Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen

Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V. ist ein im Jahr 1988 gegründeter eingetragener gemeinnütziger Verein.

Die Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die deutsche Bevölkerung und Ärzteschaft über die möglichen Gefahren von sogenannten Fettstoffwechselstörungen aufzuklären, und sich dabei als unabhängiger Ansprechpartner in der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Apothekern und ihrer Partner im Gesundheitswesen zu etablieren.

Unter einer Fettstoffwechselstörung werden hierbei vornehmlich Blutcholesterin-Werte verstanden, die nicht den aktuell durch die DGFF (Lipid-Liga) oder durch andere Fachgesellschaften vorgegebenen Zielwerten entsprechen. Diese Zielwerte werden von einem großen Teil der Bevölkerung überschritten. Von der DGFF (Lipid-Liga) wird deren Überschreitung aufgrund der wissenschaftlichen Quellenlage als therapiebedürftig eingeschätzt.

Inhaltsverzeichnis

Ziel

Erklärtes Ziel der DGFF (Lipid-Liga) ist nach eigenen Angaben "die gesundheitliche Aufklärung durch Umsetzung und Vermittlung gesicherter Erkenntnisse auf dem Gebiet der Prävention, Diagnostik und Therapie von Fettstoffwechselstörungen sowie der Atherosklerose". Hierbei will die DGFF (Lipid-Liga) unabhängiger Ansprechpartner für alle betroffenen Gruppen sein.

Die Unabhängigkeit der DGFF (Lipid-Liga) wird von Kritikern angezweifelt, die in der DGFF (Lipid-Liga) eine Lobbyorganisation der Pharmaindustrie sehen. Kritiker bezweifeln auch den Anspruch der Vermittlung gesicherter Erkenntnisse. So gelte etwa die Behauptung der DGFF (Lipid-Liga) „Für die KHK und den Herzinfarkt ist ein erhöhter Cholesterinspiegel der gefährlichste Risikofaktor" auf der Grundlage aller zu dieser Fragestellung vorliegenden großen epidemiologischen Studien seit Jahrzehnten als eindeutig widerlegt.

Geschichte

Die Gesellschaft wurde im Jahre 1988 gegründet. Er orientiert sich in seiner Zielsetzung an dem im Jahre 1985 in den USA gegründeten National Cholesterol Education Program (NCEP, Nationales Cholesterin-Erziehungsprogramm). Grundlage für das Wirken beider Organisationen ist die von Kritikern immer wieder angezweifelte Hypothese, dass cholesterinhaltige Ernährung und hohe Blut-Cholesterinspiegel eine wesentliche Ursache für Arteriosklerose und Herzinfarkte darstellen (vgl. Cholesterin und KHK-Erkrankungen). Dabei macht sie sich seit ihrer Gründung insbesondere für die verstärkte Verordnung von cholesterinsenkenden Medikamenten stark. Bei der Festlegung der sogenannten Zielwerte für die Blutcholesterin-Parameter orientiert sich die DGFF (Lipid-Liga) in groben Zügen an den Vorgaben des NCEP.

Finanzierung

Finanziert wird die Arbeit der DGFF (Lipid-Liga) durch Mitgliedsbeiträge sowie über Sponsoren, bei denen es sich überwiegend um die Hersteller cholesterinsenkender Präparate handelt. Eine Einflussnahme der Sponsoren auf die Arbeit der Organisation schließt die Satzung der Gesellschaft aus.

Die Vorstände und Funktionäre der Lipid-Liga sind darüber hinaus häufig persönlich in einem finanziellen Abhängigkeitsverhältnis von der Pharma-Industrie. So räumt etwa Lipid-Liga-Vorstand Winfried März ein, neben Fördermitteln auch sogenannte Beratungs- und Vortragshonorare sowie Aktienoptionen vom Pharmakonzern Pfizer erhalten zu haben.[1] Pfizer vertreibt mit dem Cholesterinsenker Lipitor/Sortis das weltweit umsatzstärkste Medikament.

