Die Brücken am Fluß

Die Brücken am Fluß
Filmdaten
Deutscher Titel Die Brücken am Fluß
Originaltitel The Bridges of Madison County
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1995
Länge 135 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Clint Eastwood
Drehbuch Richard LaGravenese
Produktion Clint Eastwood,
Kathleen Kennedy
Musik Lennie Niehaus
Kamera Jack N. Green
Schnitt Joel Cox
Besetzung
  • Clint Eastwood: Robert Kincaid
  • Meryl Streep: Francesca Johnson
  • Annie Corley: Carolyn Johnson
  • Victor Slezak: Michael Johnson
  • Jim Haynie: Richard Johnson
  • Phyllis Lyons: Betty
  • Debra Monk: Madge
  • Michelle Benes: Lucy Redfield

Die Brücken am Fluß (Originaltitel: The Bridges of Madison County) ist ein Filmdrama aus dem Jahr 1995. Regisseur, Produzent und männlicher Hauptdarsteller ist Clint Eastwood, die weibliche Hauptrolle spielt Meryl Streep. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Robert James Waller aus dem Jahr 1992.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Nach dem Tod von Francesca Johnson ordnen ihre Kinder Carolyn und Michael deren Nachlass. Ihre Mutter hat in ihrem Testament verfügt, sich einäschern und ihre Asche von der Roseman Bridge verstreuen zu lassen. Die Kinder wundern sich darüber und stoßen bei ihren Nachforschungen auf ihnen bisher unbekannte Fotos von ihrer Mutter aus dem Jahr 1965. Aus einem ihrer Briefe erfahren sie, dass ihre Mutter damals eine Affäre mit einem Fotografen hatte, der 1982 verstarb und ebenfalls verfügte, dass man seine Asche von der Roseman Bridge verstreuen solle. Michael ist zunächst empört, möchte aber genau wie Carolyn mehr darüber wissen. In den drei Tagebüchern ihrer Mutter lesen sie, was sich damals zugetragen hatte.

Die ursprünglich aus Italien stammende Francesca Johnson ist 1965 eine Farmersfrau Mitte 40, die mit ihrem Mann, der 16-jährigen Tochter und dem 17-jährigen Sohn auf einem kleinen Gut in Winterset, Iowa, lebt. Als ihr Mann mit den beiden Kindern für vier Tage zu einer Landwirtschaftsausstellung nach Illinois fährt, bleibt Francesca allein zurück. Sie widmet sich ihrer Alltagsarbeit, als ein Autofahrer vorbeikommt, um sie nach dem Weg zu fragen. Der Unbekannte ist Robert Kincaid, ein Fotograf aus Bellingham, der für National Geographic die überdachten Brücken von Madison County fotografieren soll.

Nach einem vergeblichen Versuch, den Weg mit Worten zu erklären, begleitet Francesca den Fremden kurzerhand zu der gesuchten Roseman Bridge. Auf der Fahrt dorthin kommen sie ins Gespräch. Francesca ist skeptisch und fasziniert zugleich von Roberts lockerer und weltoffener Art. Wieder daheim, bittet sie ihn, auf einen Eistee mit ins Haus zu kommen. Schließlich bleibt er sogar zum Abendessen. Francesca fühlt sich mehr und mehr zu Robert hingezogen. Sie entdeckt durch ihn ihre eigenen, verloren geglaubten Sehnsüchte, für die in ihrem Familienleben kein Platz mehr zu sein schien. Trotz gegenteiliger Beteuerungen ist sie mit ihrem Leben unzufrieden. Als sie nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihrem damals in Italien stationierten Mann nach Amerika kam, hatte sie sich das hiesige Leben anders vorgestellt, zumal sie außerdem für ihren Mann ihre Stellung als Lehrerin aufgegeben musste, da dieser nicht wollte, dass sie arbeiten ging.

