Detlev Albers

Detlev Albers

Detlev Albers (* 13. November 1943 in Goslar; † 31. Mai 2008 in Bremen) war ein deutscher Politikwissenschaftler, Universitätsprofessor und ehemaliger SPD-Landesvorsitzender in der Freien Hansestadt Bremen.

Bekannt wurde er unter anderem durch eine Aktion, bei der er anlässlich der Rektoratsübergabe an der Universität Hamburg am 9. November 1967 gemeinsam mit seinem Kommilitonen Gert Hinnerk Behlmer das Transparent „Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren“ entrollte.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Albers machte 1963 Abitur in Hamburg und studierte zunächst in Bonn und dann in Hamburg Rechts- und Sozialwissenschaften. Er war 1966/1967 Vorsitzender des Hamburger AStA und setzte sich in Bezug auf die Mitbestimmung an deutschen Hochschulen für die sogenannte „Drittelparität“ zwischen Professoren, dem akademischen Mittelbau und den Studenten ein.[2] Nach dem Ersten juristischen Staatsexamen (1969) war er 1969–1972 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hamburger Forschungsstelle der Vereinigung deutscher Wissenschaftler, die Carl Friedrich von Weizsäcker leitete. 1973/1974 arbeitete er bei Horst Kern als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Sozialwissenschaftlichen Seminar der Technischen Universität Hannover und promovierte an der FU Berlin mit einer Arbeit über Ursache und Verlauf sozialer Konflikte, dargestellt am Beispiel der italienischen Streikbewegung 1968–1971 zum Dr. phil..

Wissenschaft

Ende 1974 erhielt Albers eine Assistenzprofessur, dann eine Professur im Studiengang Politikwissenschaft der Universität Bremen. 1977–1981 war er Konrektor der Uni Bremen, 1983–1985 Sprecher des Fachbereiches Human- und Gesellschaftswissenschaften und Beauftragter für die Lehre im Studiengang 1992/1993. 1986 wurde Albers Vorstandsmitglied der Akademie für Arbeit und Politik (bis 1993) und 1992 Mitglied des Konversionsbeirats im Land Bremen (bis 1996). 2001 gründete er am Institut für Politikwissenschaft das Bremer Forum für Europäische Regionalpolitik (BFER) und übernahm dessen Leitung.

2004 gründete er die elektronische Zeitschrift Social Europe Journal (SEJ) und wirkte bis zu seinem Tod als deren Chefredakteur.[3]

Partei

Albers war Mitglied der SPD seit 1966, war von 1987 bis 1995 Mitglied im Stadtteilbeirat Neustadt. Von 1999 bis 2007 gehörte er dem Bundesvorstand der SPD an. 1993 bis 2004 war er Mitglied des Landesvorstands der SPD Bremen, dabei von 1995 bis 2004 als Vorsitzender.[4] Albers war bis zu seinem Tod Mitglied des SPD-Parteirates und der SPD-Grundwertekommission. Außerdem wirkte er am neuen SPD-Grundsatzprogramm, dem Hamburger Programm, mit.[5][6]

Tod

Am 31. Mai 2008 starb Albers im Alter von 64 Jahren an einem Schlaganfall.[7][8][9] Bei der Trauerfeier in der Bremer Liebfrauenkirche hielten Heidemarie Wieczorek-Zeul, Jens Böhrnsen und sein alter Kommilitone, der ehemalige Hamburger Kulturstaatsrat Gert Hinnerk Behlmer, die Reden. [10]

