Die Stimme des Herrn

Die Stimme des Herrn

Die Stimme des Herrn ist ein Roman des polnischen Autors Stanisław Lem, der in der Tradition der wissenschaftlichen Phantastik steht, dem osteuropäisch-russischen Äquivalent der westlichen Science Fiction. Der Roman erschien erstmals im Jahre 1968 unter dem Originaltitel „Głos Pana“; eine deutsche Übersetzung von Roswitha Buschmann erschien im Jahre 1981 im Insel Verlag.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der fiktive Verfasser des Romans (vorgeblich ein unvollendet hinterlassenes Manuskript), ein US-amerikanischer Professor Peter E. Hogarth, seines Zeichens genialer Mathematiker, schildert seine Erfahrungen und Gedanken aus der Zeit seiner Teilnahme am fiktiven Master's Voice (MAVO)-Projekt, das sich im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts mit der Entschlüsselung eines geheimnisvollen, beständig wiederholten Neutrino-Signals befasst. Die Beständige Wiederholung des Signals gibt zu der Vermutung Anlass, dass es von intelligenten Wesen generiert worden sein muss - überlegenen Außerirdischen oder, wie einige Projektteilnehmer scherzen, dem Herrn selbst (daher der Name Stimme des Herrn). Im Laufe der Untersuchungen werden einige eher geringfügige Entdeckungen gemacht. So hat das Signal, auf einen ursuppenähnlichen Schleim gerichtet, die Eigenschaft, in diesem die Entstehung von Aminosäuren zu fördern - wollen die geheimnisvollen Außerirdischen also die Entstehung von Leben auf fremden Himmelskörpern fördern? Schließlich stellt sich heraus, dass man mithilfe des Signals eine furchtbare Waffe bauen könnte. Der Erzähler und einer seiner engen Freunde beim Projekt entdecken dies, halten es jedoch zunächst geheim, um selbst weiter nachzuforschen (dass diese Eigenschaft des Signals früher oder später auch von anderen entdeckt wird, ist ihnen zu jeder Zeit klar.) Es stellt sich heraus, dass der Bau einer solchen Waffe nur theoretisch möglich ist, für eine Verwirklichung jedoch unüberwindbare „Sicherungen“ in den Sternen-Code eingefügt sind. Wollten die Außerirdischen sicherstellen, dass, sollte ihr Signal von einer unreifen, noch kriegerischen Zivilisation aufgefangen werden, diese es nicht würde benutzen können? Am Ende des Romans tauchen dann völlig neuartige Theorien zum Ursprung des Signals auf. Das Signal selbst jedoch kann in der Form eines geschriebenen Briefes nicht übersetzt oder gelesen werden. Vielmehr dienen Lems Reflexionen über das Scheitern der Entschlüsselungsversuche zum Aufhänger für philosophische Betrachtungen über den allgemeinen Reifegrad moderner Zivilisationen. Überspitzt formuliert Lem diese Überlegungen in einem drastischen Vergleich: Er sinniert darüber, welchen Vorteil eine Gruppe von Steinzeitmenschen vom Auffinden eines Bauplanes einer gotischen Kathedrale haben könnte. Dieser Nutzen könnte für die Neolithiker im Wärmewert beim Lagerfeuer bestehen - der wahre Sinn des Planes müsste ihnen jedoch zwangsläufig verborgen bleiben, da sie über keine adäquate Kulturstufe verfügten, die ihnen den Zugang zum umfassenden Verständnis ermöglichte.

Thema

Lem stellt in dem Roman die Unbeholfenheit des Menschen und all seiner technischen Fähigkeiten angesichts des Eintreffens einer „Botschaft“ aus dem All dar, wobei noch nicht einmal sicher ist, ob es sich um eine solche handelt. Charakteristisch ist der Satz: „Die Ameisen, die bei ihrer Wanderung auf den Körper eines toten Philosophen treffen, ziehen daraus auch ihren Gewinn.“ Im Grunde genommen konzentriert sich diese Erzählung Lems, obgleich ebenfalls in der Zukunft (gemessen am Erscheinen des Romans) angesiedelt, weniger auf die Darstellung eines Handlungsablaufes im klassischen Sinne. Die Handlung, die strenggenommen erst mit dem 3.Kapitel einsetzt, stellt während des gesamten Werkes nurmehr den Rahmen für ein durch und durch philosophisches Werk dar, dessen Aussagen Lem einer breiten Leserschaft nahebringen will, statt sie lediglich in engen philosophischen Zirkeln zur Disposition zu stellen.

Form

Der fiktive Autor erörtert in dem Roman wiederholt die Unzulänglichkeit der Sprache zur Beschreibung realer Vorgänge und spricht die Problematik der individuellen Bewertung absoluter Kategorien an.

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