Dettmar Cramer (Fußballtrainer)

Dettmar Cramer (Fußballtrainer)

Dettmar Cramer (* 4. April 1925 in Dortmund) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und -trainer.

Inhaltsverzeichnis

Berufliches Leben

Anfänge und Abstecher zum Journalismus

Cramer begann seine Laufbahn bei Viktoria Dortmund und Germania Wiesbaden. Seine junge Karriere als Trainer und Spielertrainer führte ihn zu den Vereinen Teutonia Lippstadt, VfL Geseke, FC Paderborn und TuS Eving-Lindenhorst. Vom Jahreswechsel 1948/1949 bis zum 30. Juni 1963 war er als Cheftrainer des Westdeutschen Fußball-Verbandes in Duisburg tätig.

Weitgehend unbekannt ist, dass er nach dieser Karriere versuchte, im Journalismus Fuß zu fassen. Er wurde Erster Redakteur im Sportbereich des Zweiten Deutschen Fernsehens. Allerdings hielt es ihn hier nur drei Monate. Nach eigenen Aussagen fehlte ihm hier der direkte Kontakt zum Fußball. So verließ er diesen Posten, um drei weitere Monate in Japan als Fußball-Lehrer zu arbeiten.

Zeit beim DFB und weiteren Nationalmannschaften

Am 1. Januar 1964 kehrte er zum Deutschen Fußball Bund zurück. Er wurde unter anderem auch Assistent von Helmut Schön. Diese Position bekleidete er auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1966, hier zusammen mit Udo Lattek. Bis zum 30. Juni 1974 blieb Cramer DFB-Trainer und wurde in dieser Zeit auch als FIFA-Trainer in rund 70 Ländern eingesetzt. So erwarb er sich den nachher oft in der Presse zitierten Status des „Weltenbummlers“. Am 1. August 1974 holte ihn der US-amerikanische Fußballverband als Nationaltrainer.

Bundesliga und Erfolg im Europapokal

Im Laufe der Jahre hatte Cramer mehrere Angebote aus der Bundesliga erhalten, die er aber stets abgelehnt hatte. Am 16. Januar 1975 übernahm er dann doch die Position des Cheftrainers beim FC Bayern München. Anfangs stand Cramer hier stark in der Kritik. Seine nüchterne Art unterschied ihn zu sehr von seinem Vorgänger, dem Medienmann Udo Lattek, was sowohl den Vorstand als auch die Fans irritierte. Zudem war der US-Verband seinerzeit unzufrieden mit dem überraschenden Ausscheiden ihres Cheftrainers und deutete an, die Vertragsauflösung überprüfen zu lassen. Auch tauchte der Name Max Merkel, der den Nachbarclub TSV 1860 München trainierte, als mögliche Ablösung auf. Dass Cramer diese schwierige Phase überstand, hatte er vor allem dem Führungsspieler Franz Beckenbauer zu verdanken, den Cramer seinerzeit beim DFB vor dem Rauswurf aus der DFB-Jugend bewahrt hatte.[1]

Mit den Bayern wurde Cramer 1975 und 1976 Europapokalsieger der Landesmeister. 1976 wurde er zudem Weltpokalsieger. Da der FC Bayern allerdings die Deutsche Meisterschaft verfehlte, wurde er schließlich zum Ausscheiden gezwungen. Im Dezember 1977 machte der Verein ein Tauschgeschäft mit Eintracht Frankfurt: Cramer wechselte im Tausch für Gyula Lóránt an den Main. Allerdings wurde keiner der beiden Vereine mit diesem Geschäft glücklich. Während der FC Bayern zum Ende der Saison 1977/78 nur Tabellenzwölfter wurde und somit die schlechteste Platzierung der Bundesligageschichte verzeichnen musste, wartete die Frankfurter Mannschaft ebenfalls nur mit durchschnittlichen Leistungen auf. Cramers Engagement bei der Eintracht endete daraufhin zum 30. Juni 1978.[2]

Saudi-Arabien und Rückkehr in die Bundesliga

Vom Herbst 1978 bis Dezember 1981 war er in Saudi-Arabien als Nationaltrainer sowie beim Club Al-Ittihad tätig.[3] Von Dezember 1981 bis Mai 1982 trainierte er den griechischen Verein Aris Thessaloniki.