Nach und nach erfährt sie mehr über Roberts unbehaustes Leben. Er ist ungebunden, viel in der Welt unterwegs und war auch schon für ein paar Tage in ihrer italienischen Heimatstadt Bari. Francesca ist begeistert, empfindet aber angesichts ihres eigenen einfachen Hausfrauendaseins gleichzeitig Minderwertigkeitskomplexe. Nachdem es wegen ihrer unterschiedlichen Lebensentwürfe zu einer kleinen Missstimmung kommt, reist Kincaid wieder ab. Francesca bereut es, ihn vertrieben zu haben, und fährt, um ihm eine Nachricht zukommen zu lassen, zur Roseman Bridge, die Kincaid am folgenden Morgen fotografieren will.
Am nächsten Tag findet Robert die Nachricht und verabredet sich mit ihr für den frühen Abend an der Brücke. Während sich Francesca im nahe gelegenen Des Moines ein neues Kleid kauft, wird Kincaid zufällig Zeuge, wie Lucy Redfield, eine Frau, die einmal eine Affäre mit einem anderen Mann hatte, jetzt von allen im Ort schief angesehen und angefeindet wird. Robert hat Angst, dass er Francesca in ähnliche Schwierigkeiten bringen könnte, und bietet ihr an, das Treffen abzusagen, doch Francesca lässt sich nicht davon abbringen.
Am Abend kommen sich die beiden näher und verbringen die Nacht miteinander. In den nächsten zwei Tagen nutzen sie die verbleibende Zeit für gemeinsame Ausflüge in die Umgebung. Dann geraten sie in Streit, weil Francesca fürchtet, nur eine von Kincaids vielen Affären zu sein, die er ihrer Meinung nach in aller Welt hatte, und ihm vorwirft, ein Eigenbrötler zu sein, der Angst habe, sich zu binden. Robert aber meint es ernst mit ihrer Beziehung und bittet sie, mit ihm zu kommen. Obwohl Francesca Robert liebt, will und kann sie jedoch, aus Rücksicht auf ihre Familie, ihr bisheriges Leben nicht aufgeben. Als sie einige Tage später mit ihrem inzwischen zurückgekehrten Mann in der Stadt ist und Robert unmittelbar vor seiner Abfahrt aus Madison County noch ein letztes Mal sieht, macht sie sich Vorwürfe, ihm ihre wahren Beweggründe nicht deutlicher gemacht zu haben. Sie beschließt, Kontakt zu der von allen gemiedenen Lucy Redfield zu suchen, mit der sie fortan eine tiefe Freundschaft verbindet.

Erst vierzehn Jahre später, nach dem Tod ihres Mannes, versucht Francesca wieder Kontakt zu Robert aufzunehmen, kann ihn jedoch nicht ausfindig machen. Nach drei weiteren Jahren erhält sie Post vom Kincaids Anwalt und erfährt, dass Robert gestorben sei und ihr alle seine Habseligkeiten hinterlassen habe.

Durch die Lektüre der Tagebücher können die Kinder ihre Mutter nun besser verstehen und kommen, gemeinsam mit Lucy Redfield, Francescas Wunsch nach, ihre Asche in den Fluss unterhalb der Roseman Bridge zu streuen.

Hintergrund

  • Die im Film Roseman Bridge genannte Brücke heißt tatsächlich Cedar Bridge und wurde 1883 erbaut. Nachdem sie 119 Jahre überdauerte, wurde sie am 3. September 2002 durch Brandstiftung zerstört. In der Folge wurde ein Nachbau der Brücke errichtet, der am 9. Oktober 2004 eingeweiht wurde.[1][2]
  • Im englischen Originalton spricht Meryl Streep ihre Rolle mit einem leichten italienischen Akzent, in der deutschen Synchronisation wurde dies nicht übernommen.
  • In einer Szene im Jazz-Club sieht man kurz einen Jazzmusiker am Kontrabass, dabei handelt es sich um Clint Eastwoods Sohn Kyle Eastwood.
  • Die Produktionskosten wurden auf einen Betrag zwischen rund 24 und 35 Millionen US-Dollar geschätzt. Der Film spielte in den Kinos weltweit rund 182 Millionen US-Dollar ein, davon rund 71 Millionen US-Dollar in den USA.[3][4]
  • Die Dreharbeiten fanden vom 15. September 1994 bis 31. Oktober 1994 statt. Gedreht wurde an verschiedenen Orten in Iowa.
  • Die Musikberatung hatte Clint Eastwoods Mitarbeiter Bruce Ricker. [5] Verwendung fanden Songs von Johnny Hartman, Dinah Washington, Irene Kral, Barbara Lewis sowie zwei Versionen der Instrumental-Komposition Doe Eyes, die Eastwood selbst schrieb und von Lennie Niehaus arrangiert wurde.
  • Kinostart in den USA war am 2. Juni 1995, in Deutschland am 28. September 1995.

