Deutsche Seereederei

Deutsche Seereederei
Deutsche Seereederei
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Firmensitz der DSR in Rostock
Rechtsform GmbH
Gründung 1. Juli 1952
Sitz Rostock, MV, Deutschland
Leitung Horst Rahe, Arno Pöker
Branche Schifffahrt, Immobilien, Tourismus, Medizin
Website www.deutsche-seereederei.de

Die Deutsche Seereederei (DSR) ist ein weltweit agierendes Unternehmen mit Sitz in der Hansestadt Rostock. Die DSR agiert über Tochter- und Beteiligungsunternehmen als Holding außer im Reedereigeschäft auch in verschiedenen anderen maritimen Geschäftsfeldern, der Hotellerie sowie der Immobilienbranche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Firmensitz in zwei umgebauten Speichern im Rostocker Stadthafen bei Nacht

Ausgangslage

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der sich abzeichnenden Teilung Deutschlands mit der Einordnung in jeweils unterschiedliche, nicht kooperierende Wirtschaftssysteme war es notwendig, für das Gebiet der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) den Seeverkehr und die Fischerei wieder aufzubauen. Die Ausgangslage dafür war denkbar ungünstig. Nach der letzten bedeutenden Schifffahrtszeit für Rostock um das Jahr 1870 mit 378 Schiffen in Rostock war die Anzahl der Schiffe bis 1910 auf 45 gesunken. In den Jahren bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lag die Anzahl in Rostock beheimateter Schiffe bei durchschnittlich 35; Rostock war als Reedereistandort unbedeutend, Stralsund und Wismar waren bedeutungslos geworden. Ursache dafür waren die günstigere Ausgangslage der Nordseehäfen für den wichtigen Überseeverkehr, die schwache Industrialisierung in Mecklenburg und Vorpommern und das Festhalten an althergebrachten Unternehmensformen wie der Partenreederei. Betriebe dieser Art konnten nicht das für den modernen Schifffahrtsbetrieb notwendige Kapital aufbringen. Die wenigen bei Kriegsende im Hafen von Rostock verbliebenen Schiffe wurden nach der Besetzung der Stadt durch die Rote Armee beschlagnahmt, mit Besatzungen versehen und als Kriegsbeute abgefahren. Lediglich zwei Schiffe, der mit Maschinenschaden in Wismar liegende Dampfer Johann Ahrens (die ehemalige Grete Cords) mit 1.250 tdw und der ebenfalls beschädigte Seeleichter Fortschritt blieben an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns.

1950 hatte die Regierung der DDR beschlossen, den Dampfer Johann Ahrens wieder zum Handelsschiff aufzubauen, was dann im selben Jahr in der damaligen Staatswerft Stralsund durchgeführt wurde. Als Vorwärts fuhr sie ab dem 13. Oktober 1950 unter Bereederung durch die am 1. Oktober 1949 gegründeten „Deutschen Schiffahrts- und Umschlagsbetriebszentrale“ (DSU), die eigentlich für die Binnenschifffahrt zuständig war. Auch der Leichter Fortschritt wurde wieder instandgesetzt und durch die DSU bereedert.

Gründung

Die Deutsche Seerederei wurde am 1. Juli 1952 unter dem Namen „VEB Deutsche Seereederei Rostock“ (DSR) gegründet. Der Beginn war eigentlich mit der Vorwärts und dem Leichter Fortschritt eher symbolisch. Im Frühjahr 1954 waren beide Schiffe nicht mehr zu halten: Der Dampfer war nicht mehr zu reparieren und der Leichter ging an den Bergungsbetrieb. Bis zum Herbst 1954 war die DSR damit eine Reederei ohne Schiff. Im Herbst 1954 wurden als erste Schiffe die Dampfer Rostock und Wismar und das Motorschiff (MS) Stralsund in Dienst gestellt, Mitte 1955 folgten mehrere Kümos mit je 500 tdw. Einsatzgebiet waren Ostsee, Nordsee und Mittelmeer, transportiert wurden Güter des Außenhandels der DDR.

