Deutsches Sportforum

Deutsches Sportforum

Das Deutsche Sportforum gehört zum Berliner Olympiagelände (Olympiapark) und ist im Ortsteil Westend des Berliner Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf gelegen.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Architektur

Das Sportforum der Deutschen Hochschule für Leibesübungen, Turnhaus und große Turnhalle im Hintergrund (1931)

Um ein Schwimmbecken und großen Innenhof (Jahnplatz) herum sind symmetrisch wuchtige Gebäude mit klarer Linienführung angeordnet, die Schwimmhalle und das Schwimmhaus im Norden, die große Turnhalle und das Turnhaus im Süden. Beide Ensembles schließen sich an das 1936 fertiggestellte „Haus des Deutschen Sports“ schenkelförmig an, welches für seinen architektonisch auffälligen Kuppelsaal und den angrenzenden Adlerplatz bekannt ist. Das Deutsche Sportforum befindet sich im nordöstlichsten Areal des Geländes, der Gebäudekomplex des nach Friedrich Friesen benannten Friesenhofes (Haus der deutschen Turnerschaft, Kursistenflügel, Friesenhaus und Studentenflügel) ist durch eine Überführung angeschlossen.

Der Amorbrunnen vor dem Annaheim

Verschiedene Sportplätze befinden sich westlich (Hindenburgplatz, August-Bier-Platz, Hueppeplatz), südlich (der nach Willibald Gebhardt benannte Gebhardtplatz, Hanns-Braun-Platz, Wurfplatz) und östlich (Körnerplatz, Schenckendorffplatz) des Deutschen Sportforums. Das westliche Ende des Sportforums gegenüber der tiefer gelegenen Waldbühne war ursprünglich der sogenannte Frauenbezirk. Das zentrale Gebäude dort war das Annaheim, auch Frauenheim genannt. Benannt war es nach Anna Böß, der Frau des Berliner Oberbürgermeisters Gustav Böß. Es hatte 27 Zimmer für 50 Studentinnen und zwei Lehrerinnen. Heute beherbergt es die Verwaltung des Olympiaparks. Vor dem Annaheim befand sich eine Brunnenanlage mit einer Amor-Skulptur von Hugo Lederer. Die Skulptur ist nicht erhalten.

Nahe dem Annaheim befand sich der Tanzring, ein kleines Amphitheater. Der Tanzring musste 1937-38 dem Bau der Dienstvilla des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten weichen, welche heute für kleinere Veranstaltungen vermietet wird ("Clubhaus").

Die nach dem Deutschen Sportforum benannte und inzwischen in zwei Teile getrennte Sportforumstraße des Geländes verband ursprünglich den Olympischen Platz im Süden mit dem Adlerplatz im Norden.

Geschichte

Gedenktafel, Am Glockenturm, in Berlin-Westend

Am 15. Mai 1920 wurde in der damaligen Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität) die Deutsche Hochschule für Leibesübungen gegründet, deren Einrichtung in einer von Carl Diem 1919 vorgelegten Denkschrift angeregt wurde. Die Hochschule wurde zunächst provisorisch im Deutschen Stadion untergebracht, dem 1913 errichteten Vorläufer des Berliner Olympiastadions (1936). Bereits im Sommer 1921 konnten auf dem nördlich an das Deutsche Stadion angrenzenden Gelände eigene Gebäude bezogen werden.

Die Möglichkeit zum Bau einer größeren Anlage ergab sich 1925, als ein weiter nördlich gelegenes Waldgelände zwischen Graditzer Straße (heute: Friedrich-Friesen-Allee) und der Murellenschlucht für diesen Zweck zur Verfügung gestellt wurde. Den ausgeschriebenen Wettbewerb gewinnt ein Entwurf der Brüder Werner und Walter March, zwei Söhne von Otto March, dem Architekten des Deutschen Stadions. Werner March sollte später auch den Bau des Olympiastadions leiten.

Aus finanziellen Gründen wurde die Bautätigkeit bald nach dem Baubeginn 1927 reduziert und 1929 ganz eingestellt. Einige der Häuser und Anlagen waren bis dahin jedoch fertiggestellt und konnten genutzt werden. Der Rest wurde im Wesentlichen nach den ursprünglichen Plänen in einer zweiten Ausbauphase 1933–1936 im Zusammenhang mit dem Bau des Olympiastadions für die Olympischen Spiele 1936 errichtet und diente der Beherbergung der weiblichen Athletinnen (die männlichen Teilnehmer waren im Olympischen Dorf untergebracht). Während der Olympischen Spiele wurden im Kuppelsaal und vor dem Haus des Deutschen Sports die Fechtwettbewerbe durchgeführt. Im Kuppelsaal wurden auch bis 1944 Sendungen des Dritten Reichs durch den Fernsehsender Paul Nipkow produziert.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile des Sportforums zerstört. Nach der deutschen Niederlage wurde 1945 das Olympiagelände von der britischen Militärverwaltung beschlagnahmt und für sportliche sowie Erholungszwecke britischer Militärangehöriger genutzt. Im Jahr 1952 wurde das Hauptquartier der britischen Militärverwaltung vom Fehrbelliner Platz auf das Gelände des Sportforums verlegt und nach Abzug der Besatzungstruppen am 30. September 1994 dem Land Berlin zur Nutzung überlassen.

Heutige Nutzung

Die Schwimmbäder (Schwimmhalle und Freibecken) werden von den Berliner Bäderbetrieben bewirtschaftet und vom deutschen Wasserball-Rekordsieger Wasserfreunde Spandau 04 genutzt, im Schwimmhaus des Deutschen Sportforums befindet sich heute das Sportmuseum. Der Berliner Bundesligaverein Hertha BSC ist im ehemaligen Studentenflügel des Friesenhauses mit seiner Geschäftsstelle vertreten. Auf den angrenzenden Sportplätzen befindet sich das Trainingsgelände von Hertha BSC mit mehreren Trainingsplätzen, u. a. dem Schenckendorffplatz, der den Profis vorbehalten ist, sowie das jüngere Stadion der Amateurmannschaft auf dem Wurfplatz. Auf dem Körnerplatz führte der Deutsche Cricket Bund (DCB) gelegentlich die deutschen Cricket-Finalspiele durch. Bereits zur Zeit der britischen Militärverwaltung fanden regelmäßig Cricket-Spiele auf dem Maifeld statt. Daneben sind weitere Nutzer mit unterschiedlichen, sportlichen Schwerpunkttätigkeiten auf dem Gelände angesiedelt.

Das Gesamtgelände (Olympiapark Berlin) wird als denkmalsgeschützte Sportanlage von der für Sport zuständigen Senatsverwaltung zentral verwaltet und hat den Charakter eines Privatgeländes, Besucher können sich jedoch zu Fuß auf den "historischen Geschichtspfad" begeben, wobei einzelne Abschnitte und Gebäude durch Informationstafeln kommentiert werden. Die Zufahrtsstraßen werden auf der westlichen Seite zwischen Waldbühne und Glockenturm, auf der östlichen Seite in Höhe der Hertha BSC-Geschäftsstelle durch Zäune und Schlagbäume sowie durch einen permanent anwesenden Wachdienst gesichert.

Literatur

  • Gerhard Krause, Das Deutsche Sportforum. Weidmannsche Verlagsbuchhandlung, Berlin ca. 1928

Weblinks

 Commons: Deutsches Sportforum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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