Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik

Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik

Das Deutsche Netzwerk Wirtschaftsethik, kurz: DNWE, ist eine partnerschaftliche, gemeinsam von Wissenschaft und Praxis getragene nichtstaatliche Organisation (NGO). Das Netzwerk verfolgt das Ziel, den offenen Austausch von Gedanken und Ideen über alle ethischen Belange des Wirtschaftens zu fördern und das wirtschaftliche Handeln ethisch zu orientieren.

Das DNWE wurde im Mai 1993 gegründet. Gegenwärtig unterstützen mehr als 600 Mitglieder dessen Arbeit, darunter Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kirchen und Wissenschaft.

Inhaltsverzeichnis

Die Philosophie des Netzwerks

Das DNWE versteht sich als nichtparteiische Plattform für den Austausch von Gedanken über ethische Fragen des Wirtschaftens. Aufgrund der kontroversen Diskussionen in diesem Bereich wäre es vermessen, einen einheitlichen Ansatz im Sinne feststehender Richtlinien zu erwarten. Das Netzwerk sieht es vielmehr als seine vornehmliche Aufgabe, die verschiedenen Probleme und deren Lösungsperspektiven zur offenen Diskussion zu stellen.

Das Netzwerk fördert und unterstützt Anstrengungen von Unternehmen, Verbänden und Institutionen, die auf die praktische Umsetzung moralischer Grundsätze und Ansprüche in Wirtschaftsfragen abzielen. Darüber hinaus ist es das Anliegen zur theoretischen Klärung und Fundierung wirtschaftsethischer Konzepte wie Corporate Social Responsibility (CSR), Corporate Citizenship oder Corporate Governance beizutragen.

Die fünf Dialogebenen

Der Dialog der Initiative bewegt sich auf fünf Ebenen:

• auf der Ebene des individuellen Akteurs, der im Spannungsfeld ökonomischer Sachzwänge und persönlicher Verantwortung handlungsanleitende moralische Orientierung sucht:

Personale Tugendethik und Verantwortungsethik

• auf Unternehmensebene, wo es im Spannungsfeld zwischen Gewinnerzielung und ethischen Orientierungen effiziente, zukunftsverantwortliche und sozialverträgliche Unternehmensstrategien zu entwickeln und durchzusetzen gilt:

Unternehmensethik

• auf Branchenebene, auf der z.B. branchenspezifische und vielfach internationale Konfliktlagen durch selbstverpflichtende Kodizes und Sozialstandards einer situationsgerechten und wettbewerbsverträglichen Lösung zugeführt werden sollen:

Branchenethik

• auf Ebene der Wirtschaftsordnung, auf der es gilt, die normative Rahmenordnung anwendungstauglich und gleichzeitig ethisch orientiert fortzuentwickeln und Konzepte für die konkrete Verantwortungsübernahme durch Unternehmen, z.B. im Rahmen so genannter Private Public Partnership (PPP), zur Lösung aktueller Problemlagen zu entwickeln:

Wirtschaftsethik

• auf Ebene der Weltwirtschaft, wo Probleme der Globalisierung und Fragen der allgemein anzuerkennenden ethischen Normen des Wirtschaftens im Vordergrund stehen und neue Wege für die Umsetzung einer sozial gerechten und umweltverträglichen Wirtschaftsweise gesucht werden müssen:

Globale Ethik

Handlungsmaximen als Wegweiser

Das Deutsche Netzwerk Wirtschaftsethik hat Leitsätze im Sinne einer Orientierungshilfe für die weitere Diskussion formuliert. Die Funktion der Leitsätze wäre missverstanden, würde man sie vorbehaltlos als rigorosen Beurteilungsmaßstab für ethisch korrektes Handeln benutzen. Leitbilder klären vielmehr als Wegweiser die Ziele unserer Bemühungen und weisen daher immer über die faktisch bestehenden Verhältnisse hinaus.

  1. Offen für Dialoge - über moralische Orientierungen bei der Gestaltung der marktwirtschaftlichen Ordnung und des unternehmerischen Handelns.
  2. Verpflichtung zur Umsetzung von ethischen Grundsätzen - im Sinne der Gerechtigkeit, Fairness, Mitbestimmung, Solidarität und Integrität nach dem Grundsatz der Folgenverantwortung gegenüber allen Betroffenen. Dies schließt die Verantwortung für die Wahrung der Menschenwürde, für die Erhaltung der Natur und für das Leben der künftigen Generationen ein.
  3. Übernahme der ethischen Verantwortung in Wirtschaft und Gesellschaft durch alle Akteure - sowohl im individuellen Handeln einzelner Entscheidungsträger, in der strategischen Handlungsperspektive von Unternehmen, als auch bei der verantwortungsbewussten Gestaltung der rechtlich-politischen Rahmenordnung des Wirtschaftens.
  4. Fortwährende verantwortliche Entwicklung der Rahmenbedingungen der sozialen Marktwirtschaft - die als Basis des wirtschaftlichen Handelns im Wettbewerb dient, ohne eine einseitige Orientierung auf Gewinnstreben.
  5. Unternehmerisches Handeln als Initiativfunktion für die Wahrnehmung von Verantwortung in einer globalisierten Wirtschaft

Nicht nur global tätige Unternehmungen sind in diesem Kontext bedeutende Akteure. Auch Bezugsgruppen in Gesellschaft und Politik, insbesondere Arbeitnehmer, Konsumenten, Gesetzgeber, Nichtregierungsorganisationen und Medien müssen daran mitwirken, ethische Prinzipien praktisch wirksam werden zu lassen.

Weblinks

Quellen und Veröffentlichungen

  • DNWE (Hg.): Forum Wirtschaftsethik. Zittau, ISSN: 0947-756X
  • DNWE (Hg.): DNWE-Schriftenreihe im Rainer-Hampp-Verlag. München und Mering, ISSN: 0948-9533
  • DNWE (Hg.): Leitsätze und Handlungsprogramm. Zittau 2003

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