Veröffentlichungen

  • mit Werner Goldschmidt & Paul Oehlke: Klassenkämpfe in Westeuropa. Frankreich, Italien, Grossbritannien. Rowohlt, Reinbek 1971, ISBN 3-499-11502-6
  • Ursachen und Verlauf sozialer Konflikte, dargestellt am Beispiel der italienischen Streikbewegung, 1968-1971. Dissertation. Freie Universität Berlin, 1974
  • mit Kurt Neumann & Kurt Wand (Hrsg.): Orientierungsrahmen, ohne Alternative? Zur Diskussion um Alternativen sozialdemokratischer Politik. dvk-Verlag Obiora, Berlin 1976, ISBN 3-88107-008-7
  • Demokratie und Sozialismus in Italien. Der „historische Kompromiss“ und die Strategie der Parteien und Gewerkschaften. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1978, ISBN 3-593-32263-3
  • mit Josef Hindels & Lucio Lombardo Radice (Hrsg.): Otto Bauer und der „dritte“ Weg. Die Wiederentdeckung des Austromarxismus durch Linkssozialisten und Eurokommunisten. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1979, ISBN 3-593-32617-5
  • mit Josef Cap, Pietro Ingrao & Didier Montchane (Hrsg.): Perspektiven der Eurolinken. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1981, ISBN 3-593-32836-4
  • (Hrsg.): Kapitalistische Krise und Strategien der Eurolinken. Fragen einer sozialistischen Politik in Westeuropa. spw-Verlag, Berlin 1982, ISBN 3-922489-03-6
  • (Hrsg.): Westeuropäische Gewerkschaften. Krisenbewältigung im Vergleich. Argument-Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-88619-085-4
  • Versuch über Otto Bauer und Antonio Gramsci. Zur politischen Theorie des Marxismus. Argument-Verlag, Berlin 1983, ISBN 3-88619-032-3
  • mit Franco Andreucci (Hrsg.): Der Weg der Arbeiterbewegung nach 1917. Zur sozialistischen Theorie in der Zwischenkriegszeit. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1985, ISBN 3-593-33498-4
  • mit Horst Heimann & Richard Saage (Hrsg.): Otto Bauer, Theorie und Politik. Argument-Verlag, Berlin 1985, ISBN 3-88619-129-X
  • * mit Kurt Neumann (Hrsg.): Über Irsee hinaus! Zur Kritik am Programmentwurf der SPD. spw-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-922489-09-5
  • Sozialismus im Westen. Erste Annäherungen: Marxismus und Sozialdemokratie. Argument, Berlin/Hamburg 1987, ISBN 3-88619-364-0
  • mit Frank Heidenreich, Heinrich Lienker & Kurt Neumann (Hrsg.): Sozialismus der Zukunft. Grundlagen für das neue Programm der SPD. spw-Verlag, Berlin 1988, ISBN 3-922489-11-7
  • mit Frank Deppe & Michael Stamm (Hrsg.): Fernaufklärung : Glasnost und die bundesdeutsche Linke. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1989, ISBN 3-462-01988-0
  • (Hrsg.): Regionalpolitik der europäischen Gewerkschaften. Eine vergleichende Bestandsaufnahme für Grossbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland. Bund-Verlag, Köln 1993, ISBN 3-7663-2428-4
  • mit Andrea Nahles (Hrsg.): Linke Programmbausteine. Denkanstöße zum Hamburger Programm der SPD. Vorwärts-Buch, Berlin 2007

Weblinks

Fußnoten

  1. Stern: Was macht eigentlich… : Detlev Albers. 6. Mai 2003
  2. Spiegel Online: Apo-Veteran Albers: „Arbeitslosigkeit kannten wir 68er nur aus Büchern“. 6. Februar 2006
  3. Social Europe Journal: Authors (mit Links zu den Artikeln von Albers)
  4. Die Welt: SPD-Landesvorsitzender Detlev Albers tritt ab. 11. Dezember 2003
  5. Die Welt: SPD mit ersten Beiträgen zum Grundsatzprogramm. 18. Januar 2001
  6. Frankfurter Allgemeine Zeitung: Das publizistische Vorgeplänkel um das „Hamburger Programm“ der SPD: Aufmarsch der Gladiatoren. 1. Oktober 2007
  7. Süddeutsche Zeitung: SPD-Politiker und Politologe Detlev Albers gestorben. 31. Mai 2008
  8. WAZ: SPD-Politiker und Bremer Politologe Detlev Albers tot. 31. Mai 2008
  9. die tageszeitung: Bremer SPD-Stratege Detlev Albers ist tot. 2. Juni 2008
  10. die tageszeitung: Trauerfeier für Detlev Albers. 14. Juni 2008

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