Deutsche Montierung

Deutsche Montierung
Die Einstellmöglichkeiten an einer Montierung

Die Deutsche Montierung ist eine parallaktische Montierung für Fernrohre. Sie wurde bereits um 1610, kurz nach der Erfindung des Fernrohrs, von dem Jesuiten Christoph Grienberger an der Vatikanischen Sternwarte für die Sonnenfleckenbeobachtungen Christoph Scheiners entwickelt.

Sie besteht im Prinzip aus zwei aufeinander senkrechten Achsen, die bei modernen Montierungen mit Wälzlagern ausgestattet sind. Die Rektaszensions- bzw. Stundenachse muss genau zum Himmelspol weisen und liegt daher parallel zur Erdachse. Die zweite Achse ist die Deklinationsachse. Sie weist zum Himmelsäquator und erlaubt, das Fernrohr am Himmel in die richtige Deklination zu schwenken.

Die Stundenachse trägt ein kompaktes Achsenkreuz, in der die Deklinationsachse gelagert ist. An einem Ende der Deklinationsachse wird der Teleskoptubus befestigt, am anderen Ende befindet sich ein Gegengewicht zum Austarieren des Tubusgewichtes. Die Stundenachslagerung ist immer mit dem Kippmoment beider belastet, darum sollen die beiden Wälzlager der Stundenachse einen großen Abstand zueinander haben. Der Antrieb der Montierung erfolgt meistens mit Schneckenrädern und Schrittmotorsteuerungen. Die Genauigkeit, mit der die Montierung das Fernrohr einem Beobachtungsobjekt nachführen kann, hängt von der Präzision, mit der das Schneckenrad gefertigt wurde, und von seinem Durchmesser ab.

Bei handelsüblichen Montierungen für Amateurastronomen wird oft ein Polsucherfernrohr in die rohrförmige Stundenachse integriert.

Die Montierung hat meistens noch 2 weitere Justierachsen. Durch Drehung um die senkrechte Achse stellt man den Nullpunkt des Azimut ein. Die horizontale Achse dient zur Anpassung an die Polhöhe, die von der geographischen Breite des Beobachters abhängt. Beide Achsen werden nur für transportable Teleskope benötigt. Sie sind eine konstruktive Schwachstelle. Bei fest aufgestellten Beobachtungsinstrumenten werden stabilere Justiermöglichkeiten verwendet.

Vor- und Nachteile der deutschen Montierung

Die kompakte Ausführung erleichtert den Transport und die Montage, ebenso auch den Bau stabiler Montierungen durch Amateure. Das Beobachtungsinstrument kann sehr leicht ausgetauscht werden.

Es sind Teleskope mit langem Tubus verwendbar, ohne die Montierung in ihrer Bewegungsfreiheit einzuschränken oder sie durch übermäßige Abmessungen weniger steif werden zu lassen. Das macht die deutsche Montierung zur klassischen Wahl für Fernrohre. Langbrennweitige Newton-Teleskope und die sperrigen Kutter-Schiefspiegler werden ebenfalls bevorzugt auf diese Art montiert.

Das Gegengewicht macht die Montierung schwer, was bei stationär betriebenen Exemplaren allerdings kein Problem darstellt.

Die deutsche Montierung ist wegen der langen Achse, an der das Gegengewicht befestigt wird, schwingungsanfällig. Eine schwereres Gewicht kann das Problem wegen der dann möglichen kürzeren Achse deutlich mindern, stellt aber für transportable Instrumente nur beschränkt eine Option dar.

Wird ein Fernrohr über mehrere Stunden nachgeführt, ist ein Umschlagen beim Meridiandurchgang notwendig, da der Tubus sonst an der Fernrohrsäule bzw. am Stativ anschlägt.

Der Fernrohrtubus wird wegen der einseitigen Befestigung an der Montierung durch sein Gewicht verformt. Empfindliche optische Systeme, wie zum Beispiel das Ritchey-Chrétien-Cassegrain-Teleskop, reagieren darauf mit einer Verringerung ihrer Abbildungsqualität, weil die einzelnen optischen Komponenten ihre exakte Position zueinander verlieren.

Die oft zu kleinen Schneckenräder des Antriebs begrenzen die Nachführgenauigkeit. Die aufwendige elektronische PEC-Korrektur einiger handelsüblichen Montierungen ist kein adäquater Ersatz.

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