika in Richtung Küste ziehen. Dort, so hoffen sie, ist ihr Überleben gesichert. Die Reise dorthin erstreckt sich über mehrere Monate unter durch Asche verdunkeltem Himmel und bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt. Die meisten Tier- und Pflanzenarten sind ausgestorben, lediglich einmal treffen Vater und Sohn einen ausgemergelten Hund. Die wenigen Überlebenden der Katastrophe durchstreifen das Land in rivalisierenden Gruppen, von denen einige auch vor Kannibalismus nicht zurückschrecken.

Aus den zu Beginn des Romans im inneren Monolog dargebotenen Erinnerungen des Vaters kann der Leser erschließen, dass seine Frau bald nach der Katastrophe, aber vor dem Einsetzen der äußeren Romanhandlung Suizid begangen hat. In der Folge hat es der Mann sich zur Aufgabe gemacht, auf den Sohn aufzupassen und das Leben des Sohnes für dessen vom Vater erhoffte bessere Zukunft zu retten und gemeinsam mit ihm auch unter den post-katastrophischen Umständen ein moralisch integres Leben zu führen. Vater und Sohn identifizieren sich als diejenigen, die „das Feuer tragen“; häufig bezeichnen sie sich selbst auch als „die Guten“ im Unterschied zu „den Bösen“, die andere Menschen skrupellos ausrauben oder töten, um sie zu essen. Die Habseligkeiten der beiden sind in einem Einkaufswagen verstaut, den sie auf einer scheinbar nicht enden wollenden Folge von Straßen vor sich her schieben. Ein Revolver mit zwei Schuss Munition ist das einzige Mittel der beiden, um sich in schlimmster Not zu verteidigen – oder Selbstmord zu begehen.

Eines Tages treffen sie auf eine Bande schwerbewaffneter Kannibalen, die – auf der Ladefläche eines der wenigen noch fahrbereiten Laster sitzend – durch das Land streifen. Der Sohn gerät in die Hand eines der Kannibalen. Mit einem Kopfschuss aus dem Revolver befreit der Vater den Jungen. Vater und Sohn schaffen es zu fliehen, jedoch müssen sie den Einkaufswagen mit ihren letzten Lebensmitteln zurücklassen. Nach einigen Tagen Fußmarsch unter Hunger finden sie ein Haus, in dessen Keller sich fast verhungerte Menschen befinden, die als „Vorräte“ für eine weitere Bande dienen, die das Haus als ihr Hauptquartier bewohnt. Bei einem anderen Haus finden sie schließlich einen privaten Bunker voll mit Nahrungsmitteln, in dem sie jedoch unter größten Vorsichtsmaßnahmen nur wenige Tage bleiben. Vor der Weiterreise nehmen sie sich einen Karren und laden so viel Nahrung auf wie nur möglich.

Im weiteren Verlauf der Reise treffen sie auf einen alten Mann, dem sie ein Abendessen spendieren, den sie aber nicht bei sich aufnehmen.

Weitere Tage später erreichen sie schließlich die Küste, die jedoch nicht ihren Erwartungen entspricht und ebenfalls kaum Nahrung oder überlebenswichtige Dinge birgt. Als sie ihr Lager nicht bewachen, raubt ein lumpiger Mann sämtliche Vorräte. Nach zäher Suche finden sie ihn und berauben ihn seinerseits all seiner Kleidung und damit sämtlicher Überlebenschancen, um ihm das Gefühl des Beraubtseins zu vermitteln. Auf Drängen des Jungen versuchen sie erfolglos ihm seine Sachen wiederzubringen. Später wird der Vater mit einem Pfeil angeschossen, schafft es aber, den Angreifer mit einer Leuchtpistole, die er in einem Schiffswrack gefunden hat, kampfunfähig zu machen. Nachdem sie weitergezogen sind, fällt es dem Vater aufgrund seiner Verletzung und seiner vorbestehenden Lungenkrankheit, die sich in blutigem Husten äussert, zunehmend schwerer, noch weiter zu laufen. Schließlich stirbt der Vater eines Nachts, während sein Sohn neben ihm liegt und ihn hält. Nach drei Tagen Trauer um seinen Vater stößt der Sohn auf einen Mann, der Vater einer Familie ist, die wie der Junge und sein verstorbener Vater zu „den Guten“ gehört und auf aggressive Überlebenspraktiken sowie Kannibalismus verzichtet. Der Junge fasst Vertrauen zu ihm und folgt ihm.