1955–1964

Im Zeitabschnitt ab 1955 bis 1964 wuchs die Anzahl der Schiffe auf 111, die eine Ladefähigkeit von über 700.000 tdw hatten. Davon stammten 54 aus DDR-Werften. 1964 arbeiteten in der DSR 5670 Mitarbeiter. Der Beginn war alles andere als einfach: durch den beginnenden Kalten Krieg, und den Alleinvertretungsanspruch der Bundesrepublik Deutschland war es schwierig, ausländische Partner für den Handel, aber auch die Versorgung und Ausrüstung der Schiffe in ausländischen Häfen zu finden. Eine finnische Reederei machte am 1. Januar 1956 den Anfang mit einem gemeinsamen Liniendienst zwischen Südfinnland und den DDR-Häfen. In den Jahren 1955 bis 1964 machte die DSR ihre bedeutendste Entwicklung durch. Nach anfänglichem Improvisieren und Lernen folgte der Ausbau zu einer weltweit agierenden Reederei. Ende 1962 konnte die Verwaltung ein repräsentatives Gebäude in der Rostocker Innenstadt in der Langen Straße beziehen, das aber 1974 auf Weisung der SED an den FDGB übergeben werden musste und von „Haus der Schiffahrt“ in „Haus der Gewerkschaften“ umbenannt wurde.

1965–1974

Ab 1965 wurden alle Kümos aus der Zeit der Gründung der DSR wegen Unrentabilität ausgesondert. Bis 1974 wurde die Anzahl der Schiffe weiter vergrößert. 1974 fuhren 195 Schiffe für die DSR, wovon 64 aus Lieferungen von DDR-Werften stammten, 19 waren Neubauten ausländischer, auch erstmals westeuropäischer Werften. Zudem wurden gebrauchte Schiffe gekauft. Die Schiffe besaßen eine Kapazität von über 1,7 Mio. tdw. Die DSR hatte über 11.000 Mitarbeiter. Der größte Zuwachs wurde im Bereich der Tanker und Massengutfrachter erreicht. 1968 wurden sechs eigenverantwortliche Flottenbereiche gebildet, die jeweils von Direktoren geleitet wurden. Diese unterstanden einem Generaldirektor. Am 1. Januar 1970 wurde eine zweite Reederei gegründet. Die Direktion Spezialschifffahrt wurde aufgelöst, die Mitarbeiter wurden zusammen mit den Mitarbeitern der Befrachtungsfirma VEB Deutfracht Berlin in den neuen „VEB Deutfracht - Internationale Befrachtung und Reederei“ überführt. Am 1. Januar 1974 wurden mit Gründung des Kombinates Seeverkehr und Hafenwirtschaft (KSH) beide Betriebe unter dem Namen „Deutfracht/Seereederei Rostock“ (DSR) wieder vereinigt.

1975–1989

Bürogebäude der DSR im Rostocker Überseehafen (1983)

Der Flottenausbau erlebte 1977–1979 seinen Höhepunkt: Mehr als 200 Schiffe mit 1,9 Mio. tdw. fuhren für die DSR. 1977 waren im Register der Staatsreederei 203 Schiffe notiert. In der Hochzeit unterhielt der Betrieb 28 Liniendienste, was die DSR zu den europäischen Reedereien mit dem umfassendsten Liniennetz machte. Frachter der DSR liefen in diesen Jahren Häfen in mehr als hundert Ländern an.

Danach wurde die Anzahl rückläufig und erreichte 1989 die Anzahl von 161 Schiffe mit einer Kapazität von fast 1,7 Mio. tdw. Trotz großer materieller und technischer Schwierigkeiten wurde versucht, auch den Anschluss an moderne Entwicklungen, wie den Container- und RoRo-Verkehr, zu halten. Mit dem Fährhafen Mukran wurde mit einem enormen finanziellen Aufwand eine Seeverbindung in die Sowjetunion errichtet. 1984 erfolgte die Auflösung der Flottenbereiche und die Bildung von je vier Absatz- und Einsatzbereichen. Durch die verschärften Sicherheitsbestimmungen und den massiven Einsatz des MfS in den 1980er Jahren gerade unter den Seeleuten verschlechterte sich das Betriebsklima. Die Jahre 1975–1989 waren von politischen Gängelungen und Reglementierungen gekennzeichnet. Durch die Bildung der Industriekreisleitung der SED Seeverkehr und Hafenwirtschaft gelangten immer mehr politische Leiter an die Machtpositionen, die keine Fachkenntnisse besaßen und immer selbstherrlicher und überheblicher auftraten. Resignation und Gleichgültigkeit der Mitarbeiter war die Folge.