Kritiken

„Lange hat es in Eastwoods Welt überhaupt nur Platz für Männer gegeben. [..] Seine Genres, der Western und der Polizeifilm, waren klassische Herrengenres, weiß, heterosexuell, gewalttätig, Reservate eines patriarchalischen Wunschdenkens. [..] Darum ist sein neuer Film, eine auf den ersten Blick ebenso unauffällige wie unaufwendige Romanze, in Wahrheit die größte Herausforderung, der er sich je in seiner Karriere gestellt hat. "Die Brücken am Fluß" ist Eastwoods endgültiger Bruch mit dem Traum vom unverwundbaren Tough Guy. [..] Es ist Francescas Geschichte. Und Eastwood hat die Größe, sie spielen zu lassen. "Die Brücken am Fluß" ist ein altmodisches Kammerspiel, ein Film, der nicht mehr will, als eine einfache Geschichte von zwei Menschen zu erzählen. Denn die Welt der Menschen, das hat Clint Eastwood irgendwann begriffen, ist viel aufregender als die Welt der Mythen. Wahre Helden sterben alt.“

Susanne Weingarten: Der Spiegel (39/1995)[6]

„Die vordergründig-sentimentale Story ist mit dezenter, oft kühler Intimität inszeniert worden, ohne allerdings der psychologischen Eindimensionalität der erfolgreichen Romanvorlage entgehen zu können. Ein zwiespältiger Film, der ethische Fragestellungen nur indirekt anklingen läßt.“

Lexikon des Internationalen Films[7]

Auszeichnungen

  • Bei der Oscarverleihung 1996 war Meryl Streep als Beste Hauptdarstellerin nominiert.
  • Zur Verleihung des Golden Globe 1996 waren Meryl Streep als Beste Hauptdarstellerin – Drama nominiert, sowie der Film in der Kategorie Bester Film – Drama.
  • Clint Eastwood gewann einen ASCAP-Award 1996 in der Kategorie Top Box Office Films.
  • Die American Society of Cinematographers nominierte Kameramann Jack N. Green für einen ASC-Award 1996 für außerordentliche Leistungen in der Kameraarbeit eines im Kino veröffentlichten Spielfilms.
  • Bei der Verleihung der BMI Film & TV Awards 1996 gewann Lennie Niehaus einen Preis für die Filmmusik.
  • Für einen César 1996 war der Film als Bester ausländischer Film nominiert.
  • Bei der Verleihung der Screen Actors Guild Awards 1996 war Meryl Streep als Beste Hauptdarstellerin nominiert.

Literatur

  • Robert James Waller: Der Weg der Liebe. Roman. Deutsch von Arnold Velten (Originaltitel: A Thousand Country Roads: An Epilogue to The Bridges of Madison County) Fortsetzung des Bestsellers Die Brücken am Fluß. Goldmann, 2002, 252 S., ISBN 3442454131 oder ISBN 978-3442454136

Einzelnachweise

  1. Die Brücke am Fluss ist abgebrannt
  2. http://www.cedarcoveredbridge.com/
  3. Finanzdaten auf imdb
  4. Finanzdaten auf boxofficemojo
  5. Biographische Hinweise zu Bruce Ricker bei Pasoroble Film Festival
  6. Susanne Weingarten: Macho auf Entzug. In: Der Spiegel. Nr. 39, 1995, S. 259-260 (online).
  7. Lexikon des Internationalen Films

Weblinks


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