Form

Erzählt wird das Geschehen von einem personalen Erzähler, der das Geschehen aus der Perspektive des Vaters oder des Sohnes wiedergibt. Erzähler und Figuren sind jedoch nicht identisch. Zwar wird durchweg im Erzählen die dritte Person verwendet; dennoch erhält der Leser durch die privilegierte personale Perspektive Zugang zu den Gefühlen und Hoffnungen der Figuren.

Der Roman bedient sich zur Beschreibung der postapokalyptischen Welt einer sachlichen und knappen Sprache. Häufig verzichtet der Erzähler auf Verben und setzt stattdessen Partizipe ein. So wird sprachlich das Erstarrtsein der Welt betont. Der Literaturwissenschaftler Andreas Gaile verweist darauf, dass viele Neologismen wie beispielsweise „hagmoss“, „batboard“ oder „godspoke“ vorkommen. Andere Sprachschöpfungen kommen durch Wortklassenänderungen zustande, so das Adjektiv „immolate“ aus dem Verb „to immolate“ oder „parsible“ aus „to parse“.[1]

Stellung in der Literaturgeschichte

Die Darstellung einer zerstörten Welt mit den wenigen in ihr verbliebenen Menschen, die um ihr Überleben kämpfen und dabei die gewohnten Maßstäbe menschlichen Handelns verloren haben, weist den Roman als Vertreter der Gattung des Science Fiction aus. Spezifischer kann man den Roman der Untergattung einer Literatur der Postapokalypse zuordnen. Bekannte Vertreter dieser Gattung sind On the Beach von Nevil Shute, A Canticle for Leibowitz von Walter M. Miller oder Earth Abides von George R. Stewart.[2]

Rezeption

Die österreichische Zeitschrift profil schrieb:

Jedem Autor geringeren Formats wäre dieser radikal reduzierte, buchstäblich das Nichts umkreisende Erzählstoff zum schieren Action-Kitsch geronnen. McCarthy hat aus der Geschichte zweier Überlebender der Apokalypse eine große, alttestamentarisch anmutende Erzählung gemacht. [3]

Kritik im Focus:

Ein außergewöhnlich berührendes, zutiefst aufwühlendes Werk – erhaben, majestätisch, von biblischer Wucht.[4]

Literatur

  • Cormac McCarthy: The Road. Alfred A. Knopf, New York, 2006. ISBN 978-0307265432 (Erstausgabe)
  • Cormac McCarthy: Die Straße. Deutsch von Nikolaus Stingl. Rowohlt, Reinbek, 2007. ISBN 978-3-498-04507-4 (Deutschsprachige Erstausgabe)

Sekundärliteratur

  • Andreas Mauz, „Der Strasse entlang. Über Cormac McCarthys The Road (2006)“, in: David Plüss et al. (Hg.), Im Auge des Flaneurs. Fundstücke zur religiösen Lebenskunst (= FS A. Grözinger), Zürich: TVZ 2009 (Christentum und Kultur, Bd. 11), S. 275-287.
  • Alex Rühle, „Überleben, ohne töten zu müssen: In Cormac McCarthys mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetem Roman Die Straße trauert das ganze Sonnensystem“. Süddeutsche Zeitung vom 26. April 2007.

Verfilmung

Das Buch wurde 2009 unter der Regie von John Hillcoat als The Road verfilmt.

Im September 2009 wurde der Film im Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig uraufgeführt. Die Rolle von Vater und Sohn übernahmen Viggo Mortensen und Kodi Smit-McPhee. In weiteren Rollen sind Charlize Theron als Mutter sowie Robert Duvall, Guy Pearce und Molly Parker zu sehen. In Deutschland startete der Film am 7. Oktober 2010 in den Kinos.[5]

Den Soundtrack des Films konzipierten Nick Cave und Warren Ellis.

Quellen

  1. Andreas Gaile: Nachwort zu The Road. In: The Road. Reclam, Stuttgart 2009. Seite 290–291.
  2. Andreas Gaile: Nachwort zu The Road. In: The Road. Reclam, Stuttgart 2009. Seite 288–289.
  3. profil Nr. 16 (38. Jg.) vom 16. April 2007
  4. Rainer Schmitz: „Was am Ende bleibt: Der amerikanische Romancier Cormac McCarthy erzählt in Die Straße von den letzten Dingen., In: Focus Online, 26. März 2007
  5. Inhalt und Kritik zu The Road – Die Straße bei Independentfilme.com.

Weblinks


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