1990–1993

Am 1. März 1990 wurde die „Verordnung zur Umwandlung von volkseigenen Kombinaten, Betrieben und Einrichtungen in Kapitalgesellschaften“ erlassen. Bei der Treuhandanstalt wurden alle erforderlichen Bilanzen eingereicht und die Umwandlung in eine GmbH wurde am 18. Juni 1990 vollzogen. Ende Mai wurde das Kombinat Seeverkehr und Hafenwirtschaft aufgelöst. Zur Währungsunion erfolgten erste Rentabilitätsberechnungen für die DSR. Es zeigte sich, dass ein Überleben des Betriebes realistisch ist, wenn massiv Kapazität und Personalbestand abgebaut werden und eine Anschubfinanzierung erfolgt. Viele reedereiuntypische Einrichtungen mit 1500 Mitarbeitern wurden in die Selbstständigkeit entlassen, um diese Arbeitsplätze zu erhalten, was nicht immer gelang. Von 13.177 Mitarbeitern am 1. Januar 1990 sank die Beschäftigtenzahl bis zum Jahresende auf 9493. Am Jahresende 1991 waren es noch 5328 Mitarbeiter, die Zahl der Schiffe sank auf 100 mit 1,2 Mio tdw. Am 3. Juni 1993 wurde die DSR schließlich privatisiert. Die Treuhandanstalt entschied sich für einen Verkauf an ein mittelständisches Konsortium, die Investorengruppe Rahe/Schües aus Hamburg, die das Unternehmen mit der „F. Laeisz Schiffahrtsgesellschaft“ zur Reederei F. Laeisz verschmolz.[1] 47 Schiffe mit einer Kapazität von 917.000 tdw und 3000 Mitarbeiter wurden übernommen.

Tochterunternehmen

Arkona AG

Die Arkona AG betreibt Tourismus unter der Marke A-ROSA sowie Hotellerie. Sie ist das Touristikunternehmen innerhalb der Firmengruppe und bildet die Holding für die Hotels und die A-ROSA Resorts. Drei unterschiedliche Hotelkonzepte bietet die Arkona AG an: Arkona City in historischen Städten, Arkona SPA mit Hotels, die hauptsächlich Wellness-Urlaub anbieten, wozu auch das Hotel Neptun in Warnemünde gehört und Arkona Deluxe mit sehr exklusiven Hotels in Hamburg, auf der Wartburg und in der Schweiz. Der Bereich Flussschifffahrt wurde am 20. April 2009 durch ein Management-Buy-Out an die A-ROSA Flussschiff GmbH ausgegliedert.[2]

Deutsche Immobilien AG

Die 1992 gegründete Deutsche Immobilien AG beschäftigt sich mit der Projektentwicklung und dem Management, der Errichtung von Immobilien und deren Vermarktung und Verwaltung.

Interhansa Reederei AG

Die Interhansa Reederei AG betreibt das Geschäftsfeld, das auch die DSR in der Geschichte ausmachte: die Schifffahrt mit Liniendiensten zwischen Europa und Südafrika sowie in die Karibik, Transportlogistik sowie andere maritime Dienstleistungen wie z.B. Schiffsfinanzierungen.

Premedion GmbH

Das Geschäftsfeld der Premedion GmbH ist das Angebot von Medical Wellness und präventiver Medizin. Es beinhaltet Managementdienstleistungen und Produktentwicklung für den Gesundheitstourismus.

Scandlines

Am 19. Juni 2007 gaben die Deutsche Bahn AG und das dänische Transportministerium bekannt, dass sie einen Vertrag zum Verkauf ihrer jeweils 50 % ausmachenden Anteile an der Ostsee-Fährreederei Scandlines für 1,56 Milliarden Euro an ein Konsortium aus der DSR, der Allianz Capital Partners und der britischen 3i Group unterzeichnet hätten. Der Vertrag muss noch vom Finanzausschuss des dänischen Parlaments, vom Aufsichtsrat der Deutsche Bahn AG, dem deutschen Verkehrsministerium und der europäischen Wettbewerbsbehörde genehmigt werden. Die beiden Kapitalinvestoren werden jeweils 40 % der Anteile halten. Die DSR, die die operative Führung bei Scandlines übernehmen wird, hält 20 % der Anteile.[3]

Siehe auch

  • Schiffe der Deutschen Seereederei

Quellen und Literatur

  • Otto Bönisch, Harry Wenzel, Joachim Stübner: DSR-Lines – Die Deutsche Seereederei Rostock. Koehlers Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 1996, ISBN 3-7822-0676-2

Einzelnachweise

  1. Auf zu neuen Ufern, Unternehmensgeschichte der Reederei F. Laeisz (abgerufen am 4. Januar 2010)
  2. Presseinformation zum Management-Buy-Out der A-ROSA Flussschiffahrt
  3. Meldung bei NDR Online

Weblinks

 Commons: Deutsche Seereederei – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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