Öffentlichkeitsarbeit und Ärzte-Fortbildung

Tag des Cholesterins

Zu den öffentlichkeitswirksamsten Veranstaltungen der DGFF (Lipid-Liga) gehört der seit dem Jahr 2003 jährlich stattfindende „Tag des Cholesterins“, der im Verbund mit Apotheken und industriellen Partnern durchgeführt wird. Während bei der ersten solchen Veranstaltung lediglich in die Pharma-Firma Hexal (Hersteller u.a. des Cholesterinsenkers SimvaHEXAL) als Sponsor auftrat, gehörten im Jahre 2005 bereits zahlreiche namhafte Hersteller von Cholesterinsenkungs-Präparaten und Labor-Messgeräten sowie die deutsche Niederlassung des internationalen Lebensmittel-Konzerns Unilever als Hersteller cholesterinsenkender, cholesterinreduzierter oder -freier Margarineprodukte zu den Sponsoren.

Elternratgeber und Kinder-Richtlinien

Die DGFF unterstützt eine bundesweite Selbsthilfeinitiative für Eltern, deren Kinder von sogenannten Fettstoffwechselstörungen betroffen sind. Darüber hinaus soll eine frühzeitige Diagnose unterstützt werden, um Atherosklerose-Erkrankungen bereits im Jugendalter vorzubeugen.

Zu diesem Zweck wurden spezielle Richtwerte für Kinder herausgegeben, deren Nichteinhaltung von deren Eltern zunächst durch Ernährungsumstellung (u.a. Verzicht auf Butter, Eier und Vollmilch) und Ermunterung zu vermehrter sportlicher Betätigung korrigiert werden soll. Der von der DGFF (Lipid-Liga) festgelegte Kinder-Grenzwert zwischen "normal" und "kontrollbedürftig" (175 mg/dl Gesamtcholesterin) entspricht dabei etwa dem Durchschnittswert der deutschen Kinder aus der Altersgruppe zwischen 6 und 10 Jahren.

Ist der Gesamtcholesterinwert des Kindes "zu hoch" (oberhalb von 200 mg/dl, was bei gut einem Viertel der Kinder dieser Altersgruppe der Fall ist), so bleibt es dem Arzt überlassen, anhand einer Bestimmung von HDL-, LDL- und Triglycerid-Werten zu entscheiden, ob eine "behandlungsbedürftige Fettstoffwechselstörung" vorliegt.

In einer Presseerklärung gab ein großer deutscher Pharma-Konzern im Jahr 2003 bekannt, die Erarbeitung dieser Richtlinie durch die DGFF (Lipid-Liga) sowie die Unterhaltung der Selbsthilfeinitiative mit einer Spende in Höhe von 10.000 Euro unterstützt zu haben. Der Konzern ist Anbieter eines Simvastatin-Generikums. Statine sind derzeit bei Kindern und Jugendlichen noch nicht zugelassen. Einzelne wissenschaftliche Studien belegen jedoch nach Ansicht der Autoren für verschiedene Statine (Simvastatin, Pravastatin), dass auch bei Kindern der Cholesterinspiegel "sicher und effektiv gesenkt werden kann". Der Vorsitzende der Lipid-Liga (DGFF), Prof. Achim Weizel, setzt sich für eine Freigabe von Statinen für die Behandlung von Kindern mit familiärer Hypercholesterinämie ein.

Pressearbeit und Publikationen

Darüber hinaus gibt die DGFF (Lipid-Liga) regelmäßig Presseerklärungen und Stellungnahmen heraus. In diesen werden Studien und aktuelle Veröffentlichungen zum Thema im Sinne der Cholesterin-KHK-Hypothese kommentiert, interpretiert und relativiert.