Zur Saison 1982/83 kehrte Cramer als Trainer von Bayer 04 Leverkusen in die Bundesliga zurück. Während seiner dreijährigen Tätigkeit erreichte er 1983/84 mit Bayer erstmals einen einstelligen Tabellenplatz, konnte diese Leistung aber in der Folgesaison nicht wiederholen und verließ den Verein und die Bundesliga.[4]

Japan

Nach seiner Bundesligazeit wirkte er noch auf einigen Auslandsstationen, unter anderem wieder in Japan. Dort wird er noch heute als Begründer des modernen Fußballs verehrt und wurde 2005 als in der ersten Gruppe in die Japanische Fußball-Ruhmeshalle aufgenommen. Bis vor wenigen Jahren ging er auch regelmäßig auf Vortragsreisen in das Land.[5]

Im Jahre 2002 verkündete Cramer offiziell, er befinde sich ab nun im Ruhestand.

Privates

Cramer, im Zweiten Weltkrieg Oberleutnant der Fallschirmjäger[6], ist zum zweiten Mal verheiratet. Seine Frau Anna Marie lernte er während eines seiner Auslandsaufenthalte in Bangkok kennen. In der zeitgenössischen Presse wurde damals kolportiert, Cramer habe das Angebot von Bayern München akzeptiert, um seiner Frau einen Gefallen zu tun. Diese wollte, dass die Familie, zu der auch ein damals fast volljähriger Sohn gehörte, endlich sesshaft wurde.

Er wohnt heute mit seiner Familie im bayerischen Reit im Winkl.

Auszeichnungen

Als Anerkennung für sein Engagement im Ausland hat Cramer zwei Ehrenprofessuren erhalten, außerdem wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Kaiser Hirohito persönlich verlieh ihm den höchsten Kulturorden Japans für sein Engagement als Trainer der Nationalmannschaft anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1968. Ferner wurde Cramer ehrenhalber zum Häuptling der Mohikaner und Sioux ernannt.[7]

Trivia

Aufgrund seiner akribischen Arbeit wurde Cramer „Fußball-Professor“ genannt; wegen seiner Körpergröße von nur 1,61m trug er auch den Spitznamen „Napoleon“. Er ließ sich auch einmal in einer entsprechenden Kostümierung fotografieren. Sepp Maier nannte ihn scherzhaft „Laufender Meter“.

Anfang März 2009 schaltete der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. eine TV-Kampagne, in der in kurzen Einspielungen auch Dettmar Cramer zu sehen ist. Der Spot steht unter dem Thema „Jeder hat etwas, das ihn antreibt“ und wurde von der Berliner Agentur Heimat konzipiert. Begleitend hierzu wurden 10 Porträtfilme entwickelt, deren Verbreitung nur im Internet erfolgt. In den mehrminütigen Filmen erzählen die Protagonisten der eigentlichen Kampagne über ihr Leben. Cramer erläutert in diesem Zusammenhang, wie er den Fußball nach Japan brachte.[8] Im Januar 2010 wurde der Werbespot der Volksbanken und Raiffeisenbanken von den horizont.net-Lesern zum erfolgreichsten Werbespot 2009 gewählt.[9]

Einzelnachweise

  1. Der sanfte Pate
  2. Der 34. Spieltag der Bundesliga 1977/1978, in: www.t-online.sport-dienst.de
  3. Dietrich Schulze-Marmeling: Strategen des Spiels, Verlag Die Werkstatt, 2005, Seite 360, ISBN 3-89533-475-8
  4. Dettmar Cramer, in: www.transfermarkt.de
  5. Der "Napoleon" des Fußballsports wird 80. In: stern.de, 4. April 2005.
  6. Verrat vermieden. In: Der Spiegel, Heft 46/1968, 22. Jahrgang, S. 122.
  7. Boris Hermann: Trainerfuchs Dettmar Cramer – Ein Napoleon auf Weltreise. In: spiegel.de, 8. Juli 2005.
  8. Porträtfilm zur Volksbank-Imagekampagne. In: horizont.net, 2. April 2009.
  9. horizont.net.

Weblinks


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