Diamond Aircraft

Diamond Aircraft
Diamond Aircraft Industries GmbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1981[1]
Sitz Wiener Neustadt OsterreichÖsterreich Österreich
Leitung Gerd Berchtold[2]
Mitarbeiter 1.200[2]
Produkte Flugzeuge
Website www.diamond-air.at
Diamond DA 40 180 am Flughafen Palermo-Punta Raisi
Diamond DA 20 Katana am Flugplatz Hamm-Lippewiesen

Diamond Aircraft ist der einzige österreichische Flugzeughersteller. Der Firmensitz ist in der niederösterreichischen Stadt Wiener Neustadt.

Diamond Aircraft ist außerdem Betreiber des Flugplatzes Wiener Neustadt/Ost (ICAO-Code: LOAN).

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Die Firma wurde 1981 von Wolf Hoffmann als Hoffmann Flugzeugbau in Friesach, Kärnten gegründet. Sie produzierte zuerst den Reisemotorsegler H36 Dimona.

1987 erfolgte der Umzug nach Wiener Neustadt und die Weiterentwicklung des Motorseglers zur HK36 „Super Dimona“. Das K steht für den Mitkonstrukteur Dieter Köhler.

Nach mehreren Änderungen der Besitzverhältnisse ist die Firma seit 1991 im Besitz des gebürtigen Deutschen Christian Dries, der bis November 2010 auch Geschäftsführer des Unternehmens war[2]. Aufbauend auf den Motorsegler wurden nun immer größere Motorflugzeuge gebaut: zuerst die zweiplätzige DA20 Katana, dann die vierplätzige DA40, dann die zweimotorige DA42, und zur Zeit (2008) ist ein einstrahliger Kleinjet in der Entwicklung. Bis 2005 wurden insgesamt mehr als 3.500 Flugzeuge hergestellt. Es sind mehr als 1200 Mitarbeiter weltweit beschäftigt, davon 580 im Produktionswerk in Wiener Neustadt in Österreich, 350 in London in der Provinz Ontario in Kanada, weitere in den Vertretungen/Wartungswerften Egelsbach (Deutschland) am Gamston Airport in England und seit 2006 in der Provinz Shandong in der Volksrepublik China. Sie ist damit die drittgrößte Firma der Welt, die sich auf die Produktion einmotoriger Leichtflugzeuge spezialisiert hat.

Durch die Finanzkrise ab 2007 geriet das Unternehmen in Bedrängnis. Der Gesamtmarkt schrumpfte laut GAMA (General Aviation Manufacturer Association) 2008 um 13 Prozent. Dann im Jahr 2009 brach der Markt mit minus 57,5 Prozent vollständig ein.[3] Diamond Aircraft produzierte 2007 noch 471 Flugzeuge. Im Jahr 2008 konnten nur noch 308 und 2009 sogar nur 163 Flugzeuge geliefert werden. Anfang 2009 standen 180 Arbeitsplätze (140 bei Diamond, 40 bei Austro Engine) auf wackeligen Beinen[4].

Im Jahr 2010 ging es aber bereits wieder aufwärts. So wurden nur von Wiener Neustadt in diesem Jahr bereits 120 Maschinen ausgeliefert werden. Diese wurden bereits alle mit den bei dem zur Diamond Gruppe gehörenden Austro Engine hergestellten Motoren ausgerüstet. Ein großer Teil der Flugzeuge sind Spezialversionen, die zur Grenzüberwachung oder für den Umweltschutz zur Beobachtung eingesetzt werden.[5]

Im Zuge einer verzögerten Kreditgewährung durch die kanadische Regierung stellte Diamond Aircraft Industries Inc. im März 2011 213 der 380 Mitarbeiter am kanadischen Standort London, Ontario vorübergehend frei[6]. Im Mai 2011 verweigerte die neu gewählte kanadische Regierung schließlich den für die Produktion des neuen D-JET geforderten Kredit in Höhe von 35 Mio. $ [7].

Modellpalette

in Produktion

Diamond Aircraft stellt ein- und zweimotorige Kleinflugzeuge mit 2 bis 5 Sitzplätzen her.