Dabei zeigt sich eine deutliche Nähe zur Pharma-Industrie, die nicht immer offengelegt wird. Beispielsweise veröffentlichte die DGFF (Lipid-Liga) im Februar 2006 eine Metaanalyse[2], die eine Korrelation zwischen dem Ausmaß der LDL-Cholesterinsenkung und dem Rückgang von Mortalität und Herzinfarktrisiko belegen soll. Eine vergleichbare Untersuchung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) war zu dem gegenteiligen Ergebnis gelangt, woraufhin in Deutschland im Januar 2005 eine Festbetragsregelung für Statine eingeführt wurde. Diese wiederum hatte in Deutschland zu erheblichen Umsatzrückgängen beim relativ teuren Pfizer-Cholesterinsenkungspräparat Sortis (Lipitor) geführt, das bei gleicher Dosis zu einer stärkeren Absenkung des LDL-Cholesterinspiegels führt als andere Statine, dessen zusätzlicher Patientennutzen jedoch umstritten ist. Auf der Webseite der Lipid-Liga erscheint die Metaanalyse im Abschnitt "Stellungnahmen und Kommentare der Lipid-Liga (DGFF)", ohne dass auf der Webseite oder im Text der Studie ein industrieller Auftraggeber benannt wird. Tatsächlich wurde die Studie u.a. vom Pharmakonzern Pfizer beauftragt und finanziert [3]; als Hauptautor firmiert der Inhaber eines kommerziellen Statistik-Dienstleisters, Co-Autor ist Lipid-Liga-Vorstand März.

Weiterhin erscheint vier mal im Jahr die von der Gesellschaft herausgegebene Publikation Lipid-Report. Zu dem von der DGFF (Lipid-Liga) verbreiteten Informationsmaterial gehört auch ein Informationsfilm, der von der Pharma-Firma Pfizer produziert wurde. Diese erzielt mit ihrem Cholesterinsenkungspräparat Lipitor/Sortis, das in dem Film nicht erwähnt wird, einen jährlichen Umsatz von 10,8 Mrd. Dollar (2004).

In einer Veranstaltung des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte e.V. sprach der Ehrenvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hessens im Jahr 2004 von einer "Unterwanderung" von Organisationen wie der Lipid-Liga durch die Pharmakonzerne.

Die deutschsprachigen Werbematerialien zu den Cholesterinsenkungspräparaten der meisten Hersteller berufen sich i. d. R. auf die Empfehlungen der DGFF (Lipid-Liga). Auch der Verein Margarine-Institut für gesunde Ernährung e.V., nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss der deutschen Margarine-Industrie, stützt sich in seinem Anliegen auf ein Interview mit dem langjährigen Vorsitzenden der DGFF (Lipid-Liga).

Ärzte-Fortbildung

Zur Aufklärung der Ärzteschaft veranstaltet die DGFF (Lipid-Liga) in enger Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen, in denen für die verstärkte Verschreibung cholesterinsenkender Medikamente geworben wird. Darüber hinaus treten Vorstände der DGFF (Lipid-Liga) in dieser Funktion regelmäßig als Referenten auf Ärzte-Fortbildungsveranstaltungen der Pharmaindustrie auf.

Politische Lobbyarbeit

Über die an Öffentlichkeit und Ärzte gerichtete Aufklärungsarbeit hinaus betreibt die DGFF (Lipid-Liga) auch klassische politische Lobbyarbeit für die Pharmaindustrie. So tritt sie in Schreiben an Mitglieder des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags und in entsprechenden Stellungnahmen regelmäßig politischen Bestrebungen entgegen, die Erstattung der Kosten bestimmter Cholesterinsenkungs-Präparate durch die Krankenkassen auf spezielle Indikationen einzugrenzen oder die Höhe der erstatteten Kosten zu begrenzen.

Siehe auch

Quellen

  1. C. Wanner er. al, Atorvastatin in Patients with Type 2 Diabetes Mellitus Undergoing Hemodialysis, N Engl J Med 2005; 353:238-248, Jul 21, 2005
  2. B. Genser, W. März, LDL-Cholesterin, Statine und kardiovaskuläre Ereignisse: Eine Metaanalyse, http://www.lipid-liga.de/uhu/pdfs/stellungnahme_metaanalyse.pdf (abgerufen am 18. August 2006)
  3. Referenzliste des Statistik-Dienstleisters "bg stats" mit Pfizer als Auftraggeber für "Lipid-Liga-Stellungnahme": http://www.bgstats.com/deutsch/projekte.htm (abgerufen am 18. August 2006)

Weblinks


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