Diamond HK36 Dimona

Derzeit (2007) sind fünf verschiedene Modelle in Produktion:

in Entwicklung

  • D-JET, ein einstrahliger Geschäftsreise-Jet (erfolgreicher Erstflug am 18. April 2006), der mit einem angestrebeten Verkaufspreis von etwa einer Million Dollar der mit großem Abstand billigste verfügbare Jet werden soll.
  • FSA (Future Small Aircraft), ein Leichtflugzeug

Besondere Merkmale

Faserverstärkter Kunststoff

Cockpit einer DV 20

Das Besondere der Flugzeuge von Diamond Aircraft ist die Verwendung von faserverstärktem Kunststoff zum Bau der Struktur. Dieser Werkstoff besitzt gegenüber den klassischen Flugzeugbaustoffen (Holz, Metall) die Vorteile höchster Oberflächengüte und hoher Festigkeit bei gleichzeitig geringem Gewicht.

Dieselmotoren

Eine weitere Besonderheit der Flugzeuge von Diamond Aircraft ist die Verfügbarkeit von Dieselmotoren anstatt der herkömmlichen Flugmotoren. Durch geringen Verbrauch des günstigeren Diesel- oder Jet-A1-Kraftstoffes ermöglichen diese Motoren niedrigere Betriebskosten der damit ausgestatteten Flugzeuge.

Der ursprüngliche Lieferant von Dieselmotoren war die Thielert AG, welche aber inzwischen Insolvenz angemeldet hat [9].

Mittlerweile entwickelt Diamond unter dem Namen Austro Engine eigene Dieseltriebwerke, die zukünftig anstelle der Thielert-Diesel eingesetzt werden sollen. Der erste Motor AE 300 (ein Vierzylinder, Hubkolbenmotor) wurde am 28. Januar 2009 durch die EASA zugelassen[10].

Katana DA20 mit Wankelmotor

Diamond Engines Wankelmotoren

Diamond Engines ehemals Midwest Engines stellt Wankelmotoren für Klapptriebwerke und zum Antrieb des Schiebel Camcopter S-100 her. Außerdem befindet sich ein Zweischeiben-Wankelmotor für die Katana DA20 in der Erprobung.

Handling durch Piloten

Die Diamond-Flugzeugpalette gilt unter Privatfliegern, insbesondere unter Flugschülern, als besonders bedienungs- und landefreundlich. So erfordert die „Einhebel-Bedienung“ bei Dieselmotoren weniger Arbeitsschritte für Piloten und lässt daher mehr Konzentration auf das eigentliche Fluggeschehen zu. Weiterhin sind in der DA40 (optional) und DA42 (Standard) innovative Glascockpits neuester Generation (Garmin G1000) erhältlich, die den Funktionsumfang eines Airliner-Cockpits in den Bereich der Kleinflugzeuge übertragen.

Rekordflug

Um die Wirtschaftlichkeit ihrer Flugzeuge zu demonstrieren, hat die Firma Diamond am 16. August 2004 eine zweimotorige DA42 Twin Star einen Nonstop-Transatlantikflug absolvieren lassen. Dieser Flug war weltweit der erste Nonstop-Transatlantikflug eines mit Dieselmotoren angetriebenen Flugzeugs in der Allgemeinen Luftfahrt. Die Gesamtdistanz von St. John’s, Neufundland nach Porto in Portugal betrug dabei 1.900 NM (3.518 km). Der Pilot Gérard Guillaumaud flog mit einer Motorleistung von 42 % und erzielte eine durchschnittliche Geschwindigkeit über Grund von 152 kn (281,5 km/h); der gesamte Flug dauerte 12 Stunden und 30 Minuten, es wurden 272 Liter Dieselkraftstoff verbraucht.

Eine Dimona als erstes Flugzeug mit einer Brennstoffzelle als Kraftquelle

Am 3. März 2008 betrieb Boeing zum ersten Mal ein kleines Flugzeug - eine Dimona von Diamond Aircraft - mit einem Hybridantrieb Elektromotor mit Lithium-Ionen-Batterie und Brennstoffzelle. Nach dem Aufstieg mit beiden Energiequellen auf 1000 Meter Höhe, wurde die Batterie abgetrennt und der Pilot flog die ersten 20 Minuten der Fluggeschichte mit Brennstoffzelle. Entwickelt wurde der Antrieb von BR&TE Boeing Research and Technology Europe in Madrid mit europäischen Industriepartnern.[11]

Diamond Airborne Sensing

Ein Tochterunternehmen von Diamond Aircraft beschäftigt sich mit dem Einsatz von Diamond-Flugzeugen zu Überwachungs- Beobachtungs- oder Laserscanningzwecken. Diamond Airborne Sensing ist genauso wie der Mutterkonzern in Wiener Neustadt am LOAN Flugplatz angesiedelt.

Diamond Airborne Sensing rüstet beispielsweise die Diamond DA42 mit Kameras aus. Bilder können über Satelliten an die entsprechenden Bodenstationen übertragen werden. Dieses System wird beispielsweise zur Waldbrandbeobachtung eingesetzt und kann den Einsatz von Löschflugzeugen effektiver gestalten. Die DA42 MPP kann Flugzeiten von bis zu 13 Stunden ohne Tanken erreichen.

Diamond Simulation

DA42 Simulator

Ein weiteres Tochterunternehmen, das sich dem Bau von Flugtrainingsgeräten (Flugsimulation) widmet, ist im deutschen Trebur angesiedelt. Die Flugtrainingsgeräte sind nach FNPT II (JAR-STD 3A) und FTD Level 5 (AC 120-45A and CCAR Part 60) zertifiziert und kommen in Flugschulen weltweit zum Einsatz.

Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die eigenen Flugzeugtypen im Maßstab 1:1 nachzubilden, sodass die Flugschüler in der Bedienung keinen Unterschied zwischen dem Flugtrainer und dem richtigen Flugzeug merken. Hierzu werden die originalen Cockpits aus Wiener Neustadt mit absolut identischer Ausstattung verwendet. Auf dem 200°-Visual-System, welches auf dem "Tropos 1000"-System des kanadischen Herstellers CAE aufgesetzt ist, erhält der Flugschüler realistische 3D-Eindrücke.

Das im Jahre 2004 als Joint Venture gegründete Unternehmen wurde im Jahr 2006 zur Diamond Simulation GmbH & Co. KG umfirmiert.

Sonstiges

Zu den Bränden in der Ukraine, die gleichzeitig zu den Waldbränden in Russland im Jahr 2010 stattfanden, wurden von Diamond zwei Flugzeuge zur Unterstützungen bei Luftbeobachtung und -untersuchung eingesetzt.[12] Bereits vorher war eine Maschine in ähnlicher Mission zur Untersuchung der Aschewolke nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im April 2011 unterwegs.[13]

Im Jahr 2011 wurden Liliana Schmidt (Head of Sales CES States) und Christian Dries von Diamond Aircraft von der ukrainischen Regierung für ihre Unterstützung bei der Grenzüberwachung mit einer Medaille ausgezeichnet.[14]

Einzelnachweis

  1. http://www.diamond-air.at/geschichte.html
  2. a b c ftd.de: Diamond Aircraft holt neuen Chef von EADS, vom 28. November 2010
  3. GAMA-Zahlen: Shipment Database
  4. Land Niederösterreich hilft Diamond Aircraft
  5. Diamond Aircraft hebt in Wiener Neustadt ab in der Wirtschaftswoche vom 11. Februar 2011 abgerufen am 29. März 2011
  6. http://www.canada.com/Diamond+Aircraft+lays+employees/4517171/story.html?id=4517171
  7. http://www.lfpress.com/news/london/2011/05/17/18155086.html
  8. Diamond Aircraft :: Diamond DA50 Super Star absolviert erfolgreichen Jungfernflug
  9. Reuters Meldung: Thielert insolvent
  10. Aerokurier Bericht
  11. Boeing: Boeing Successfully Flies Fuel Cell-Powered Airplane
  12. Diamond Aircraft: Projekt „Brandbekämpfung in der Ukraine“ Pressemitteilung von Diamond Sensing] vom August 2010 abgerufen am 29. März 2011
  13. Diamond fliegt in die Aschewolke vom 19. April 2010 abgerufen am 29. März 2011
  14. Diamond Aircraft von der Ukraine ausgezeichnet in Austrian Wings vom 4. März 2011 abgerufen am 29. März 2011

Weblinks

 Commons: Diamond Aircraft Industries – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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